Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 216
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0218
hatte kein Tannenreis zum Schmücken der Häuser zur Verfügung stellen
können, deshalb zierten die Bürger ihre Fenster mit Blumen. Auch die Anlage
des Hebelparks mit dem Gedenkstein, der ein Werk der Gebrüder Schwab
von Lörrach und Müllheim ist, war nur zum geringen Teil von der Stadt
finanziert worden, die freilich ein Stück des Schulackers für die Schaffung der
Anlage zur Verfügung gestellt hatte. Anregung und Ausführung kamen aus
der Bürgerschaft. Spenden der Einwohner, der Geschäftswelt, der Geldinstitute,
der Vereine ermöglichten diese würdige Gedenkstätte. Für die Aufbringung
der Gelder und auch die spätere Unterhaltung der Anlage zeichnete der Gemeinnützige
Verein Müllheim unter seinem Vorsitzenden Otto Beideck verantwortlich
. So dankte Bürgermeister Dr. Nikolaus in seiner Festansprache
am Tage der Einweihung des Hebelparks und des hundertjährigen Stadtjubiläums
für die schöne Widmung, die der Stadt durch die Bürgerschaft in dem
Hebelpark und dem Hebeldenkmal zuteil worden sei." Infolge der Entwicklung
", so sagte Bürgermeister Dr. Nikolaus, „sei die Stadt mehr und mehr
vor dringende und auch größere Kulturaufgaben gestellt. Sie sehe sich daher
nicht in der Lage, selbst in der Weise für die Verschönerung der Stadt Sorge
zu tragen, wie es der Gemeinnützige Verein bisher getan habe. Mit Stolz
könne Müllheim auf seine Bürgerschaft blicken." Wenn wir heute davon
hören, so sagte Dr. Fischer, so können wir zu dieser Haltung unserer Väter
nur sagen: Das gefällt uns. Auch das gefällt uns, daß man ein Denkmal für
Johann Peter Hebel erstellt hat, für den Mann, der über den Zeiten steht,
den stärksten Einiger des alemannischen Landes, den Mann, der ohne Steine
oder Beton und ohne diplomatische Kunststücke, aus reinem Geist Brücken
geschlagen hat über den Rhein zu unseren Nachbarn, Brücken, die auch in
Kriegen nicht gesprengt werden konnten und die immer da sein werden, solange
ein Mund Hebel sagen wird."

Unsere kleine Welt hier in der Heimat sei nur ein Abbild der großen. Aus
der Geschichte sei nur wenig Gutes und Schönes zu sagen. Wohl sei hier am
Rhein die Glanzzeit der Kaiser gewesen, die dem schönen Land auf beiden Gestaden
des Stromes Frieden, wirtschaftlichen Wohlstand und kulturelle Blüte
sicherten, bis sich der Schwerpunkt des Reiches an die Elbe und mittlere Donau
verschoben habe. Dann möchte man erschrecken darüber, wie Jahrhunderte hindurch
von Kriegen, Nöten, Drangsal und Ungemach zu berichten sei, so daß
man an jenes Wort von Adalbert Stifter über die Geschichte der Völker erinnert
werde, zu der er sagt, sie sei im Vergleich zur Familiengeschichte nur das entfärbte
Gesamtbild dieser kleineren, in welchem man die Liebe ausgelassen und
das Blutvergießen aufgezeichnet habe. „Allein der große, goldene Strom der
Liebe, der in den Jahrtausenden bis zu uns herabgeronnen durch die unzählbaren
Mutterherzen, durch Bräute, Väter, Geschwister, Freunde ist die Regel.
Und seine Aufmerkung ward vergessen; das andere, der Haß ist die Ausnahme
und ist in tausend Büchern aufgeschrieben worden." „Diesem goldnen Strom der
Liebe", so schloß Dr. Fischer, „sei mein letztes Wort gewidmet. Er gehört zum
Eigensten der Heimat. Wir denken dabei in Dankbarkeit und Ehrfurcht an alle,
die vor Zeiten in unserer Heimatstadt gewerkt und gewirkt haben, sei es im
Kleinen oder im Großen, wir denken an die Müllheimer, die in die weite Welt
hinausgegangen sind und die in der Ferne oder hier jetzt mit uns vereint sind,
wir gedenken auch unserer Mitbürger der einstigen Müllheimer israelitischen
Gemeinde, und all unserer Nachbarn und Freunde diesseits und jenseits der
Grenze.

Wir wissen nicht, wie unser Müllheim in fünfzig oder hundert Jahren aussehen
wird, was für ein Geschick der Stadt und ihren Bewohnern beschieden sein

216


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0218