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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 306
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1959/0308
Hitzig darauf hin, daß er in Wahrheit mit seinen Wünschen eher zu bescheiden
gewesen, und gibt uns damit einen interessanten Einblick in den damaligen Zustand
des Pfarrhauses: eine Besichtigung des Pfarrhauses werde feststellen, daß
7-8 Fensterläden fehlen, andere beinahe ganz faul seien. Diejenigen im Schlafzimmer
gewähren vor Wind und Kälte keinen Schutz mehr, mehrere können gar
nicht geöffnet werden, ohne daß sie zusammenfallen. Ein Teil der Gartenmauer
sei im Begriff einzustürzen. Die Gastzimmertüre sei so schlecht, daß sie bei geringstem
Druck zusammenstürze. Die Treppe im 2. Stock sei also beschaffen, daß
durch das Begehen derselben allerlei Staub und Unrat in die Küche falle, ein Teil
der Gipsdecke sei heruntergestürzt und das übrige drohe, einem auf den Kopf zu
fallen usw. Aus den Darlegungen von Karl Seith (Seite 107) haben wir ersehen,
daß der Streit zu Beschlagnahmung und zu Verkauf von Spitalsfrucht führte und
damit zu einem Streit, der bis zu Bürgermeister und Staatsrat in Basel einerseits
und zum badischen Ministerium andererseits führte.

Im Gegensatz zu anderen Kollatoren hören wir über die Spitals verwaltung selten
Klage darüber, daß sie ihren Baupflichten dem Pfarrhause gegenüber nicht nachkomme
. Um so tragischer ist es, daß gerade am Ende des gemeinsamen Weges
dieser Streit steht. Doch gilt es zu bedenken, daß es Übergangszeit war. Und
solche Zeiten tragen stets mehr Konflikts Stoffe in sich, als es beiden Teilen angenehm
sein mag.

15. Karl Johann Konstantin Fernand, 1836-1850

Nachdem Pfarrer Rink, ein Schüler Johann Peter Hebels, von dem uns leider
bis jetzt nichts weiteres bekannt ist, im September 1835 nach Grenzach verzogen
war, war Egringen bis Mai 1836 ohne Pfarrer. Die Pfarrer von Efringen und
Kirchen mußten sonntäglich um y29 Uhr mit dem Pferdefahrzeug geholt und
wieder heimgebracht werden. „Denn wenn sie den Pfarrer nicht abholen würden,
so bliebe derselbe zu Haus, weil sie nicht verlangen können, daß ein auswärtiger
Pfarrer seine Gesundheit in jeder Witterung aussetzen sollte" (Camerariats-
bericht 30. 12. 35). Aber die Zeit des Frondens war vorbei. Stets waren die Bürger
in der markgräflichen Zeit zwar zum Gehorsam, nie aber zu eigenem persönlichem
Einsatz erzogen worden. Und so weigerten sich die Egringer, diesen sonntäglichen
Dienst ohne Vergütung zu tun. Jakob Enderlin schloß einen Vertrag über 40 krz
Fuhrlohn und 10 krz Trinkgeld für den Knecht, was zu einem längeren Hin und
Her führte. Der Bürgermeister beantragte die Bestreitung dieses Betrages aus dem
Fiskus. Das Camerariat des Pfarrfiskus aber verweigerte die Bezahlung, da Kosten
dieser Art überall von den Gemeinden selbst bestritten würden. Selbst die Gemeinde
Grenzach, die 1 % bis 2 Stunden von Lörrach entfernt gelegen sei, habe in
ähnlich gelagertem Fall diese Kosten übernommen. Angesichts der vielen Vaca-
turen in der Diözese sei es für den Fiskus auch völlig unmöglich, auch noch für
Kosten solcher Art aufzukommen, was auch sonst noch nie verlangt worden sei.
Auch sei das Abholen eines Geistlichen keine eigentliche Fron, sondern ein
Dienst der Gemeinde für sich selbst. Dekan Hitzig bemerkte, die Forderung der
Gemeinde sei offenbar „aus dem Geiste einer neuen Zeit" erwachsen. Im Februar
1836 konnte er jedoch berichten, daß die Egringer doch treu und bieder ihre
Fahrtkosten übernommen hätten, denn sie hätten nichts mehr geltend gemacht.

Am Himmelfahrtsfeste 1836 wurde Pfarrer Fernand als neuer Pfarrer in der
Kirche eingeführt. Er hatte sehr um diese Pfarrei kämpfen müssen, denn sie galt
als eine „mittlere" Pfarrei, für die er noch zu jung erschien. Er bezog darum auch
zunächst nicht seine ganze Besoldung, sondern hatte für 6 Jahre 200 fl. und für
weitere 4 Jahre 100 fl. an den „altbadischen Hilfsfonds" abzuliefern. Doch zeigen
die Akten, wie schwer ihm dies fiel. Die Zehntablösung hatte den Haushalt im
Pfarrhause wesentlich verteuert. Was der Pfarrer vorher in Naturalien erhalten

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