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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 197
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0199
Der Blankenhornsberg war in jener Zeit noch nicht so kultiviert wie heute. Es
gab noch Dickicht wie im Urwald und von einer Wasserleitung war keine Rede.
Alltäglich kam ein Wasserwagen vom Brünnele eine halbe Stunde wegs entfernt,
und füllte das „Bücki", das vor der Küche des Gutshauses stand. Besorgungen für
den Haushalt mußten in Ihringen oder Breisach gemacht werden. Eine klapprige,
etwas modrig duftende „Schees" mit Maultieren bespannt, führte, wie wir in der
Familienchronik lesen, auf Wunsch dorthin. Sie war mit vergilbten weißseidenen
Polstern ausgestattet und stammte von einem Blankenborn aus Müllheim, der längst
nicht mehr war. Ein Rebmann war der stolze Kutscher.

Mit großen Schritten eilte Blankenborn seiner Zeit voraus. In seinen Herbstbetrachtungen
vom Jahre 1895 schrieb er unter anderem: „Weshalb haben wir keine
Weinbauschule für das Volk, keine Weinbau-Akademie für die Lehrer des Weinbaues
und der Landwirtschaft in Baden? Der Landwirt kann nie zu viel, aber meistens
zu wenig wissen." Er schlug eine Prämiierung der Weinberge, die ausgezeichnet
bewirtschaftet sind, vor; er wandte sich gegen die zu frühe Lese der Trauben;
für die Förderung des geistigen und materiellen Wohls der Arbeiter und Arbeiterinnen
vom Blankenhornsberg entwarf er Statuten zu einem „Weinbau-Arbeiter und
-Arbeiterinnen-Verein". Blankenborns Bibliothek, im Besitze des Badischen Weinbauinstituts
, ist eine der umfangreichsten Sammlungen dieser Art. Sie enthält eine
Zusammenstellung über den Weinbau der Welt von 1400 bis 1800.

Sein Wunsch war immer gewesen, in Müllheim ein Weinbauinstitut, verbunden
mit einem Museum, zu gründen. Der Wunsch ging ebenso wenig in Erfüllung wie
den Blankenhornsberg der Familie zu erhalten. Seit dem Jahre 1945 ist das Versuchs
- und Lehrgut Blankenhornsberg im Besitze des Staates, ein Vorbild
hoher Weinkultur.

Blankenborn würde erfreut und zufrieden sein, wenn er sehen könnte, wie gut
und gewissenhaft das von ihm begonnene Werk hier vom Staatlichen
Weinbauinstitut in Freiburg weitergeführt wird.

Als der Deutsche Weinbauverein im Jahre 1924 sein fünfzigjähriges Jubiläum
beging, schrieb Dr. Karl Müller, der damalige Direktor des Weinbauinstituts in
Freiburg, über Adolph Blankenborn, achtzehn Jahre nach dessen Tod: „Man hört
ab und zu, Professor Blankenborns Leistungen für den Weinbau seien überschätzt
worden. Wem es nur vergönnt, von niederer Warte die Leistungen Blankenborns
zu überblicken, der kann vielleicht zu dieser Anschauung kommen. Wer aber tiefer
in dessen Gedankengänge an Hand seiner Arbeiten und Korrespondenzen eindringt,
der muß sehr bald erkennen, daß wir es hier mit einem Manne zu tun haben, der,
begabt mit viel Wissen und hervorragendem Organisationstalent, geradezu Pionierarbeit
für den deutschen Weinbau geleistet hat, dem es aber nicht vergönnt war, in
einer Zeit zu leben, in der seinen Arbeiten auch die verdiente Anerkennung und notwendige
Förderung zuteil wurde."

Lit.: Familien-Archiv Erich Blankenborn, Badenweiler.

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