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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 261
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0263
vorlegte, die folgende Register enthielt: Im Manual: Prinzipal 4', Oktav 2',
Flauto 4', Super Oktav 1', Cornett 5fach 2\ Coppel 8', Mixtur 3fach 1', Quint 1/2;
im Pedal: Subbaß 8', Tromp. Baß 8', Choralbaß 4', Fornitur. Da die noch benötigte
Restsumme von 1000 fl. nur teilweise durch Spenden von Gemeindegliedern
zur Verfügung gestellt werden konnte, mußte alles übrige aus dem
Gemeindeärar bzw. aus dem Almosen bestritten werden. Als man den Markgrafen
im Februar 1798 um Bewilligung eines Beitrages von 200 fl. aus dem Almosen ersuchte
, ließ dieser sich von dem Karlsruher Kapellmeister Schmittbauer zuerst ein
Gutachten über die geplante Orgeldisposition vorlegen, das ihm am 29.4.1798 ausgehändigt
wurde und an Originalität nur schwer zu übertreffen ist. Es lautet im
Auszuge:

Durchleuchtigster Markgraff, gnädigster Fürst und Herr!

Hier kann man mit Wahrheit sagen, Ey so scheine! — cy so scheind — daß Du deine Ehr
verschneidest. Das heißt die Untertanen übers Ohr hauen! Ist das auch eine Disposition zu
einer Neuen Orgel? Wie diese sinnlose und betrug auszuübenscheinende Disposition
da liegt, unbestimmt da liegt, will ich diese Orgel höchstens für 6 — 700 fl liefern . . .

In der eingeschickten Disposition sind im Manual nur 8 Register statt 9. Soll vielleicht
die am Ende der Disposition angesetzte Fornitur an das Manual gelten? und ist dieses, was
sollen 2 Mixturen in diesem kleinen Werk tun? Warum ist im Manual nur ein winziges
8-füßiges Register? Zwar von Holz! Warum nennt er, Bernauer, seinen 8-füßigen Baß
einen Subbaß? Weiß er den Unterschied zwischen Sub- und Oktavbaß nicht? Was soll das
Wort Choralbaß 4 Fuß Ton heißen, der im Grund nur ein Flötenbaß ist? Warum, wenn
ihm die Höhe mangelt, setzt er keinen gedeckten 16-füßigen Sub- und einen 8-füßigen
Oktavbaß — der der majorenne Sohn des Altvaters Subbaß ist? An was soll sich eine
ganze singende Gemeinde halten, wenn keine tiefen Register im Manual und hauptsächlich
im Pedal sind? . . . Ich muß schweigen, sonst komme ich zu weit, nur noch beisetzen,
daß ich wünschte, so wie diese Disposition unbestimmt — unvollkommen zu dieser Orgel
daliegt, worin die meisten Register und deren Pfeifen nicht größer als Rattenschwänze sind
— daß in der Claviatur jeder Tangent einen feinen Stachel hätte — unter jedem Tangent
ein lebendiger Rattenschwanz — zur Abwechslung aber im Baßtangenten lauter lebendige
Katzenschwänze liegeten und dann nachdrücklich gespielt würden, was müßte dies für eine
herrliche und angenehme Harmonie geben? Aber nicht für dich, lieber Gott! Ich bin zum
Schluß des untertänigsten Dafürhaltens, diese unbestimmt Disposition zur besseren
Erläuterung und Vervollkommnung brevi manu zurückzuschicken, da ich außerstand
bin, diese Disposition abzuschätzen, noch viel weniger zu approbieren. Ich lege hier ein
Promemoria zur gnädigsten Überlegung untertänigst bei und ersterbe in tiefster Erniedrigung
Eurer hochfürstlichen Durchleucht

Karlsruhe, den 29. 4. 1798.

untertänigst treu gehorsamster Schmittbauer, Kapellmeister

Inzwischen aber hatten in gutem Glauben unsere getreuen Egringer den Orgelkauf
bereits abgeschlossen und das vernichtend kritisierte Werk in unserer Kirche
aufgestellt. In einer Gemeindeversammlung vom 13. Juli. 1798 erklärten die
Egringer Bürger einstimmig, daß sie trotz der Anstände des Herrn Kapellmeisters
Schmittbauer Bernauers Orgel zum aecordierten Preise von 1400 fl. behalten
wollten. „Jeder, der sie im Besitz dieser guten Orgel zu stören suchen würde, sei ein
Störer der unschuldigen Freuden, welche sie dadurch genössen, daß dieselbe
ihnen nach so vielen ausgestandenen Kriegsbedrängnissen zu einer kleinen Erholung
und Ermunterung ihrer Gemüter diene. Das noch fehlende Geld wollten
sie, ohne das Almosen oder die Gemeindekasse in Anspruch zu nehmen, durch
freiwillige Spenden aufbringen. Es könne wohl sein, daß im Unterland, wo alle
Lebensbedürfnisse und vermutlich auch die Materialien zu einer Orgel ungleich
wohlfeiler als hier oben seien, das gleiche Werk zu einem geringeren Preise hergestellt
werden könnte. Es fehle aber an geschickten, das Zutrauen der Einwohner

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