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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 160
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0162
Die vorwiegend jungen Bestände aus der ersten Einrichtungsperiode sind
stark durch das Überhandnehmen des Weichholzes (Weide, Aspe) benachteiligt.
Die Aushiebe sind zu lange versäumt und dann zu rasch ausgeführt worden.
Starke Wasserreiserbildung war die unausbleibliche Folge, wie wir sie heute noch
in dem westlichen Teil der Abt. I 2, beim Hoyerstännle im Gegensatz zu dem
mit Buchen unterbauten östlichen Teil sehen können. Die nährstoffreichen Böden
der Vorberge lassen eine vielseitige Flora von Gräsern, Stauden und Sträuchern
unter dem lichten Schirm der Eiche entstehen. Die Eiche neigt, wenn zuviel Licht
auf den Stamm durchgefiltert wird, gern zur Wasserreiserbildung. Die Furcht
vor zu starker Bodenverwilderung, Weichholz und Wasserreiserproduktion beeinflußte
daher jahrzehntelang die Gedanken und Maßnahmen der Taxatoren
und Wirtschafter. Zunächst versuchte man es mit Erhaltung eines dichten Schlusses
bis ins hohe Alter und entnahm etwa durchschnittlich 20 Festmeter im Jahrzehnt
und je ha. Damit erfaßte man praktisch nur die sogenannten zufälligen
Ergebnisse, das sind die kranken und abgängigen Eichen; eine Qualitätsverbesserung
als Erziehungsmaßnahme konnte nicht eintreten. Die Tatsache jedoch,
daß trotz dem dichten Schluß Bodenverwilderung und Wasserreiserbildung wie
zuvor eintraten und sich außerdem die erstrebten Nutzholzsortimente auch bei
höher angesetzten Umtriebszeiten nicht erreichen ließen, führte schließlich zu
der Vorschrift, die Bestände mit den bodenbessernden Schattholzarten, Buchen
und Hainbuchen zu unterbauen. Noch im Jahre 1845 sah man die jährliche Entnahme
von 100 Wagen Laubstreu, „sofern sie nicht in der gleichen Stelle entnommen
wird", als nicht schädlich an. Doch schon 1863 wird in Abt. I 4 bereits
Bodenverwilderung (Humusentzug) durch Streuentnahme festgestellt. Dies war
der unmittelbare Anlaß zu obiger Vorschrift. Zu gleicher Zeit empfiehlt die
Forstinspektion, in Beständen, die erst später verjüngt werden, die Erziehung
von Bodenschutzholz aus Buchen und Hainbuchen.

Damit war ein Meilenstein in der Geschichte der Eichwaldungen des Mark-
gräflerlandes gesetzt, von dem aus der Weg zu unseren heutigen mit Buchen
unterstellten schönen Werteichenbeständen führt.

Zum ersten Mal werden 1893 bei der künstlichen Verjüngung der Eiche neben
Bodenbearbeitung sofortiges Einbringen der Buche — zwischen die Riefen gepflanzt
— und Hacken der Kulturen empfohlen. Frühere Tannenunterbauten
sind nicht fortgesetzt worden, da die Tanne wegen mangelnder Niederschläge
nicht durchhält. Die Buchenunterbauten fallen auch dem nicht forstlich geschulten
Wanderer auf: Sonnenlicht abhaltende Umfütterung der Eichenstämme,
Unterbindung der wertmindernden Wasserreiserbildung, gras- und unkrautfreier
, milder, tätiger Bodenzustand sind beste Bedingungen für die natürliche
Wiederbegründung der Eichenbestände. Eine für die Wirtschaft fühlbare weitere
Wirkung ergibt sich aus dem nicht zu unterschätzenden zusätzlichen Zuwachs
des Buchenunterstandes, der nicht nur die Erfüllung des angestiegenen Hiebsatzes
erleichtert, sondern besonders in Zeiten des Brennholzmangels sich notlindernd
auswirkt. Schließlich erlaubt der Stammschutz im unteren Stockwerk des Bestandes
stärkere Eingriffe in das Kronendach der Eichen, mit deren sorgfältiger
Auslese Massen- und Qualitätszuwachs gefördert werden.

Spätere Einrichtungswerke haben den wechselnden Auffassungen folgend
mehr Gewicht auf die Naturverjüngung oder aber auf künstliche Verjüngungsmaßnahmen
gelegt. Die Praxis wird heute, je nach Situation, mit Natur- und
Kunstverjüngung arbeiten. Von größerer Bedeutung ist der Schutz der jungen
Eichen gegen Wildverbiß. Bei dem derzeitigen guten Rehwildstand können
junge Eichenpflanzen, solange sie für den Äser des Wildes erreichbar sind, ohne
den — allerdings teuren — Drahtzaun nicht hochkommen. Die vorübergehende
Dezimierung des Rehwildes durch Wilderei und schonungslosen Abschuß nach

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