Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 119
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0121
daß sie mit großem Fleiß auf ihren Hofstellen Häuser aufgebaut haben, und zwar
im heimischen Stil mit der Giebelfront der Straße zugekehrt und mit abgeschlossenem
Hof, und daß sie in der Feldwirtschaft besonders in den Sommerfrüchten
sehr fleißig gewesen seien, „also daß noch niemahlen allhier so viel Sommerfrucht
ausgesäet gewesen".

Neben Mühlbach fanden Markgräfler eine neue Heimat in den Orten Deutsch-
Pien, Reußmarkt, Hamlesch und Großau, in Hermannstadt und den nahen Orten
Heitau und Stolzenburg. Im Tal der Großen Kokel siedelten sie in Schäßburg und
Mediasch und Kleinschelken. Neben Hetzeldorf war es besonders der alte Bischofssitz
Birthälm, der eine ganze Gruppe von ehemaligen Untertanen aus der Baden weiler
Herrschaft aufweist. Außerdem erhielten Zuzug Großschenk bei Fogarasch,
desgleichen Kronstadt, die Hauptstadt des „Burzenlandes", wo der Deutsche
Ritterorden kolonisiert und auch eine „Marienburg" errichtet hatte. Dort
weisen die Kirchenburgen allerdings eine gehobene Befestigungsart auf, wie z. B.
Tartlau. Hier plante und baute der Ritter nach seiner Erfahrung.

Eine besondere Stellung nimmt die Gemeinde Kriegs dorf (Hadad) nördlich
von Klausenburg ein. Dort fanden die 1750 und 1751 ankommenden Durlacher
keine Sachsen vor. Dort war auch kein Königsboden. Ungarische Adelige hatten in
ihren verwüsteten und entvölkerten Dörfern Hadad und Tasnad Einwanderer gerufen
und bekommen. Ihre Freiheiten waren allerdings nicht im entferntesten mit
denen der Siebenbürger zu vergleichen. Sie blieben nicht gerade ärmlich, gelangten
aber auch nicht zum Wohlstand. Dort finden wir den Namen Weniger, vermutlich
von Gersbach stammend. Das Aufgehen in der zahlenmäßig stärkeren ungarischen
Einwohnerschaft lag bedrohlich nahe.

Im Jahre 1843 feierten die Nachkommen der Markgräfler Auswanderer die
Jahrhundertfeier ihrer Ankunft in einem Fest unter herzlicher Beteiligung
der Sachsen und der Landler (Eingewanderte Evangelische aus Oberösterreich, Kärnten
und der Steiermark). Einer der Alten aus den Reihen der Durlacher, der Leinenweber
Jakob Feistel (Fäustlin), hielt dort in alemannischer Mundart eine Ansprache,
die in der Literatur noch erhalten ist. Sie lautet:

„Mini Herre!

Bevor die Sproch, die vor hundert Johre unsri Vorfahre g'redt han, ganz ver-
gasse wurd, lehn mi noch in dare Sproch e G'sundheit trinke. Alli Ditschi, die in
unserm liebe Siebebürge wohne, ob sie vor siebehundert Johre oder nur vor hundert
i'gwandert sin, solle labe, aber äu selli, die was nit i'gwandert sin, und in unserm
Stammland wohne, solle labe. Unser Herrgott erhalt alli, die e ditschi Sproch rede!"

Wie ergreifend ist diese Treue zur Muttersprache und zum gesamten deutschen
Vaterland! Mit der Zeit war die Verschmelzung mit den Sachsen doch eingetreten.
Auch die 1770 eingewanderten Hanauer aus der Gegend um Rheinbischofsheim
und aus dem „Ried" hatten ein ausgeprägtes Alemannentum mit eingewurzelter
Sprache mitgebracht. Hinter der Durlachergasse bauten sie die Hanauergasse
auf. Ihre Eigenart erhielten die „Ländler" in Großau und Neppendorf bei
Hermannstadt, die neben ihrer Mundart auch ihre heimatliche Tracht erhalten haben
.

Seit 1798 besaßen die Durlacher Sitz und Stimme im Stadtregiment
. Ihre eigene Schule bestand von 1771 - 1877. Der erste Lehrer hieß
Haller und war ein Durlacher Einwanderer. Er gab sein Haus als Schule den Kindern
seiner Landsleute. Die Verwaltungsangelegenheiten behandelte der eigene
„Schultheiß".

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0121