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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 73
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traten auf. Schließlich wurde der Landtag aufgelöst. Die Neuwahlen erbrachten
eine der Regierung ergebene Mehrheit, und der Schwung des Verfassungslebens,
der weit über Badens Grenzen hinaus die Teilnahme und Bewunderung aller freiheitlichen
Kreise erweckt hatte, verschwand unter der Erstarrung der Veränderung
. Dagegen erwies sich die Fürsorge für das materielle Wohl segensreich: Der
Staatshaushalt wies gegen Ende der Regierungszeit Großherzog Ludwigs einen
Überschuß auf. Baden war durch die Entdeckung der Salzlager von Dürrheim
und Rappenau von der Salzversorgung des Auslandes unabhängig geworden. Den
beiden Universitäten Heidelberg und Freiburg wurde eine erhöhte Fürsorge zuteil
. Aber Ludwig war zuerst Selbstherrscher; er hatte sich das Vertrauen des
Landes verscherzt. Eine allgemeine Erleichterung trat ein, als er am 30. März 1830
die Augen schloß.

Mit um so größeren Hoffnungen kam man seinem Nachfolger entgegen, dem
Sohn Karl Friedrichs aus zweiter Ehe, Großher^pg Leopold. Er errang sogleich die
allgemeine Verehrung und Liebe ob seiner bürgerlichen Sitten und seines leutseligen
Wesens. Gerade zur rechten Zeit war der Regierungswechsel eingetreten;
die reaktionären Minister traten zurück. Das Ministerium des Innern übernahm
Ludwig Winter, dem Nebenius als Ministerialdirektor zur Seite stand. Jetzt beginnt
ein regeres politisches Leben, das nunmehr auch auf das Bürger- und Bauerntum
übergreift. Ein freiheitliches Gemeindegeset^ wurde von der Regierung eingebracht
; viele der früheren Forderungen wurden verwirklicht. Die Kraft der
geistigen Höhe bezeugt das Verlangen nach einer Entwicklung des Deutschen
Bundes hin zur deutschen Nationaleinheit und deutscher bürgerlicher Freiheit. Da
trat die erstarkte Reaktion dieser schönen Entwicklung entgegen. Überall war die
Aufsicht der Polizei zu spüren. Von weitreichenden Folgen war aber der 1835
beschlossene Anschluß an den Deutschen Zollverein begleitet; zugleich genehmigte
der Landtag 1838 den Bau einer Staatseisenbahn von Mannheim bis %ur Schweiber
Grenze. Im gleichen Jahr starb der hochverdiente Minister Winter. Noch lange
lebte im Volk sein Name in dankbarer Erinnerung fort. An seine Stelle trat der
reaktionäre Freiherr von Blittersdorf. Er bekämpfte die Ideen des freiheitlich gesonnenen
Landtags; Auflösungen brachten nur eine verstärkte Opposition hervor
. Schließlich war der tiefe Riß zwischen Regierung und ihrer Bürokratie und
dem Volk unverkennbar. So kam das Jahr 1847 heran. Volksversammlungen
fanden statt in OfFenburg.

In dieser Zeit vollzog sich die endgültige Scheidung zwischen Liberalen und
Radikalen unter der Führung des Mannheimer Rechtsanwalts Friedrich Hecker.
Die Entwicklung schritt rasch voran. Der Abgeordnete Bassermann brachte im
Februar 1848 den in ganz Deutschland freudig aufgenommenen Antrag ein, am
Bundestag in Frankfurt eine Vertretung der deutschen Landstände einzusetzen zur
Erzielung einer gemeinsamen deutschen Gesetzgebung und einheitlicher Nationaleinrichtungen
. Unter dem Eindruck des Sieges der Februarrevolution in Frankreich
stieg die Leidenschaft des politischen Kampfes in zahlreichen Versammlungen
und einer Menge von Abordnungen in der Residenzstadt zur vollen Höhe.
Gustav v. Struve übergab die Forderungen der IL Kammer des Landtags. Die Regierung
bewilligte die Errichtung von Bürgerwehren, die Einführung der Schwurgerichte
und die Pressefreiheit. Sie sagte auch weiterhin die Aufhebung der reaktionären
Ausnahmegesetze zu. Im März 1848 traten die republikanischen Bestrebungen
offen zutage. Die radikale Partei überzog das ganze Land mit einem
Netz von politischen Volksvereinen. Unter dem Recht der Pressefreiheit verfochten
zahllose kleine Lokalblätter ihre Ziele in schrankenloser Agitation.

Etliche bewaffnete Bewegungen scheiterten. Vom See her aber marschierten
Freischaren, bunt zusammengewürfelt, um die deutsche Republik herbeizuführen.
Am 20. April 1848 standen sie auf der Scheideck, dem Paß zwischen Steinen und

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