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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0054
XII. Krieg und Frieden im 18. Jahrhundert

1698 hatte Müllheim durch die Huld des Markgrafen Friedrich Magnus einen
Wochenmarkt einrichten können, der von günstigen Folgen begleitet war.
Die bauliche Entwicklung des Ortes setzte mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges
im Jahre 1715 kräftig ein.

Als Friedrich Magnus 1709 verschied, folgte ihm sein Sohn Karl
Wilhelm. Er hatte sich in der Schlacht bei Friedlingen im Jahre 1702 rühmlich
hervorgetan. Er war ein Liebling der Frauen und von weiblicher Schönheit nicht
unberührt. Berühmt war sein Tulpengarten ; der Hofgärtner suchte in Holland
die besten Zwiebeln. Auch die Singvögel hatten sich seiner Vorliebe zu erfreuen.
In einem Zerwürfnis mit den Einwohnern von Durlach erbaute er sich eine neue
Residenz im Hardwald und gab ihr seinen Namen Karlsruhe. Das war im
Jahre 1715.

Er bereiste oft sein Land, um sich vom Fortgang des Wiederaufbaus persönlich
zu überzeugen, gab auch selbst Anordnungen, wie zu verfahren sei. Angesichts der
Verschuldung seines Landes war er auf größte Sparsamkeit bedacht, ließ
sich die Rechnungen selbst vorlegen, auf deren Rand er seine Bemerkungen setzte.
Seine Beamten erzog er zu genauer Amtsführung, zur Gewissenhaftigkeit und zum
Bewußtsein ihrer Verantwortung. Bei seinem Tod war Baden eines der am wenigsten
verschuldeten Länder.

1717 kam der Markgraf ins Oberland und blieb auch in Müllheim einmal über
Nacht. Von Zeit zu Zeit durchzogen kaiserliche Truppen das Land, um von Breisach
in die Waldstädte zu gelangen. Werber für österreichische Regimenter suchten junge
Burschen für den Waffendienst zu gewinnen und dies nicht ohne Erfolg. Im Südosten
war noch immer zu tun. Der Markgraf sandte selbst ein Regiment ausgesucht
schöner Leute dem Prinzen Eugen zum Kampf gegen die Türken zu.35)

Während der Sitz der früher in Badenweiler tätigen Verwaltungsstellen
1728 nach Müll heim verlegt und das neue Amtshaus 1729 bezogen
wurde, brachte schon im Jahre 1733 der ausgebrochene Polnische Erbfolgekrieg
abermals einen Einbruch der Franzosen von Hüningen her. Wieder
ergriffen Leute aus der Herrschaft die Flucht. Die Kriegsführung war jedoch
anders geworden. Es ging ohne Brand und Plünderung ab. Aber die französischen
Intendanten kannten die Leistungskraft des Oberlandes. Nach Kehl und nach Philippsburg
mußte sowohl Proviant für Reiter und Pferde geliefert werden, auch
63 000 frcs an Kontributionen. Da Breisach in der Hand der Kaiserlichen lag, Freiburg
aber französische Besatzung hatte, war der Verkehr auf den Straßen sehr
unsicher geworden. Die Proviantwagen wurden abgefangen und erreichten ihren
Bestimmungsort nicht. Die Folge waren Erpressungen der geprellten Partei.
Schanzarbeiter mußten an den Befestigungen von Freiburg ihren Dienst
verrichten. Geiseln wurden abgeführt, um die Lieferungen zu erzwingen.36")

Endlich kam der Friede von Wien 1738 zustande. Der polnische
Thronkandidat Stanislaus Leszczynski, Schwiegervater des französischen Königs
Ludwigs X V., erhielt Lothringen und residierte in Nancy. Nach seinem Tode
sollte Lothringen auf dem Erbschaftswege an Frankreich fallen. Der rechtmäßige
Landesherr, Franz Stefan, Schwiegersohn des Kaisers Karls VI., wurde mit
dem italienischen Großherzogtum Toskana entschädigt. Die kaiserliche Politik hatte
das deutsche Lothringen geopfert, das 1697 noch beim Reich geblieben war. 1766
wurde es in den französischen Staatsverband eingefügt. Aber die Bevölkerung
wollte nicht französisch werden. Viele wan derten aus und zogen in den

35) v. Weech, Badische Geschichte. 1909.

36) Sievert, S. 101 f.

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