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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 171
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0173
Heerweg, Landstraße usw. Im Mittelalter verlief die Landstraße nämlich
nicht bei Müllheim, das damals ein recht unbedeutender Ort war, sondern bei
der Stadt Neuenburg. Bei Grabungen müßten die Fundamente gefunden werden
können, soweit sie nicht bei einer der verschiedenen Feldbereinigungen beseitigt
wurden.

In einer Urkunde von 1255 wird dem Kloster Rheintal ein Stück Land ander
1 e w r e n geschenkt, um in Müllheim ein Klostergebäude zu bauen. Es muß also
in der nächsten Nähe der Alten Post liegen. Der Name ist von mhd. 1 e abgeleitet,
was Grabhügel bedeutet, und rindet sich in fast jedem alten Ort. Es handelt sich
fast immer um eine vorchristliche Begräbnisstätte. Nach der Christianisierung um
700 bestattete man die Toten bei der Kirche. An manchen Plätzen, die so heißen,
hat man schon Gräber gefunden. Vielleicht ruht der Müllheimer Le noch unentdeckt
unter den Matten, vielleicht wurden schon vor vielen Jahrhunderten die zufällig ans
Tageslicht gekommenen Knochen achtlos weggeworfen. Die Kenntnis von diesem
Gräberfeld ist erst in neuester Zeit verloren gegangen. Vom 14. bis 16. Jahrhundert
hieß das Gebiet zu den grebern, im 18. und 19. Jahrhundert Juden-
k i r c h h o f (ob dem Klosterruns). „Jude" steht im Volksmund oft für „Heide",
viele Namen, die mit Juden- zusammengesetzt sind, weisen auf römische oder
vorgeschichtliche Überreste hin.

Auf das verschwundene Nonnenkloster Rheintal in Müllheim weisen Namen
wie Klostermatten, Klosterweg, Klostergarten, Klosterruns
usw. Es befand sich an denlewren, wo heute die Alte Post steht, die
zum Teil aus den Steinen des Klosters erbaut ist. In den Matten sollen sich noch
Fundamente befinden. Im 17. Jahrhundert wurde es zerstört, 1719 heißt es: zue
Nidermüllen außerhalb dem Dorf gelegen, anjetzo nur
ein abgebrandt Mauer.

Nicht weit davon, bei den Dorfmatten, liegen die Käppelematten
mit dem Käppeleruns. Die kleine Kapelle, nach der sie benannt sind, ist
verschwunden.

Noch mehr verschwundene Gebäude leben in Namen weiter. Von der Befestigungsanlage
am Reckenhag, die dem B ü r g 1 e den Namen gab, hat sich nichts erhalten
. Es handelte sich möglicherweise bloß um einen Erdwall oder Ausguck.
Zeringers hus 1493 und zeringers burgk 1496 ist dasselbe wie das
Schloß Rosenburg, das den nahebei gelegenen Schloßmatten,
Sch1öß1ereben, Sch1öß1ehoh1e , Sch1öß1eberg , Schlößle-
garten usw. den Namen gab. Der letzte Besitzer des Schlosses, der Kaufmann
Hoyer (vgl. Hoyers Tännle), ließ zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Gebäude
abtragen und zu Matten umwandeln. Die Sprengenmühle beim
Schwimmbad, die seit 1428 (Sprengenmüli) erwähnt wird und nach den
Besitzern, der Familie Sprenge, benannt wurde, lebte in den Namen Sprengen-
mühlfeldele, Sprengenmühlgasse, Spreng enmühlwäldele
bis ins 19. Jahrhundert. Heute sind die Gebäude verschwunden und die Namen vergessen
, nur ein Schlußstein an der Scheune des Eckerlinschen Hofes gegenüber dem
Gasthaus zum Bad mit einem Mühlrad erinnert noch daran.

An den ersten Ortsadel in Müllheim, der sich vielleicht aus dem Sippenhaupt
der ersten germanischen Siedler entwickelte, erinnern die Namen Breite und
Brühl. Sie kommen in vielen Dörfern vor und bezeichnen immer dasselbe, nämlich
Breite das beste Ackerland und Brühl (aus gallisch b r o g i 1 o ) das
beste Wiesenland im Besitz des Ortsherren. "Wenn Sie sich den Anschein der Allwissenheit
geben wollen, dann gehen Sie in ein fremdes Dorf und erklären dort mit
geheimnisvoller Miene, sie wüßten, wo das beste Ackerland sei, nämlich in der
Breite, und weiter, die Breite sei bestimmt nicht weit vom Ort entfernt. Die Müllheimer
Breite liegt in Obermüllheim, in zwei Stücken, die durch einen schmalen

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