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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0037
Jahr 1633 deren 67, das Jahr 1638 sogar neben den 36 einheimischen noch
58 auswärtige Täuflinge auf.

In unmittelbarer Nähe des Riehener Bannes spielte sich auch das Kriegsgeschehen
ab, als es im Spanischen Erbfolgekrieg am 14. Oktober 1702 zwischen
den Franzosen unter Marschall Villars und den deutschen Truppen unter dem
Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem Türkenlouis, bei Weil-Fried-
lingen und später auf dem Tüllingerberg zur Schlacht kam. Gewaltig war der
Schaden in den Dörfern der Markgrafschaft. Die Riehener Bauern sahen den
Brand von Weil, fürchteten auch um ihren Besitz und klagten, „wieviel Zeit
die ganze Gemein habe warten und weilen müssen und es ein elender Jammer
gewesen mit geflochtenem Volk und man das Volk habe hören schiessen und
fechten und rennen gesehen und so viel blessierte Soldaten hierher gekommen
seien."

Aus den vergangenen Kriegen wissen wir, wie fest die Schweizer Truppen
entschlossen waren, jeder fremden Macht das Eindringen in ihr neutrales Land
zu verwehren. Das Heer hielt an der ganzen Grenze Wache und wurde jeweils
einem nur für die Kriegsdauer gewählten General unterstellt. So besaß die
Schweizer Armee die Generäle Dufour (1847), Herzog (1870/71), Wille (1914/18)
und Guisan (1939/45). Auch schon während der Koalitionskriege und der Kriege
Napoleons wurden die Grenzen der Schweiz durch Truppen geschützt. Es lagen
im Riehener Bann damals abwechselnd Kontingente aus Basel, Zürich, Bern und
Glarus, so daß das Dorf niemals ohne schweizerische Besatzung war. Während
der Nacht mußten jeweils acht ortskundige Riehener die eidgenössische Mannschaft
verstärken.

Es ist von besonderem Reiz, die Kriegsereignisse, welche sich im letzten
Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in unserer badischen Heimat abspielten, vom
Standpunkt des neutralen Eidgenossen zu betrachten. Ermöglicht wird uns dies
durch die wertvolle Chronik des Riehener Weibels Hans Jacob Schultheiss,
dessen Aufzeichnungen die Jahre 1788 bis 1798 umfassen und das Geschehen
in nächster Nähe der Schweizer Grenze darstellen. Schultheiss schildert zunächst
die Unruhen und Wirren, welche im nahen Elsaß zu Beginn der französischen
Revolution nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 ausbrachen. Die
Bauern erhoben sich gegen die Amtsleute und gegen die Adligen und zerstörten
oder verbrannten deren Schlösser. Auch gegen die Juden wandten sich die
elsäßischen Bauern, „weil dieselben mit den Amtsleuten allda auf die Unterdrückung
der Bauern in gleichem Wert gestanden." Ganze Scharen von Juden
seien auf der Flucht durch Riehen gekommen und hätten sich dann in Lörrach
aufgehalten, seien aber nach einiger Zeit ins Elsaß zurückgekehrt. Auf Befehl
der Gnädigen Herren von Basel inspizierte der Riehener Landvogt die Grenze
und ließ sie an manchen Stellen durch Pfähle genauer bezeichnen. Als im Jahre
1792 die Schweizer Regimenter, welche im Dienst des französischen Königs
standen, aufgelöst wurden, wurden bis zu ihrer endgültigen Entlassung immer
wieder Offiziere und Mannschaften dieser heimgekehrten Truppen zur Grenzwacht
in Riehen einquartiert.

Das Jahr 1796 brachte größere Kriegshandlungen zwischen den französischen
Truppen und den Kaiserlichen. Es ging um die starke französische Festung in
unmittelbarer Nähe von Basel, um Hüningen und um das Werk auf der
Schusterinsel. Ein Zürcher Kontingent von 40 Mann lag in Riehen, das durch
die Bürgerschaft verstärkt wurde; auch 2 Geschütze mit 6 Kanonieren trafen
aus Basel ein. Der Angriff der Kaiserlichen auf Hüningen wurde von den
Franzosen nach einem heftigen Artillerieduell abgewiesen. Schultheiss beschreibt
diese Kampfhandlung, die sich vor den Augen der Riehener abspielte, anschaulich
: „Da unter einem fürchterlichen Kanonenfeuer etliche Stunden nicht anders

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