Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0020
geschehen". In dieser Kapelle war ein „Silber-vergulter Kelch" gefunden worden
, der die Inschrift trug: Maria hilf uns armen. Außerdem waren noch zwei
Wappen darauf gebildet: „Ein Wolf mit offenem Rachen und geflammter Zunge"
und „drei Ringelein schier im triangelo". Dieser Kelch ist leider ebenso verlorengegangen
wie jener, den 1876 Karl Gempp in einem Graben unweit des
Sigristenmättle fand. Es fiel uns auf, daß Wittlingen 2 Kirchen besaß. (Wir
werden am Schluß meiner Ausführungen lesen, was Joseph Sauer und H. Roth
hierzu zu sagen haben.) Einer späteren Arbeit bleibt es vorbehalten, die Geschichte
der St. Michaelskirche ausführlicher darzustellen, dennoch verdient hier
schon folgendes der Erwähnung: Die 1275 erwähnte Leut-Kirche in Witeli-
chon21) war nach Pfarrer Heinrich Roth unsere St. Michaelskirche. Im
frühen Mittelalter Betsaal der alemannischen Dorfbewohner, der selbst wieder
auf einen quadratischen, genau nach den Himmelsrichtungen georteten römischen
Bau zurückgeht, war sie später wahrscheinlich Eigenkirche einer Herrschaft
, die in der nahe dabeiliegenden Burg wohnte (Leistenziegel, röm. u. karo-
lingische Scherben bei Ur-St. Michael in den Gruben G. u. J. Rodolfus de Wite-
likon 1215). Die in Ur-St. Michael gefundenen Gebeine, dünnes Planglas u. ein
Glasgefäß, die überaus sorgfältige Mauerung auch des frühmittelalterlichen östlichen
Anbaus, die Lage der Fundamente unter zwei Kirchen und schließlich die
Ostung des Gebäudes machen es überaus wahrscheinlich, daß dieses Gebäude
die älteste, sonst nur urkundlich bekannte Vorgängerin der St, Michaelskirchen
II und III ist. St. Michael I liegt an der höchsten Stelle des (alten) Dorfes.
1353 wird sie mit der Ecclesia San Martini zusammen genannt, und 1356 ist
Her Wernher kilchhere von Wittlikon. Wahrscheinlich schon 1365, sicher aber
1464, hatten die Markgrafen den Pfarrsatz als Basler Lehen an dieser Kirche.
Die Ur-St. Michaelskirche war sehr klein (5,60 m/8,60 m), besaß aber genügend
Fassungsvermögen für die sicher noch kleine Gemeinde. Außerdem standen ja
schon in karolingischer Zeit 2 Kirchen zur Verfügung. - Als Wallfahrtskirche
bezog St. Martin seine Einkünfte in der Hauptsache wohl aus frommen Stiftungen
(vgl. die St. Martin gehörenden Güter in der Umgebung.) Mit dem
Nachlassen der Wallfahrten vielleicht schon um 1477, oder weil die Schaler
und St. Alban sie nicht mehr genügend unterstützen konnten, wird ihre Auflassung
nötig. 1493 wird sie eine ecclesia mortua genannt. St. Michael ist nunmehr
zu klein. Eine bedeutend größere St. Michaelskirche wird mit anderer
Achse (NNW/OSO) an der gleichen Stelle wie ihre Vorgängerin errichtet. Zu
St. Michael II gehörte eine Grabinschrift von etwa 1520; Grundstückskäufe der
Kirche erfolgten um 1500 beiderseits der Ur-St. Michaelskirche.22) Alle Funde,
und besonders die in der heutigen Kirche wiederverwendeten Bauelemente,
weisen für St. Michael II auf die Zeit um 1500 hin. Am 8. Mai 1958, dem
184. Jahrestage der Weihe der heutigen St. Michaelskirche, konnte ich dank
einer hochherzigen Spende von Herrn Brauereidirektor Friedrich Reitter-Lörrach
und im Einvernehmen mit dem zuständigen Denkmalspfleger, Herrn Oberschulrat
Friedr. Kuhn, eine kleine Grabung auf dem Sigristenmättle vornehmen. Es
fiel mir auf, daß dort an manchen Stellen der Graswuchs besonders gering war,
was ich auf das Vorhandensein von Mauern und Scherben im Boden zurückführte
. Dort zog ich einen Suchgraben von nur 4 m Länge und 0,40 m Breite.
Gleich bei den ersten Spatenstichen kam eine Menge Scherben zutage, und es
wurde sofort klar, daß wir uns an der Stelle eines ehemaligen Gebäudes befanden
. Es ist hier nicht der Ort, ausführlich über die Grabungsergebnisse zu
berichten, beschränken wir uns auf die zusammenfassende Darstellung des
Gesamtbefundes. Wir fanden: 1. Eine Schicht aus engliegenden Wacken auf dem
gewachsenen gelben Lehm, darüber sandig-kiesiger Lehm. 2. Sehr große Wacken,
ungeordnet und übereinanderliegend, nur die untersten auf Sand und Kies

18


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0020