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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 85
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Flut von Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen bedingen. Die im vergangenen
Jahr 1957 von der Genossenschaft registrierte angelieferte Milchmenge betrug
insgesamt 454000 Liter.

Der Anschluß unserer Gemeinde an das elektrische Stromnetz im Jahre 1908
war von außerordentlicher Bedeutung. Abgesehen von der Annehmlichkeit der
neuartigen Beleuchtungsmöglichkeiten, von denen anfangs aber nur sehr spärlich
Gebrauch gemacht wurde, brachte der Kraftstrom vielfache Erleichterung und
Befreiung von schweren körperlichen Arbeiten. Von diesen zählten die handgetriebenen
Dreschmaschinen wohl zu den unmenschlichsten Verrichtungen.
Aber erst im Laufe von Jahren und Jahrzehnten konnten sich die einzelnen Betriebe
die notwendigen Einrichtungen beschaffen, um sich die Vorteile der elektrischen
Energie voll nutzbar zu machen. Während sich in den letzten Jahren viele
Familien moderne elektrische Geräte für den Haushalt beschafften, ist die neueste
Errungenschaft auf diesem Gebiet in unserer Gemeinde die Einrichtung einer
Tiefgefrieranlage im Rathauskeller. Die Eigentümer der 72 Einzelfächer sind der
Molkereigenossenschaft als besondere Gemeinschaft angeschlossen.

Im ganzen gesehen war die Zeit vor dem ersten Weltkrieg bestimmt von einer
ausgeprägten Bescheidenheit und Sparsamkeit in der Lebenshaltung auf allen
Gebieten. Die Arbeit vollzog sich in der überlieferten Art ohne besondere Experimente
oder Neuerungsversuche, im Bereiche der landwirtschaftlichen Produktion
. An Pflug und Wagen wurden größtenteils Ochsengespanne verwendet,
die den langsamen und schweren Arbeits-Rhythmus der Zeit mit bedingten. Noch
wurde von den meisten Bauern Hanf oder Flachs angebaut, obwohl damit kein
lohnender Ertrag mehr zu erzielen war.

In der damals lebenden älteren Generation waren noch einige Vertreter des
ehemals bedeutenden Weberhand wer ks. Schneider und Schuhmacher waren zahlreicher
als heute. Außer den Handwerkern gab es aber nur wenige Menschen im
Dorf, die nicht in der Landwirtschaft ihre Beschäftigung fanden. Diese wenigen
waren meistens an der Eisenbahn tätig. Für die Dürftigkeit der sozialen Verhältnisse
ist bezeichnend, daß damals das Mittagessen für diese Eisenbahnarbeiter von
deren Frauen oder älteren Kindern täglich zur Station Efringen getragen wurde,
von wo es zu den betreffenden Arbeitsplätzen befördert worden ist.

Die sehr seltenen öffentlichen Veranstaltungen waren an ein gewisses Herkommen
gebunden. Der Gesangverein hielt meistens im Frühjahr ein Waldfest
ab. Den Höhepunkt des geselligen, oder wenn man so sagen darf, des gesellschaftlichen
Lebens im Dorf bildete damals, wie überall im Reich, die Kaiser-Geburtstagsfeier
, die vom Militär verein, gegründet 1887, veranstaltet und mit feierlichem
Kirchgang am Vormittag eingeleitet wurde. Abends fand im Rathaussaal eine
Theateraufführung mit leichteren Darbietungen statt, an welche sich in einem der
beiden Gasthäuser ein gemeinsames Nachtessen anschloß. Pflege der Kameradschaft
und vaterländischer Gesinnung waren die Aufgaben dieses Vereins, der
jahrzehntelang in der Gemeinde eine Bedeutung hatte, da ja die Ableistung der
militärischen Dienstpflicht für jeden gesunden jungen Burschen eine Selbstverständlichkeit
war, der sich keiner entziehen wollte.

1914

In dieses Dasein einer ruhigen und gesicherten Entwicklung trat plötzlich, als
im Sommer des Jahres 1914 das erste Getreide geschnitten wurde, die drohende
Kriegsgefahr. Wer jene Zeit, besonders als junger Mensch, miterlebt hat, der weiß,
daß der „Geist von 1914" kein Phantom, sondern eine Realität war, der in der
größten und eindeutigsten Willensäußerung deutscher Jugend bei Langemarck
seinen symbolischen Ausdruck gefunden hat, der sich aber gleichermaßen allent-

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