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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 256
(PDF, 52 MB)
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falt nicht mehr spürbar war, sondern alles den großen Atem bezeugte. Wie sich
hier aus geballter Dramatik plötzlich ganz spielerisch Gelöstes weiterspielt, wie
ein einziges Wort plötzlich plastisch im Raum steht, das ist eine großartige Leistung
der Interpretationskunst von Theodor Egel. Daß der Freiburger Bachchor,
der ja die so oft bewunderte Schöpfung von Theodor Egel ist, den Intentionen
von Werk und Dirigent minutiös entsprach, daß er mit seinen vielen jungen und
intelligenten Stimmen allen Sensibilitäten dieser in so ungewöhnlichen Farben gehüllten
Musik entsprach, braucht schon fast nicht mehr besonders erwähnt zu
werden. Auch das Pfalzorchester Ludwigshafen, dessen weit auseinandergezogene
Aufstellung einige Schwierigkeiten mit sich brachte, erwies sich als ein sensibles
Gesamtinstrument, was gerade der erwähnten Schwierigkeiten wegen hervorgehoben
werden muß. An Stelle der erkrankten Sopranistin Elisabeth Grümmer
übernahm Agnes Giebel den Solopart des fünften Satzes. (Sie ist auch die Solistin
der ebenfalls von Theodor Egel geleiteten Aufführung mit dem Frankfurter
Cäcilien-Chor.) Brahms hat sich zu diesem fünften Satz dahingehend geäußert,
daß der Solopart „ohne allzuviel in ihn hineinzugeheimnissen" gesungen werden
soll, flüssig, naiv also, was aber nicht gleichbedeutend mit empfindungslos ist.
Agnes Giebel hat mit ihrer berückenden, Wohllaut und innigen Schmelz vereinenden
Stimme diese Partie großartig schlicht, letztlich reif in der absichtslosen
, untheatralischen Führung gestaltet. Ähnlich unmaniriert, kühler, freilich
mit intelligenter Gewandtheit die Gestaltung des Bariton-Parts durch Heinz
Rehfuß. Zürich, dem in den unteren Stimmlagen ausdrucksstarke und von einprägsamer
Musikalität getragene Partien gelangen.

Theodor Egel hat mit diesem Konzert — wann werden wir in Müllheim
wieder einmal eine Aufführung von diesem Rang erleben? — dem Andenken
der Toten ein Denkmal gesetzt, das von den bewegten Zuhörern wohl als das
schönste Totendenkmal empfunden wurde. Trauer und Trost schwang durch
das dicht besetzte Gotteshaus an diesem Novembersonntag. Schwang auch, so
schien uns, als unendliche Tröstung über die grauen Hügel der Welt, deren fahles
Licht — für eine Weile oder für lange — von der Strahlung aus dem großen
Torbogen, aus dem Bogen zur Ewigkeit durchzuckt, überglänzt war.

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