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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 33
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0035
IX. Die Reformation im Markgr'dflerland

Gegenüber Auswüchsen der katholischen Kirche und dem ärgerlichen Leben
mancher ihrer Diener hatten sich am Oberrhein Kreise frommer Menschen zusammengefunden
, die in der Stille ihres Glaubens lebten und sich streng an das Wort
Gottes hielten in Ablehnung der Zutaten, die sich im Lauf der Jahrhunderte um das
reine Wort angehäuft hatten. Sie nannten sich „Gottesfreunde". Solche
Gruppen saßen besonders dicht am Oberrhein, wo die Konzilien zu Konstanz und
Basel ganz bedenkliche Erscheinungen kirchlicher Zwietracht und übler Aufführungen
hoher Würdenträger offenbart hatten.

Aber auch aus dem Markgräf lerland traten Zeugen auf; das waren in I n z -
lingen Franz Kolb, der in Bern zu einem der ausgezeichnetsten Vorkämp-
der der neuen Lehre wurde. Der Freiherr von Schönau-Wehr sandte 1520 seinen
Famulus zu Luther nach Wittenberg und wurde durch seinen Bericht überzeugt. Der
berühmte Rechtslehrer Ulrich Zasius (Zäsi) in Freiburg stellt fest: „Im Breis-
gau sind vile Verehrer Luthers"; Otto Brunfels, seit
1522 Pfarrer in Neuenburg am Rhein, trat in Verbindung mit
Z w i n g 1 i und Luther, wird von der vorderösterreichischen Regierung verfolgt
und flieht nach Straßburg. Dagegen wird der von Kenzingen vertriebene
Prädikant Jakob Other, der sich ins markgräfliche Gebiet rettete, und für
zehn reformiert gesinnte Mitglieder der österreichischen Landstände bei Erzherzog
Ferdinand Fürsprache einlegte, ergriffen und enthauptet. 1521 schloß Markgraf
Ernst mit bischöflich baselischer Genehmigung das Benediktinerinnenkloster
in Sulz bürg wegen ärgerlichen Lebens der Nonnen. Zur Güterverwaltung
setzte er einen Schaffner ein. Wegen sittenlosen Wandels sahen der
Propst von Bürgeln und die St. Blasischen Priester von
Brombach und Blansingen die Gefängnismauern des Grienen Turms
zu Rötteln. Die Vorgänge in Basel warfen ihre Einflüsse auch ins Markgräf lerland:
Die zehnt- und zinspflichtigen Bauern der Klöster lieferten keine Erträge mehr ab.

Die Ereignisse auf dem reformatorischen Schauplatz rollten sich in schneller
Folge ab. Am 11. Oktober 1531 fällt Zwingli in der Schlacht von Kappel. 1529 war
das Religionsgespräch zu Marburg zwischen Luther und Zwingli ergebnislos abgebrochen
worden. Trotz aller Versuche Zwingiis, zu einer Einigung zu kommen,
blieb Luther starr bei seinem Urteil: „Ihr Schweizer habt einen andern Geist als
wir." Die Folge war eine Spaltung zwischen Nord und Süd, die sich unheilvoll auswirkte
.

Nachdem der Kaiser 1544 mit Frankreich zu einem Verständigungsfrieden
gekommen war und sich von den Türken einen Waffenstillstand erkauft hatte, holte
er 1546 zu einem entscheidenden Schlage gegen den Schmalkai<dischen
Bund aus. In der Schlacht von M ü h 1 b e r g wird der Kurfürst von Sachsen
geschlagen, er selbst gefangen, die Führung geächtet. Der Landgraf Philipp von
Hessen wird unter Bruch des Versprechens für freies Geleit ebenfalls in Gefangenschaft
geworfen. Unter dem Eindruck der schweren Niederlage ergibt sich mit Ausnahme
von Konstanz und Lindau der ganze Süden.

Als Karl versuchte, die Verbindung mit Spanien durch Übertragung der Kaiserkrone
auf seinen Sohn Philipp zu verewigen, verließ der zum Kurfürsten erhobene
Herzog Moritz von Sachsen-Leipzig mit andern Fürsten den Kaiser
. Mit einem schnell gesammelten Heer wandten sie sich in Eilmärschen gegen
Tirol, um den Kaiser gefangen zu nehmen und ihn zu einem Einlenken zu zwingen.
Karl entkam, die kaiserliche Selbstherrschaft war gescheitert. Aber der Preis war
hoch. Moritz hatte ausländische Hilfe erkaufen müssen und diese beim König
von Frankreich gefunden. Als Pfand besetzte dieser durch Handstreich die

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