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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-01/0022
Die Herren von Mülnheim und das „Straßburger Geschelle"

Von Friedrich Feßenbecker

In der Reihe der Gedenksteine an der Nordwand unserer Martinskirche befindet
sich auch der des ehemaligen Burgvogts und Amtmanns Erhardus von
Neuenfels. Obwohl seit dessen Todestag — es war der 5. Februar 1452 — bereits
500 Jahre verflossen sind, läßt sich an der linken oberen Ecke der Tafel noch
deutlich eine aus dem Sandstein gearbeitete fünfblättrige Rose erkennen. Sie ist
das Wappen seiner Mutter Anna von Mülnheim, der Tochter des damaligen Burggrafen
von Straßburg. Dieses heute noch dort begüterte Geschlecht führt seinen
Ursprung auf die Herren von Müllenheim und damit auf den alten Ortsadel
unserer Kreisstadt zurück. Seit dem Jahre 1112 begegnen uns diese Zähringischen
Dienstmannen in Urkunden als Zeugen, Schenkgeber und Stifter von Seelenmessen
sowie als Teilnehmer an Turnieren in Köln (1131), Nürnberg (1197) und Worms
(1207).

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts, also in der Glanzzeit des Stauf erreiches, verlegte
ein lebensstarker Sproß dieses Familienstammes seinen Sitz nach Straßburg
im Elsaß. Vielleicht war es Sigelin von Mülnheim, der 1215 in einem Bericht über
einen Streit zwischen seiner Stadt und Luzern als Schöffe genannt wird. Er selbst
bezeichnet sich als „Zeller" und führt in goldumrahmtem rotem Feld seines Siegels
die silberne fünfblättrige Rose mit braunem Kern. Noch im gleichen Jahrhundert
erscheinen Träger dieses Namens und Wappens im „Buch der Hausgenossen" und
unter den Ratsherrn der Stadt. Einer sogar hat das Amt des „Stättemeisters" inne,
einem andern ist der „Pfennigturm" anvertraut, in welchem das Banner, der
Kriegsschatz und die reichhaltigen Archive der Stadt untergebracht waren. Von
Burkard von Mülnheim berichtet der Historiker Hans Schöpflin in seiner „Alsatia
illustrata", daß Rudolf von Habsburg ein Jahr nach seiner Wahl zum König und
um 1300 sein Sohn, König Albrecht, an dessen Hof Gäste gewesen seien.

Auch in ihrer neuen Heimat waren sie der Kirche sehr zugetan. Auf ein Gelübde
, das der junge Heinrich von Mülnheim als Teilnehmer am letzten Kreuzzug
1270 in unsäglichstem Elend vor Tunis ablegte, stiftete er nach seiner glücklichen
Heimkehr die heute noch erhaltene Wilhelmskirche. Vielleicht war es ein Nachkomme
mit gleichem Namen, der 1327 den Grund zum Bethaus Allerheiligen
legte, das dann auch verschiedenen Zweigen der Familie als Begräbnisstätte diente.
Ein Gedenkstein in der St. Thomaskirche mit der Jahreszahl 1320 erinnert an
Sigelin von Mülnheim.

Hatten seither die Romfahrten der Kaiser wie auch die Kreuzzüge der Päpste
die oberrheinische Ritterschaft bis ins innerste Lebensmark getroffen, so brandete
jetzt eine neue politische Woge an die Grundfesten ihrer Burgen und Herrenhäuser
. Es war die Kampfansage des werktätigen Volkes, vorab der Zünfte, gegen
die wirtschaftliche und soziale Vormachtstellung der reichen und vornehmen Geschlechter
in den Rats- und Gerichtsstuben der Gemeinden. Als deren Sprecher
standen in Straßburg die Herren von Mülnheim in den vordersten Reihen der
jahrzehntelang sich hinziehenden Streitigkeiten. Schon 1308 kam es zu einer blutigen
Auseinandersetzung, in deren Verlauf 16 Zunftangehörige tot auf dem
Schlachtfeld liegen blieben. Der Tag jedoch, der die Erfüllung ihrer Wünsche bringen
sollte, schien näher zu rücken, zumal sich dazu noch der Adel in zwei Lager
spaltete. An der Spitze des einen standen die Zorn von Bulach. Ihr Treffpunkt
war die Trinkstube zum „Hohensteg". Die Sprecher der Gegenpartei waren die
von Mülnheim. Ihre Stammschenke war der „Mühlstein". Da dieser in der Nähe
des Rathauses gelegen war, fühlten sich die andern benachteiligt. Um Unstimmig-

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