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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0011
sich in jenen Friedens- und Kriegszeiten in Dorf und Tal vollzog. Unser
unvergeßlicher Hermann Daur hat ihm eine Reihe wunderschöner Federzeichnungen
der Schauplätze der Erzählung mitgegeben. Ein anderer geistlicher
Grundherr im Bann des Dorfes Steinen war das nahegelegene st. blasische Nebenkloster
W e i t e n a u. Aus dem Zinsrodel dieser Propstei, der aus dem Jahre
1344 stammt, erfahren wir auch die Namen von Einwohneren, die dem Kloster
zinspflichtig waren: Ruedi Ebinger, Zehnt, Schmit, Uli A b d o r f ,
Graf, Läubli der Giger, Ulrich Tegnauer, Gisi O e r 1 i, Burkhart
Faber, Ulrich, genannt M a n h a r t, Cunrat W i s 1 a t.

Keines dieser Geschlechtere hat sich durchlaufend bis auf unsere Zeit erhalten
, wohl aber ragen aus diesem Zinrodel Flurnamen hervor, die heute noch
wohlbekannt und im Gebrauch sind: der Steinenbach, der H ä f n e t,
die Reif halde, der St. Peterswald. Weitenau besaß hier nicht weniger
als 3 Lehenhöfe, daneben noch zahlreiche Einzelgrundstücke. Die Lehenleute
und die Zinspflichtigen hatten ihre Abgaben in den Meierhof beim Kloster
Weitenau abzuliefern. Im Chor jener Klosterkirche waren auch die Wohltäter
begraben, die durch ihre Schenkungen vom Jahre 1278 den Grund zum st. bla-
sischen Ding- und Schaffneihof gelegt haben: Dietrich von Rotenberg
und seine Gemahlin Adelheid von Lichtenberg. Ihre schönen
Grabmale fielen dem Umbau der Klosterkirche Weitenau im Jahre 1890 zum
Opfer.

Diese rotenbergische Schenkung zeigt uns auch ein weltliches Herrengeschlecht
, das in Steinen Grund- und Herrschaftsrechte besaß: die Herren
von Rötteln. Sie hatten vor St. Blasien schon in Steinen ihre Rechte ausgeübt
, sehr wahrscheinlich auch bereits vor Weitenau. Der eigene Ortsadel
trat kaum in Erscheinung. So verbindet sich die Geschichte des Dorfes Steinen
mit der Geschichte der Herrschaft von Rötteln.

Steinen ist also Markgräflerdorf von Anfang an

Nicht jedes Markgräflerdorf kann das von sich sagen. Als Markgräflerdorf
trat es im fürstlichen Erbgang 1315 unter die Markgrafen von Hochberg-
Sausenberg, 1503 unter die Markgrafen von Baden. Unter diesen Fürsten hatte
jedoch die Bauernsame 3 wichtige Rechte sich zu wahren gewußt: die Mitwirkung
an der Gesetzgebung, die Waffenführung und die Mitwirkung bei
der Rechtsprechung. So kommt es, daß wir auch in Steinen bäuerliche
Führergeschlechter durch Jahrhunderte hindurch feststellen können.
Sie treten auf entweder in militärischen Dienstgraden als Hauptleute, Fähnriche,
Räte, Feldwaibel und Viertelswaibel, — wie etwa in der Zeit des Bauernkrieges
— oder als Mitglieder des sog. „Gemeinen Ausschusses der
Landschaft" in der Gesetzgebung, oder als Vögte, Stabhalter und Richter
des Dorfgerichts oder gar als Richter im Landgericht auf dem Kapf bei Rötteln.
So nennen die Kirchenbücher von Steinen uns die Familien der V o 1 z und
der S c h ö p f 1 i n als solche führende Geschlechter, und ihre Heiratslinien
suchen gleichbedeutende Familien über das ganze Markgräflerland hinweg. Kein
Wunder! Trafen sich ihre Häupter doch immer wieder in den Ausschüssen zu
Rötteln, zu Sulzburg oder gar zu Karlsruhe-Durlach im Dienst zum Wohl des
Landes. Leider sind in Steinen die Grabtafeln solcher Ausschußmitglieder nicht
mehr vorhanden. Sie dürften beim Umbau der Kirche im 18. Jahrhundert zugrunde
gegangen sein. Wieslet, Schopfheim, Rötteln, Haltingen
, Weil, Wollbach, Kandern, Blansingen, Kirchen,
Holzen u. a. dürfen sich solcher seltenen Steine noch rühmen. Das 18. Jahrhundert
besaß die Ehrfurcht vor diesen Zeugen bäuerlicher Rechte nicht mehr.

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