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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 130
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0132
gaben. Auf der Zeichnung sehen wir die Häuser von Obermüllheim in zwei Gruppen
, die-nur bei der Klemmbachbrücke am „Stalten" ineinander übergehen. An der
Neuen Straße (heute Werderstraße" steht das Blankenhorn'sche Anwesen mit der
Linde davor (heute Weingut Bürgin) noch ganz einsam. Von dem stattlichen Blan-
kenhorn'schen Hof an der Krafftgasse, vor dem eine Pappel emporragt, bis etwa
zum Reinhard-Blankenhorn'schen-Hof (heute Elisabethenheim) liegt die Hauptstraße
noch unbebaut. So ruhen die heutige Henssler-Mühle und einige andere Häuser
allein in den Matten. Darum auch hieß sie früher Matten-Mühle. Sie hat ein
hohes Alter auf ihrem Rücken, wie all die anderen Müllheimer Mühlen. Wann sie
erbaut wurde, ist nicht festzustellen. Der Müllheimer Chronist Sievert schreibt über
sie: „Über die Entstehung dieser Mühle ist nur eine unklare Notiz im Gerichtsprotokoll
vom Jahr 1609 vorhanden. Anläßlich von Beschwerden über Wasserschaden,
den die Nachbarhäuser und der Weg in den Brühl durch die Mühle leiden mußten,
ist angegeben, Mathis Walch sei zur Zeit des Vogts Leininger willens gewesen, die
Mühle zu bauen. Bis jetzt habe ich aber nur für 1531 einen Vogt des Namens finden
können, und die Verhandlung gegen den Besitzer Mathis Walch fand 1609 statt! -
Nach Walchs Tod heiratete dessen Witwe den Stabhalter Hans Jakob Schwarzwälder
, der noch 1660 und folgende Jahre als Besitzer der Mühle erscheint. Dann kam
die Mühle an Hans Jakob Willin, der eine Tochter Walchs geheiratet hatte, und nun
blieb die Familie Willin im Besitz der Mühle bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts
(Stammvater des Müllheimer Geschlechts der Willin ist wahrscheinlich Hans Willy,
um 1500." „Dieses Geschlecht", so schreibt Sievert, „breitete sich sofort kräftig aus,
so daß es im vorigen Jahrhundert (18. Jahrhundert) das weitaus zahlreichste und
blühendste hiesiger Gemeinde war.)"

Interessant ist eine Urkunde vom 12. Juli 1800, die Müller Max Diethelm besitzt
und die vom Bezirksamt Müllheim ausgestellt ist. Aus ihr sind die damaligen Besitzer
der Henssler-Mühle, Diethelm-Mühle, Koger-Mühle und Kaiser-Mühle festzustellen
, die alle vom Wuhr in der Krafflgasse (bei der „Eintracht") durch den Kanal
Wasser des Klemmbachs für ihre Mühlen bezogen. Die Kosten für die Herstellung
und Instandhaltung der dortigen Anlage hatten die vier Müller nach einem bestimmten
Schlüssel gemeinsam zu tragen, so zur Hälfte der Mattenmüller Jakob Willin, zu
einem Viertel der frühere Besitzer der heutigen Diethelm-Mühle, Karl Blankenborn
und zu je einem Achtel die Besitzer der Koger-Mühle Johannes Willin und Friedrich
Muser, der Besitzer der späteren Kaiser-Mühle. Der Mattenmüller hatte deshalb am
meisten zu bezahlen, weil dieses Wasser die alleinige Kraftquelle zu seiner Mühle
war, während den anderen Mühlen noch andere Wasserläufe zur Verfügung standen
. Wie alte Leute erzählen, war der Wasserstand des Klemmbachs einst wesentlich
gleichmäßiger als heutigentags. Damals sammelte der Klemmbach alle Wasser und
Wässerlein im „Klemm", die heute zum Teil durch Wasserleitungen abgezapft oder
durch Weganlagen verringert wurden. Zudem war der Wald dichter und barg deshalb
auch mehr Feuchtigkeit. So kam es, daß nur in ganz trockenen Jahren die
Mattenmühle nicht genügend Wasser erhielt, um ihre beiden Räder zu treiben.

Im Jahr 1816 wurde die Mühle versteigert; der Käufer, Apotheker Vulpius,
überließ sie der Witwe des bisherigen Besitzers Andreas Pflüger. Es folgten Johann
Pflüger, Georg Franz Eurich, schließlich die Gebrüder Heitz. Eurich zog nach Hertingen
aufs „Rößli", als die Heitz von Bellingen die Mühle übernahmen. Es war am
Dreikönigstag 1872, als sie nach Müllheim kamen. Daran erinnerte sich der inzwischen
verstorbene Alfred Heitz in Untermüllheim noch recht gut, obwohl er damals
erst neun Jahre alt war; vielleicht deshalb so gut, weil er ohne „Chappe" in Müllheim
eintraf und darob von den Buben gehänselt wurde. (Seine Eltern hatten versehentlich
die Mütze eingepackt.) Von seinem Vater Josef übernahm Alfred Heitz
die Mühle, in der nicht nur gemahlen wurde, in der er auch eine Bäckerei betrieb.

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