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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0019
als Basler Lehen - schon um 1300 den Pfarrsatz hatten. Wir kennen sogar die
Namen einiger Pfarrer, die an dieser Kirche amteten.7) Schon 1284 stand die
Kirche mit den Schalern von Benken in Verbindung8), und Hermann Schaler,
der Vater der beiden Schwestern, wird am 21. 8. 1391 ausdrücklich als Kilch-
herre zu Wittliken genannt.9) Hierzu paßt ausgezeichnet der Flurname Hermannsgarten
von 1483, der damals „nid martins holz" liegt und „St. Martin
der Kirche zu eigen ist. Noch 1787 lesen wir: „Holz ob Hermannsgarten beim
Friestenwegerlin, jetzt im Rüttmatt - Mösslin."10) Ein schönes Beispiel dafür,
wie Flurnamen durch die Jahrhunderte geschichtliche Verhältnisse festhalten!

Mit 1471 vergeben die obengenannten Schwestern „die Collatur und
Praesentation der Capellen und des Altars zu St. Martini zu Wittlicken
in Röttier Herrschaft dem Prior und Konvent des Klosters St. Alban zu
Basel samt allen Zehnten, Nutzungen und Zugehörden", machten aber zur
Bedingung, daß die Kapelle innerhalb Jahresfrist inkorporiert werde.5) Im
folgenden Jahr erhob jedoch Arnold Reich von Reichenstein gegen den Pfarrer
Martin Frauenlob und gegen die Schwestern Schaler Ansprüche auf den Pa-
tronat.11) (Vielleicht auf Grund einer Eheverbindung einer Tochter Peters Rieh
von Richenstein mit Hannemann Schaler, genannt Rumelher, 1334).12) Er
wurde aber mit seiner Forderung durch den Generalvikar des Konstanzer Bischofs
abgewiesen und hatte alle Kosten zu tragen. Aber erst 1477 wurde die
Kapelle dem St. Albankloster einverleibt. Dabei wurden ihr gewisse Lasten
auferlegt („Capella ineumbencia").13) Die Widemgüter, die zuvor St. Martin
gehörten, waren nun Eigentum der Hauptkirche St. Michael und zinsten an
St. Alban.14) Später bekam sogar der jeweilige Sigrist von St. Michael die Matte,
auf der einst die Kirche St. Martin stand. Und dieses Mättle war noch 1935
Schulgut und ist heute Eigentum der Gemeinde! Deutlich ergibt sich die Lage
der Kirche aus einem Berain von 1483. Darin lesen wir: „Lange Rütte, lit enent
dem Bach der St. Martins capell über".15) Dies entspricht dem heutigen Sigristen-
mättle. 1486 wird ausdrücklich festgestellt: „Es ist zu wissen, daß der Convent
zu sant Alban in sunders zu Wittlicken hat ein kilchi genannt zu sant Martin".16)
In einem Vertrage von 1488 wurden unter Mitwirkung des Wittlinger Vogts
Clewin Friburger und des Schiedsmannes Gerwig von Rümmingen die Zinsanteile
und die Aufbringungskosten der Zinsen beider Wittlinger Kirchen festgesetzt
. 17) Nach Verlust seiner Selbständigkeit wurde von dem Pfarrer an
St. Michael wöchentlich nur noch eine Messe in der Kapelle gehalten und die
jährliche Kirchweihe gefeiert.18) Nun wird sie eine „tote Kirche" genannt19)
und wir finden sie später nur noch als Kapelle erwähnt. („Zum letzten Male
begegnet uns die St. Martinskirche im Jahre 1548." Krieger II, S. 490). St. Martin
war, wie auch der Oberamtmann von Leutrum um 1740 ausdrücklich bemerkt,
Wallfahrtskirche. So stand an der Abzweigung des Rümminger Weges von der
heutigen Landstraße schon 1483 „ein heiigen stöcklin" 20), ebenso hat Schallbach
eine Flur „am Helgenstöcklin" und Nebenau-Wollbach einen Helgisbergweg,
d. h. Weg, wo Helgli standen. Solche Heiligenstöcklein finden wir noch heute
allerorts an den Zugangswegen zu Wallfahrtskirchen. Daraus erklärt es sich
wohl auch, daß St. Martin, wahrscheinlich durch fromme Schenkungen, in
Rümmingen, Binzen, Wollbach, Hammerstein, Maugenhard, Haltingen, Oet-
lingen und Blansingen zinsbare Güter besaß. (Diese Zinsen fielen noch 1772
an den Rechtsnachfolger des Klosters St. Alban.) Noch im 16., 17. und 18. Jahrhundert
finden wir zahlreiche Angaben über St. Martin sowie über die Lage
von Martins Acker und Martins Holz, und Oberamtmann von Leutrum schreibt
geradezu: „Vor alten Zeiten war noch eine Capelle unten an dem Wald in
einem Mättle, dem St. Martinus gewidmet, wohin vor alters stark Wallfahrten

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