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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0027
naturgemäß ihrem Wortschatze fehlen mußten, wurden von den Germanen
neben der Hausbezeichnung „villa" auch der Ausdruck für die Siedlungsform
= „villare" entlehnt4). Während unter Villa die ländliche Herrenwohnung
zu verstehen ist, bezeichnet das Villare den Gutshof mit einer größeren Anzahl
von Gebäuden, also eine Art Kleingruppensiedlung. Im Zuge des Landausbaues
trugen so gerade die Alemannen Siedlungsform und -name auch in
Landstriche, die zu keiner Zeit unter römischer Kolonisation standen und nun
als unechte „Villa-Orte" zu manchen Fehlschlüssen verleiten.

Wenn sich auch sehr wahrscheinlich bei der alemannischen Landnahme
gerade hier in der rechtsrheinischen Vorortzone von Äugst, an der wichtigen
Brückenstelle, eine Kontinuität der Besiedlung und Bewirtschaftung des Landes
erhielt, so wurden die römischen Wohnplätze doch weitgehend gemieden. Wir
dürfen auch nicht von unserem heutigen Siedlungsgefüge ausgehen und an geschlossene
Dorfsiedlungen denken. Auch die Wyhlener Dorfmark, der Wyhlener
Bann, ist sicherlich ein Produkt späterer Zusammenlegung und Verkoppelung
verschiedener Klein- und Hofmarkgebiete. Die moderne Siedlungsforschung
zeigt immer deutlicher den Primat des Einzelgehöftes oder der Hofgruppe und
rückt deutlich von der früheren Auffassung der geschlossenen Dorfsiedlung,
des Sippendorfes, ab 1).

Ohne die abgegangenen Orte Adaghilinswillare und Ansoldowilare beizuziehen
, die, wie ausgeführt, nicht zu lokalisieren sind, findet obige Auffassung
durch weitere Wüstungen ihre Bestätigung. So konnte erst in neuester Zeit
durch Flurnamenforschungen die topographische Situation der Siedlung „Linda"
in die Wyhlener Rheinaue gelegt werden 6). Das im Aargauer Urkundenbuch
1276 erstmals erwähnte Dorf verödete wohl schon sehr früh, denn der letzte
Urkundenbeleg (1458) weiß nur noch von zwei Höfen (Lindoberhof und Lindniederhof
) zu berichten. Neben dem südlich vom heutigen Wyhlen gelegenen
Linda wurden im 14. Jhdt. im Südosten ebenfalls noch „Hofstetten" genannt.
Der alte Flurname „Engeltal" (bei der Abzweigung von der B 34 nach Herten)
läßt auch die in einer St. Galler Urkunde aus dem Jahre 800 (1/152) erwähnte
Siedlung „ A n g i e n " (ahd. angi, engi = Enge, Talschlucht) im Bereiche der
Gemarkung Wyhlen suchen. In diese angenommene mittelalterliche Zusammenlegung
mehrerer Weiler zu einer Dorfmark Wyhlen fügt sich auch, der heutige
periphere Standort der katholischen Pfarrkirche ein. Einzelne Bauelemente des
Gotteshaus weisen darauf hin, daß sich die St. Georgs-Kirche seit dem Mittelalter
ihren Standort bewahrt hat. Die Pfarrkirche wurde so wohl als kirchliches
Zentrum ursprünglich zwischen den Siedlungsplätzen errichtet.

Das Hochrheindorf Wyhlen ist ohne Zweifel als echter Villa-Ort anzusprechen
. Ob der Ortsname vor der Gründung einer geschlossenen Dorfmark
schon bestand, sei dahingestellt. Das „Wilon", „zu Wilon" in den frühen Belegen
bedeutet nur eine Art topographischen Hinweises: „Bei den römischen
Landhäusern"6) und könnte gar wohl der Sammelname für die nach der
Zusammenlegung entstandene Dorfsiedlung geworden sein.

Literatur und Quellen

*) Bader, K. S. (1957) Das mittelalterliche Dorf als Friedens- und Rechtsbereich, Weimar

2) Jehle, F. (1954) Minsein in der Geschichte in „Vom Jura zum Schwarzwald", XXIX.,
Frick. UMLHW UMLHW MM M

3) Krieger, A. (1898) Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden,
Heidelberg

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