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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 69
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0071
Da brachte aber der 3 1. August die Orte von Bellingen bis Müllheim
in höchste Erregung: französische Vogesenschützen waren in der Stärke von
60 Mann bei B e 11 i n g e n über den Rhein gekommen, um Bahn und Telegraphenlinie
zu zerstören. Unter Mitnahme von Rheinweidlingen
fuhren sie weiter; ein Landungsversuch bei Steinenstadt wurde von Aug-
gener Schutzmannschaften abgewehrt, die ihnen ein Schiff abnahmen. Zwei
Weidlinge landeten bei Eichwald (Chalampe), ein Schiff fuhr weiter,
alle unter dem heftigen Feuer der Auggener und Müllheimer Schützen. Abends
kam die Hilfe; ein Bataillon des 6. Regiments (LR. 114) fuhr ein
und nahm die Sicherung vor. Zwei Gefallene waren zu beklagen: der
Gendarmeriewachtmeister Sänger und ein Soldat der 114er. Beide ruhen auf
dem Müllheimer Friedhof.

Nachdem am 1. September die Nachricht der Kapitulation der französischen
Armee bei Sedan und der Gefangennahme des Kaisers Napoleon durch das ganze
Land eilte, lagen die Oberländer Orte immer noch unter dem Störungsfeuer
vom elsässischen Ufer her. Um dieser fortwährenden Beunruhigung zu steuern,
nahm am 5. September Artillerie auf den Höhen bei Bamlach
Stellung und feuerte auf die Ortschaften jenseits des Rheins. Darauf trat Ruhe
ein.

Ende September kam ostpreußische Landwehr an und überschritt
bei Neuenburg den Strom. Neubreisach war belagert worden; jetzt
B e 1 f o r t, die Felsenfestung. Das Herannahen der großen Armee des Gardegenerals
B o u r b a k i löste wieder Bangen und Besorgnis aus. Als aber der
General v. Werder mit der badischen Division und preußischer Landwehr
in den Tagen vom 15. bis 17. Januar die Franzosen an der Lisaine schlug
und sie über die Schweizer Grenze drängte, war die Gefahr eines Einfalls ins
Markgräflerland beseitigt. Mit Jubel wurde der 18. Januar 1871 begrüßt,
der die Erfüllung jahrzehntelanger Sehnsucht erfüllte: das einigeDeutsche
Reich unter der Führung eines Kaisers aus dem preußischen
Hause. Die Proklamation in Versailles betonte, daß das Reich seine
Aufgabe sehe nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern auf
dem Gebiete des Friedens, der Wohlfahrt und der Gesittung.
Bemerkenswert ist der Beweis dieser Gesinnung: ein Wagenzug mit Lebensmitteln
wurde den Einwohnern von Mömpelgard und Hericourt zugeführt
, um ihre Not aus den Tagen der letzten Zeit zu lindern. Im März
kehrte eine Abteilung der badischen Festungsartillerie von Beifort über Neuenburg
zurück und wurde festlich empfangen. Am 21. März wurde der erste
Reichstag gewählt. Wiederum zog der Freiherr Franz v. Roggenbach
als Abgeordneter dort ein. Am 30. März kehrten die Soldaten älterer
Jahrgänge zurück.

Das Leben im neuen Reich

Schlimm wüteten die schwarzen Blattern unter der Bevölkerung;
sie forderten zahlreiche Todesopfer. 1872 wurde das Kriegerdenkmal
auf dem Friedhof errichtet. Im September 1872 begrüßten die Müllheimer den
Sieger der Schlacht an der Lisaine, den General v. Werder mit dankbarer Freude.
Vom 16.—20. September bereiste eine Abteilung des Großen Generalstabs die
Gegend. 1872 wurde der erste Müllheimer Weinmarkt abgehalten. 1874 wurde
die Eisenbahn Müllheim — Mülhausen gebaut.

1876 wird mit dem Schulgesetz die Simultanschule eingeführt.
Alle Kinder erhalten den gleichen Unterricht, den Konfessionen untersteht der
Unterricht in Religion. Die Zulassung katholischer Schulbrüder wird abgelehnt.

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