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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 92
(PDF, 52 MB)
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alemannischen Siedler blieben im Elsaß ruhig sitzen. „361 verläßt Julian die Rheinfront
; 363 sieht man sich in Rom veranlaßt, durch Zahlungen an die Alemannen
die Ruhe zu erkaufen." 1

Um 455 ist das Ende der römischen Herrschaft am Oberrhein anzusetzen. Die
Germanen nehmen nun links des Rheins das alte Kulturland ein: die Karte der
Reihengräberfelder deckt sich mit derjenigen der vorrömischen Besiedelung; sie
stimmt aber auch überein mit der Karte der -ingen- und -heim-Orte. „Es ist beobachtet
worden, daß manche Orte aus mehreren Kernen zusammenwachsen, daß sich
eine große, den Geländeformen angepaßte Urmark um sie herumlegt, daß gerade
diese Orte früh und zahlreich in den ältesten Schenkungsverzeichnissen der Klöster
begegnen und nach Ausweis der kirchlichen Verhältnisse sicher nicht zu den jungen
Siedelungen gehören."3

Wir haben in Müllheim (Haus Scholz-Kleinlein) und in der nächsten Umgebung
schon bisher eine Reihe von Alemannengräbern, so daß sicher bei eingehenden
Grabungen ein Reihengräberfriedhof festzustellen sein dürfte. Der Ortsname geht
wohl auf das spätlateinische (4. Jahrhundert) „molina" zurück. Kluge nennt das
einheimische Wort für Handmühle „quirn". Durch die Einführung der römischen
Wassermühle wurde die Handmühle und mit ihr das Wort dafür verdrängt. Aber
wir finden es noch im Flußnamen Kirnbach und ganz deutlich im Ortsnamen Kürn-
bach (Bretten), das 1181 Quirinbach heißt, desgl. im Dorf Kürnberg bei Schopf heim.

758 machte Strachfrid seine Schenkung an St. Gallen, in welcher der Ortsname
„Mulinhaimo" erstmals erscheint. Am Schlüsse dieser Urkunde wird als Datum
angegeben „im siebten Jahre der Regierung Pippins, des Königs der Franken, unter
dem Grafen Chancharo." Seit 747 hatte Pippin allein die Leitung des fränkischen
Gesamtreiches, das durch den Sieg Chlodwigs seine Macht über das Elsaß und das
rechte Rheinufer ausdehnen konnte. Im Elsaß entwickelte sich ein einheimisches Herzogtum
, unter den Etichonen, die ihren Einfluß im Süden bis weit über den Elzgau
nach der Burgundischen Pforte und dem Schweizer Jura hin ausdehnten. Nierhaus
verweist auf den Gegensatz: während im Elsaß im späten 6. Jahrhundert die verwaltungsmäßig
erstmals einheitlich zusammengefaßte Rheinebene vom Selzbach
bis zur Burgundischen Pforte einen einheitlich Namen „das Elsaß" bekommt, unter
den Etichonen als Stellvertreter der Merowingerkönige, bleibt die rechtsrheinische
Ebene in politischer Zersplitterung bis 1806.4

Wie weit die Etichonen ihren Einfluß auf die rechte Rheinseite ausdehnen konnten
, steht nicht fest. Aber die von ihnen im Elsaß gegründeten Klöster (Murbach
728 z. B.) hatten nicht nur im ganzen Oberelsaß Besitz, sondern auch in Schopf-
heim, Bellingen und Bamlach. Es fällt heute schwer, uns in die damaligen Verhältnisse
hineinzudenken; auf der einen Seite ist für uns das alemannische Land durch
Grenzen voneinander geschieden im Gegensatz zu jenen Zeiten. Auf der andern
Seite sind wir zwar gewöhnt, in weiten Räumen zu denken; eine Fahrt nach Italien
oder Spanien sind Alltäglichkeiten geworden. Wir können uns aber nicht vorstellen,
wie die Menschen vor 1200 Jahren, vor allem die Oberen und ihr Gefolge, ganz
ähnliche Strecken nicht nur einmal in ihrem Leben zurücklegten. Zwei Beispiele, die
in unsere Gegend hineinspielen: Karl III. war 883/84 in Colmar und Schlettstadt,
wohin er 886 auf dem Rückzug aus Westfrankreich wieder kam; im Februar 887
weilte er in Rottweil und im Mai desselben Jahres war er in Kirchen, wo er bis in

*) E. Wahle, Vorzeit am Oberrhein, 1937, S. 81

2) E. Wahle, S. 85

3) E.Wahle, S. 90

4) R. Nierhaus „Sweben, Römer und Alemannen am Oberrhein" in „Das Elsaß", Bad. Heimat
, 1940, S. 185.

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