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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 37
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Stärke von etwa 300 Mann. 10-11 Fähnlein bildeten ein Regiment. Das Fähnlein,
zu dem auch die Müllheimer gehörten, zeigte die Farben blau, weiß und goldgelb.
Die Reiterkompanien setzten sich zusammen aus den oberen markgräflichen Beamten
und dem wohlhabenden dörflichen Patriziat. Nach der Farbe ihrer WafTenröcke
hießen sie die „Blauröcke". Der Adel war überall in die Führerstellen eingerückt
und damit aus der Masse weiter herausgehoben. So war im Jahre 1618 Regimentsführer
der Oberstleutnant Johann von Leu beifingen, Oberamtmann
der Herrschaft Badenweiler. Die sieben oberen Vog-
teien der Herrschaft Badenweiler, nämlich Badenweiler, Müllheim, Hügelheim,
Britzingen, Buggingen, Seefelden und Laufen bildeten ein Fähnlein, mutmaßlich die
sechs unteren Vogteien ebenfalls. Diese Fähnlein zählten etwa 440 Mann. Die Fahne
wurde im Hause des Leutnants Sick in Britzingen aufbewahrt.25)

Im Jahre 1617 sahen die Müllheimer das erste bedenkliche Anzeichen kriegerischer
Vorbereitung: Graf Ernst von Mansfeld zog mit etlichen hundert Mann
durch den Breisgau gegen Basel und warb unterwegs Freiwillige. Obwohl es verboten
war, außer Landes zu ziehen, werden doch etliche zum Zuzug bereit gewesen
sein, gewiß solche, die entweder nicht viel zu verlieren hatten oder solche, die sich
einer ledigen Vaterschaft zu entziehen suchten.

1609 war von den evangelischen Ständen die „Union" gestiftet worden, und
Markgraf Georg Friedrich war sofort ein eifriges Mitglied derselben. Die Würfel
fielen in Böhmen. Dort wurde Kaiser Ferdinand II. als König von Böhmen abgesetzt
und an seiner Statt das Haupt der Union, der Kurfürst Friedrich V. von
der Pfalz, zum König gewählt. Im Elsaß wurden kaiserliche Truppen gesammelt.
Da rückte der Markgraf vor Breisach und legte zur Sperrung des Rheinübergangs
bei Ihringen ein befestigtes Lager an, das mit Schanzen umgeben
und mit Geschützen versehen war. Kandern war das markgräfliche
Arsenal für Geschütze und Kugeln. Auf die Versicherung, daß die Truppen nur
für den Kaiser bestimmt seien, gab der Markgraf den Übergang frei; sie marschierten
nach Osten ab und wurden nach Böhmen geworfen, wo sie rechtzeitig ankamen,
um in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1622 dem Heer der Union eine vernichtende
Niederlage zuzufügen. Der pfälzische König von Böhmen floh und kehrte
nie mehr dahin zurück. Der Kaiser nahm Böhmen wieder fest in die Hand und ließ
ein fürchterliches Strafgericht über diejenigen ergehen, die das Selbstbestimmungsrecht
auf Grund der Feindschaft des Kaisers gegen das reformationsfreundliche Bekenntnis
höher achteten. Georg Friedrich zog von Ihringen nach Norden und traf
auf den Feldherrn der katholischen „Liga", den Bayerngeneral Tilly.
Dieser hatte zwar bei W i e s 1 o c h eine Niederlage erlitten, aber bei Wimpfen
schlug er mit herbeigezogenen Spaniern den Markgrafen völlig, da sein Heer,
obgleich ungebrochen, durch die Explosion der Pulverwagen in Verwirrung geriet,
die der Gegner zum Sturm und zur wütenden Verfolgung ausnützte. Mit knapper
Not entkam Georg Friedrich. Er hatte bereits der Regierung seines Landes entsagt,
um sich ganz der Verteidigung der evangelischen Sache hinzugeben. Sein Sohn,
Friedrich V., mußte, um seine baden-durlachischen Lande zu retten, eine Reise
nach Wien antreten, um dem Kaiser Gehorsam anzubieten und Treue zu
bezeugen. Bei Ihringen und bei Wimpfen sind gewiß auch Kämpfer aus den oberen
Herrschaften beteiligt gewesen.

Georg Friedrich versuchte nach allen Seiten, Hilfe für die protestantische Sache
zu erlangen, bei den evangelischen Orten der Eidgenossenschaft, bei Genf, um Savo-
yen zu gewinnen; er suchte den König von Frankreich zum
Eingreifen zu bewegen und bot ihm dafür das Elsaß an.

25) Sievert, S. 68 ff.

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