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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 131
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0133
Der Müller Heitz war der erste, der bald nach dem Siebziger Krieg mit seinem
Mühliwagen in das Elsaß fuhr, und zwar gleich mit Erfolg. Die Einwohner von
Eichwald (Chalampe), Rumersheim, Banzenheim, Blodelsheim u. a. waren froh, als
ein Müller kam. Früher war in Banzenheim auch eine Mühle, sie mußte jedoch den
Betrieb einstellen, weil sie durch die im Laufe der Zeit eingetretene Senkung des
Wasserspiegels des Rheins kein Wasser mehr erhalten konnte. Als der Müllheimer
Mühliwagen zum ersten Mal in die elsässischen Dörfer kam, ging der Gemeindeausrufer
mit seiner Trommel nebenher, um den Bewohnern bekannt zu machen, daß
der Müller aus dem Badischen Frucht zum Mahlen entgegennehme. Nun, es gab
gleich einen großen Wagen voll, der das Getreide über den Rhein brachte. Die Landbevölkerung
hatte das alemannische Elsässerditsch gesprochen, so daß die gegenseitige
Verständigung keine Mühe machte. Mehr Schwierigkeiten bereitete das Geld,
da mit Kreuzern, Sous und Franken gerechnet wurde. Als Deutschland das Elsaß
übernahm, waren die Leute auf dem Land arm. Sie ließen deshalb auch ihre Frucht
„ruuch" mahlen. Es wurden Roggen, Gerste und Mais zum Brotbacken verwendet,
während die Leute die gute Frucht, den Weizen, des Erlöses wegen verkauften. Nach
und nach besserte sich ihre wirtschaftliche Lage. Auch Handel und Wandel über
den Rhein hinüber und herüber wurden lebhaft. Die älteren Müllheimer können
sich noch gut erinnern, wie bis zum 1. Weltkrieg die Elsässer und Elsässerinnen
auch auf den Müllheimer Wochenmarkt kamen. In poetischer Form hat unser
Heimatdichter Karl Muser den Verkehr mit dem Elsaß geschildert:

„. . . Un über d'Schiffbruck, 's isch e G'staat,
Bringt Fuehr an Fuehr scho früeh vor Tag
Der Hartbur jetze, - jo seil thuet 'r, -
Specksome, Holz, Frucht, Strauh un Fueter
Und fahrt in's Breisgau uf dr Märt;
Dort löst er blank e schöne Wert..."

Es war gut mit den Elsässern zu handeln und auch für sie zu arbeiten. Müllheimer
Handwerker kamen viel ins Elsaß, manche von ihnen hatten Kunden bis nach
St. Ludwig hinauf. Dabei hatten die Elsässer eine gute und willkommene Eigenschaft
: sie blieben nichts schuldig. Wenn sie kauften oder arbeiten ließen, so bezahlten
sie gleich: „Hen er 's Nötle?", war die Frage, sobald eine Arbeit fertig war. Auch
beim Mahlenlassen von Getreide wollten sie nichts vom sogenannten „Molzere"
wissen, wie es damals noch üblich war. (Danach verlangte der Müller kein Bargeld,
sondern soundsoviel Sester Frucht, die er einbehalten durfte. Man nannte deshalb
auch die Müller „Molzer".) Die Elsässer wollten lieber das Getreide gewogen haben
und den Mahllohn in Bargeld entrichten.

Heitz ließ auch eine Dreschmaschinenanlage bauen, die merkwürdigerweise aus
einer Maschinenfabrik bei Paris stammte, da erst in späterer Zeit die deutschen
Dreschmaschinen bekannt wurden.

Von Alfred Heitz ging die Mühle an Christian Henssler über, den Großvater
des jetzigen Besitzers. Seither ist die Mühle im Besitz der Familie Henssler. Auf
Christian Henssler folgte dessen Sohn Adolf Henssler und nach dessen Tod im März
1950 wiederum dessen Sohn Adolf, der die Mühle großzügig ausbaute und technisch
auf das Modernste einrichtete. Erst in diesem Jahr (1960) wurde ein Getreidesilo
mit sechs Geschossen in einer Höhe von 25 Metern zu der Mühle gebaut.

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