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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0018
Die St. Martinskirche und ihre Beziehungen
zur St. Michaelskirche in Wittlingen

Von Eugen Eble, Wittlingen

Es gab schon manches Rätselraten um diese Kirche. Auf dem Oberen Hor-
acker, genauer auf der Flur Z'Marten, sollte eine Kapelle, eine Wallfahrtskirche,
gestanden sein, und 1876 fand Jakob Gempp sogar einen Abendmahlskelch an
der Stelle, wo der Moosgraben den Wald verläßt. Pfarrer Himmelheber von
Wollbach wußte in seiner Schrift „Chronik von Wollbach" von Wallfahrten
zu erzählen, die vom Wollbacher Tal auf dem Helgisbergweg über den Helgis-
berg und Alten Grund zu dieser Kirche gingen. Heute halbvergessene Sagen
erzählen von Glockengeläute, das man auf dem Sigristenmättle im Boden höre,
von einer weißen Frau, die von Nebenau im Wollbacher Tal über Z'Marte zum
Dorf komme und die man meiden müsse. Folge man ihr dennoch, so gelange
man an das Sigristenmättle, wo sich verborgene Schätze im Boden befänden.

Es erschien mir reizvoll zu untersuchen, ob diesen Sagen und Überlieferungen,
dem Flurnamen Z'Marten und auch dem unkontrollierbaren Fund geschichtliche
Wahrheit zugrunde liege, und in den Archiven zu Basel und Karlsruhe begann
ich daher, nach dieser Kirche zu forschen. Zunächst aber war das Gute sehr nahe:
Auf dem Schulspeicher lagen, bisher unbeachtet, Renovationsbücher von 1771
und die Gemeinderechnungen von 1713 bis 1801, das Pfarramt besaß alte Be-
raine, und immer wieder stieß ich auf unsere St. Martinskirche. Als Frucht
langjährigen Mühens kann ich nun die Ergebnisse meiner geschichtlichen Studien
vorlegen, die durch meine Ausgrabungen im Mai 1958 gekrönt wurden.

Überall auf dem Horacker und besonders auf Z'Marte und dem Sigristenmättle
wurden frühgeschichtliche Scherben gefunden.1) Einmal waren es Maulwürfe
, die die Grabarbeiten übernahmen, ein andermal eine Bodenuntersuchung.
Und als 1940 die „Neue Straße" nach Haagen gebaut wurde, traten auch Siedlungsreste
am südlichen Straßenrand zutage. Kein Zweifel, daß hier ein oder
mehrere Gebäude standen, und es lag nahe, an den Hof Grensheim zu denken,
der 1206 auf Wittlinger Gemarkung erwähnt wurde.2) Dies um so mehr, als
außerhalb des heutigen Ortsetters sonst keine Scherben gefunden wurden oder
Siedlungsreste bekannt sind.

Auch stellt der Plan die eine Fundstelle, das Sigristenmättle, besonders heraus.
Dieses Mättle erhebt sich als niederer Hügel am Waldrand in schönster, abgeschiedener
Lage am Moosgraben und bietet einen herrlichen Blick auf das
Kandertal, die Anhöhen im Westen, den Schweizer Jura und auf die Vogesen.
Es liegt in 500 m Entfernung östlich des Dorfes und etwa 30 m höher als
dieses (330 m ü. M.). Eine alte, heute aufgegebene Abzweigung des Lingweges
führte noch 1940 in die Nähe der Fundstelle auf dem Horacker, und ein erstmals
1483 erwähnter, längst abgegangener „Keßlers Weg" am Moosgraben verband
das Dorf mit dem Sigristenmättle.3)

1353 tritt unsere Martinskirche als Ecclesia S. Martini erstmals in das Licht
der Geschichte, sie wird dort zusammen mit der Ecclesia Witlikon (damals im
Dekanat Warmbach) genannt.4) Auch bezeugen 1471 „Frau Margarethe und
Verena Scholerin von Benkheim Schwestern, daß sie die Collatur und praesen-
tation der Kapelle und des Altars St. Martini zu Wittlick in Röttier Herrschaft"
von zwei Voreltern erblicherweise bekommen hatten.5) (Urgroßvater Rudolf
1279—1349, Großvater Lütold 1363—1384).6) Damit ist bewiesen, daß St. Martin
eine selbständige Kirche war, an der die Schaler von Benken - wahrscheinlich

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