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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 134
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0136
Auch in der Kaisermühle hat das Klappern der Mahlgänge und das Bimmeln der
Mühliglocken lange schon aufgehört. Doch immer ist noch am hohen Giebel der
Namen „Kaiser-Mühle" zu lesen. Aus der Geschichte der Mühle, die einmal unter
dem Namen Schweizer-Mühle bekannt war, ist nur Weniges erhalten. Sievert
schreibt von ihr in der Chronik: „Am unklarsten sind die Nachrichten über die
ehedem sogenannte Schweizer-Mühle. Das älteste, was darüber zu erfahren war, ist
die Mitteilung, daß sie im Dreißigjährigen Krieg abbrannte und 1655 wieder aufgebaut
wurde. So weit die Nachrichten zurückgehen, befand sie sich im Besitz eines
Zweiges der Familie Willin, die in den Jahren 1657 und 1691 neue Mahlgänge einrichten
und den Betrieb durch Pächter besorgen ließ. Diese Pächter namens Gerber,
Eichenberger u. a. stammten aus der Schweiz, daher obiger Name. Einen Neubau
der Mühle unternahm J. G. Sütterlin, der durch Verheiratung mit einer Willin Besitzer
geworden war. Nach ihm besaßen die Mühle Josef Bronner und Friedrich
Muser. Im Jahr 1840 steigerte sie Metzger Hanauer, er überließ sie des Jahres darauf
Kaufmann Gmelin und Genossen, und steigerte sie wieder 1843. Von ihm kam
sie an Peter Kaiser."

Auch die Familie Kaiser stammte aus der Schweiz, und zwar von Grellingen im
Kanton Basel-Land. Der Bruder des Peter Kaiser war Besitzer der Rötteler Mühle;
es war also ein echtes Müllergeschlecht, das mit Peter Kaiser auf die Mühle in Müllheim
kam. Der Sohn Robert des Peter Kaiser ließ im Jahr 1896 die Wasserräder
durch Turbinen ersetzen, auch betrieb er die Mühle nicht nur als Kunden-, sondern
zugleich auch als Handelsmühle. Einige Jahre hatte er auch noch die heutige Diet-
helm-Mühle dazugepachtet. Sein Mühlifuhrwerk kam bis nach Efringen-Kirchen
und landab bis nach Mengen, in die Gegend von Freiburg; auch zahlreiche Dörfer
im Elsaß wurden besucht. Für das Mühlifahren waren regelmäßig bestimmte Tage
festgesetzt, auch besaß jeder Müller sein „Gai", das er abklopfte. Besondere Schwierigkeiten
machte das Mühlifahren ins Oberland. Da mußte immer der schwere
Wagen den Schliengener Berg hinaufgebracht werden, was nur mit Vorspann möglich
war, das im Gasthaus am Berg jeweils abgeholt wurde. Bei der Kundenmüllerei
gab es viele kleine Stümpli Getreide, das grober ausgemahlen wurde als heute. Mit
dem Brot wurde sparsam umgegangen, die Kartoffel galt als Hauptnahrungsmittel,
das schon zum „Morgenessen" auf den Tisch kam und auch beim Abendessen nicht
fehlte; wie überhaupt die Leute genügsam waren. So ist es auch verständlich, daß
damals das Markgräflerland Mehl- und damit Brotselbstversorger war. Erst in den
sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam das erste Auslandsgetreide in die
Mühlen des Markgräflerlandes, und zwar russischer und Donauweizen. Damit wurden
die Leute verwöhnter und stellten höhere Anforderungen an die Qualität des
Mehles. Bei der Kundenmüllerei ist auch erwähnenswert, daß die meisten Säcke
der Kunden gezeichnet waren, und zwar waren Name und Jahreszahl in die
Zwilchsäcke eingewoben.

Am 26. Februar 1892 erlag unerwartet Robert Kaiser im Alter von erst sieben-
unddreißigeinhalb Jahren einem Herzschlag in der Diethelm-Mühle, die er, wie
erwähnt, damals zugepachtet hatte. Nach dem Tode von Robert Kaiser war die
Mühle einige Jahre an Hermann Fischer, den späteren Besitzer der Weiß-Mühle in
Kandern verpachtet, bis der älteste Sohn Kaisers, Robert, im Jahre 1904 im Alter
von 21 Jahren die Mühle übernahm. Sie war noch bis 1910 in Betrieb, dann standen
ihre Räder für immer still. Im Jahre 1913 zogen die Gebrüder Kaiser, Robert und
Karl, nach Freiburg; nur Dido Gmelin blieb als treue Hauswalterin. Sie gehörte wie
eigen zu der Familie, bei der sie über achtzig Jahre lang und drei Generationen hindurch
gelebt hatte bis zu ihrem Tod im Jahre 1930. Ohne Dido konnte man sich
die Kaiser-Mühle nicht denken. Sie war eine Tochter des Müllers Gmelin, der einst
die Mühle in der Erngupfe besaß. Als ihr Vater in den Aufstandsjahren 1848/49

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