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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 40
(PDF, 52 MB)
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Mehr als einmal wurde diese Vertröstung gegeben. Aber den Einsichtigen war klar,
daß hinter diesen arglistigen Worten sich der Wille zur Wegnahme deutschen Gebietes
verbarg. Die Schwächung des Reiches durch die Stärkung der Macht der Landesfürsten
war sein Ziel. Der Schwede im Norden verfolgte eine gleiche Absicht:
die Wegnahme der deutschen Flußmündungen und die Herrschaft über die Ostsee.
Damit war das Reich von diesem wichtigen Meeresteil ausgeschlossen, wo die Hansa
unter der Führung Lübecks ehemals seine Koggen bis nach Reval und seine Kaufleute
bis Naugart am Ilmensee ausgesandt hatte. Markgraf Friedrich V.
von Baden-Durlach mußte seinen Anschluß an die Schweden schwer
büßen. Seine Lande kamen durch kaiserliche Überweisung an den katholischen
Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden. Die oberländischen
Herrschaften aber wurden der Witwe des Erzherzogs Leopold von Österreich
, Claudia von Medici, unterstellt. Ihre Amtleute vollzogen in den
drei Herrschaften ihre Anweisungen. Dieser Zustand fand ein rasches Ende durch
Herzog Bernhard von Weimar, der über den Dinkelberg kam und Rötteln im
Sturme nahm.

Seit dem Jahr 1633 fielen die Herrschaften in das größte Elend durch die Leiden
des Krieges. Hatte das Land schon im Jahre 1629 die furchtbare Geisel der Pest
erlebt26), durch die oft ganze Familien ausstarben oder nur kümmerliche Reste übrigblieben
, so trat sie wiederum im Jahre 1634 auf und raffte abermals monatelang
wahllos Männer, Frauen und Kinder hinweg. Nicht nur in Basel füllten sich die
Friedhöfe um die Kirchen; dort mußten zum Teil neue Gottesäcker angelegt werden,
um die Toten aus dem ganzen Umkreis, die in seinen Mauern Rettung vor der Wut
des Krieges gesucht hatten, verstarben und zu bestatten waren. Müllheim war schon
früher unter die Geisel des Krieges geraten, da 1631 Pappenheimische Reiter Quartier
genommen hatten und das Land aussogen und leerten. Zwar hatten die Schweden
Staufen, Neuenburg und Freiburg eingenommen und dem Land Ruhe gebracht.
Als aber die Kaiserlichen durch einen Handstreich Neuenburg nahmen, begannen
unaufhörliche Raubzüge. Sulzburg wurde überfallen und geplündert
, am 26. April wurden sie vor Schloß Badenweiler zurückgeschlagen. Dafür
steckten sie nach ausgiebiger Plünderung Niederweiler, Müllheim und Zunzin-
gen in Brand.

Im Mai 1633 wurde der Angriff auf die Burg Badenweiler abermals unternommen
. Der Feldmarschall Hannibal von Schauenburg leitete
die Belagerung; die Beschießung mit vier Geschützen dauerte am 19. Mai vom
Morgen bis zum Abend an. Da war Bresche geschossen, so daß die Haraucourtischen
Knechte vorstürmen und die äußere Pforte in Brand stecken konnten. Um 9 Uhr
abends ergab sich die Besatzung. Der Kommandant, der Basler Zörnlin, hatte mit
150 Mann die Burg sehr lässig verteidigt. Hätte er entschlossener widerstanden,
wären die Kaiserlichen nur unter großen Opfern eingedrungen, da die Burg gut
mit „Kraut und Lot" versehen war. Beträchtlich war auch der Vorrat an Proviant:
2000 Fuder Frucht und über 100 Saum Wein. Auch diesmal wurde Müllheim wieder
ausgeraubt, und was an ordentlichen Gebäuden noch stand, in Brand gesteckt. Denn
auf der Burg war eine Besatzung von 100 Mann des Regiments Haraucourt untergebracht
, und die wollte nach gehabter Mühe und Anstrengungen sich den Magen
füllen und die Kehle gehörig netzen.

Was die Bevölkerung des Markgräflerlandes damals zu erdulden hatte, berichten
die Kirchenbücher unserer Dörfer und die der Basler Kirchen, dort auch die
Ratsprotokolle und die Kundschaften. Innerhalb eines halben Jahres erschienen
vor dem Riehener Tor nicht weniger als 8000 Markgräfler und Dinkelberger. Das

26) Sievert, S. 71 ff.

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