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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 78
(PDF, 52 MB)
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burgundischen Finanzwirtschaft, die in Europa berühmt war und durch den
flandrischen Handel und Gewerbefleiß die Grundlage des Reichtums Burgunds
wurde.

Marie war die Tochter Johanns, des Prinzen von Orange, von dem sie die
Herrschaft Cerlier empfing, Johann von seinem Vater die Grafschaft Neuenburg
als Erbe. Zur Verfügung des jungen Paares gab Konrad das Schloß Vercel.

Kurz nach der Hochzeit widerfuhr dem Erbprinzen im Dienst des burgundischen
Herzogs Johanns des Unerschrockenen i. J. 1419 das Unglück der Gefangennahme
durch die Franzosen. Bei einer Zusammenkunft
des Herzogs mit dem Dauphin, dem französischen Kronprinzen, zur Verhandlung
über die Mordtat des Jahres 1408 gegen den Herzog von Orleans, zogen
die Franzosen unter Bruch des zuvor abgegebenen Wortes ihre Schwerter, töteten
den Herzog samt etlichen seiner Edeln, andere blieben als Verwundete auf
dem Platze, die übrigen wurden mit einer Ausnahme gefangen, unter ihnen auch
der junge Graf Johann von Neuenburg.

Seine junge Gemahlin hing ihm in inniger Liebe und Treue an. Ohne zu
zaudern, verkauft sie ihre Kleinodien nach Genf, nach Freiburg i. Üchtland,
nach Bern und fügt den Erlös den Geldsammlungen des Adels, der Städte, der
Geistlichkeit, der Untertanen und auch der Judenschaft zu, um das sehr hohe
Lösegeld aufzubringen. Im August 1424, also nach fünfjähriger harter Gefangenschaft
, kehrte Johann heim als regierender Fürst, da sein Vater kurz zuvor gestorben
war.

Jetzt erscheint er in den Rechnungsbüchern des Hofes als „Monseigneur de
Baudeville". Als er als Vertreter des Herzogs Philipps des Guten zum Konzil
nach Basel reitet (1431—49) erinnert man sich des „landgrave de Brisgau" (Landgrafen
im Breisgau). Er spielt im Dienst des Herzogs eine bedeutsame Rolle:
Unter ihm kämpft er gegen Franzosen, Engländer und gegen die Armagnaken;
er schickt ihn zu diplomatischen Verhandlungen. In Abwesenheit des Herzogs
führt er den Oberbefehl über die gesamte burgundische Streitmacht, sonst oblag
ihm die Führung der Vorhut. Badenweiler, das infolge treuer Dienste, die Graf
Konrad dem Kaiser Sigismund in der Lombardei erwiesen hatte, aus der Pfandschaft
gelöst worden war, gab Johann als Pfand weiter gegen 6 000 Gulden
an einen seiner Verwandten, den Herrn von Vaumarcus („Famergu",
wie der Markgräfler sagte). Österreich widersprach, wies auf ältere Abmachungen
hin und fiel kurzerhand i. J. 1428 in Badenweiler ein. Dieser Angriff erbitterte
Graf Johann derart, daß er mit Unterstützung von Bern und Solothurn
in den österreichischen Sundgau eindrang und durch Feuer und Schwert furchtbare
Zerstörungen anrichtete. Der damalige österreichische Landvogt im Sundgau
und Breisgau, Graf Johann von Thierstein, erreichte durch Vermittlung
des Markgrafen Wilhelm von Hochberg-Sausenberg, der mit beiden Parteien
verwandt war, und der Städte Bern und Solothurn einen Waffenstillstand, den
Basel als Schiedsrichter zum Frieden umwandelte. Johann behielt die Herrschaft,
der Herr von Vaumarcus die Pfandschaft über Badenweiler.

Werfen wir zwischenhinein einen Blick in das Innere des Schlosses
Badenweiler, vor allem auf die Stürze der Türen und Eingänge zu den
herrschaftlichen Räumen. Da gewahren wir noch um 1740 vier Wappen, in
erster Linie das Adlerschild der Grafen von Freiburg und das Wappen mit dem
roten Pfahl und den drei silbernen Sparren im gelben Feld, das die Neuenburger
Grafen führen; beide dürften auf Egino und seine Gemahlin Verena von Neuenburg
zurückgehen. Ein dritter Wappenschild geht auf den Markgrafen Rudolf
IV. von Hochberg-Sausenberg und Grafen von Neuenburg zurück. Er findet
sich ebenso am unteren Tor des Schlosses Rötteln, an der Kanzelsäule der Kirche
zu Rötteln, im Netzgewölbe und über der Sakristeitüre der alten Stadtkirche

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