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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0044
ein behagliches Landhaus und waren als Stadtbürger dazu noch von der Ortssteuer
und vom Fron- und Wachdienst befreit. Das erhöhte natürlich den
Reiz des Wohnens auf dem Lande. So wurde Riehen denn - wie es in einer
Dorfbeschreibung vor 150 Jahren heißt - zum „ältesten Basler Lustsitzzentrum,
in dem die vielen zum Teil mit Pracht und Geschmack angelegten Landsitze
reicher Basler dem Ort ein schönes, gefälliges Aussehen geben". Vom Bäumlihof
bis zum Gut „Im Byfang" ziehen sich im früheren „Riechemer Unterdorf",
entlang der breiten Straße nach Basel, resp. Lörrach, die stilvollen Landhäuser,
zu deren prächtigen, von Mauern und Gittern umschlossenen Parkanlagen kunstvolle
schmiedeeiserne Gartentore führen. Hier lagen die Güter der Burckhardt,
Merian, Geigy, der Iselin, Weber, La Roche und Sarasin, während andere Landsitze
im Oberdorf entstanden und der prachtvolle Wenkenhof mit seinem Park
im Stile des berühmten Gartenarchitekten Ludwigs XIV., Le Notre, von halber
Bergeshöhe aus den Talgrund beherrscht und einen umfassenden Blick über die
ganze Basler Bucht gewährt. Infolge der weitverzweigten Beziehungen und Verwandtschaften
der Basler Familien, durch die Macht des Geldes oder durch militärische
und diplomatische Dienste an fremden Fürstenhöfen standen die Basler
Patriziergeschlechter von jeher in engem Kontakt mit einflußreichen Kreisen
des Auslandes. Berühmtheiten der verschiedensten Art hielten sich zu allen
Zeiten häufig in Basel auf und genossen hier Gastfreundschaft. Doch zog „das
goldene Tor der Schweiz" auch manche zweifelhafte Elemente an, Abenteurer,
die in der reichen Stadt leichte Beute zu machen hofften. So kam auch in
den Achtziger Jahren der berühmteste Hochstapler des 18. Jahrhunderts, der
berüchtigte Giuseppe Balsamo, der sich Alexander Graf von Cagliostro nannte,
nach Basel, wo er „Heilungen" vornahm und einen Kreis von Gönnern fand,
die an ihn und seine übersinnlichen Kräfte glaubten. Cagliostro war Sizilianer
und in Palermo 1743 geboren. Er eignete sich früh naturwissenschaftliche Kenntnisse
an, die er bei seinen spiritistischen Sitzungen als Geisterbeschwörer entsprechend
anwandte, um den gewünschten Erfolg bei seinen gläubigen Anhängern
zu erzielen. Schiller hat in seiner Erzählung „Der Geisterseher" den Hokuspokus
Cagliostros geschildert und Goethe hat ihn im „Größkophta" dichterisch
verwendet. Balsamo, alias Cagliostro, bereiste Griechenland, Ägypten und
Vorderasien, kam dann 1771 nach London und Paris, wo er beim Adel und
bei Hofe eine begeisterte Aufnahme fand, da er sich auch als Goldmacher und
Besitzer des „Lebenselixiers" aufspielte und damit viel Geld verdiente. In London
war er Freimaurer geworden, bewegte sich in höchsten Kreisen und gründete
eine Abart des Freimaurerbundes, die sog. „ägyptische Maurerei"i deren
Vorsitzender er selbst als Größkophta wurde. Nach einem Aufenthalt in Leipzig
und Berlin und in Kurland gelangte er 1782 nach Basel und nach Riehen.

Am südlichen Dorfeingang von Riehen, dort, wo die Bettinger Straße von
der Basler Straße abzweigt, erstreckt sich die breite Front des sogenannten
Glöcklihofes mit dem großen, schönen, von Mauern und Gittern umgebenen
Park. Das Gut war ursprünglich Rebgelände, in dem die Familie
Battier, französische Hugenotten, ihr Landhaus errichteten und das in verschiedenen
Abschnitten im Lauf der Zeit zum heutigen Stand heranwuchs.
In diesem Landsitz, der der Familie Bischoff-Merian gehörte, fand Cagliostro
seine eifrigsten Anhänger. In dem im Jahre 1760 im Stil des Rokoko erbauten
reizenden Gartenhaus, das heute direkt an die Basler Straße anstößt, richtete
der Italiener seine Freimaurerloge ein. Ein Treppentürmchen, das an der Ostseite
angebaut ist, trägt auf seiner Spitze einen kleinen Drachen, in dessen Maul
ein Glöcklein hängt. Ähnliche Drachenköpfe an den Ecken des Daches dienen
als Wasserspeier, während rund um den Sims des Türmchens weitere Glöckchen

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