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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-01/0035
Die Arbeitsnachweisstelle in Lörrach

Vorbild für die Arbeitsämter in Baden und im Reich

Persönliches zum Eintritt in den öffentlichen Dienst
von Adolf Rösch, Oberregierungsrat a. D.y Lörrach

Als ich Ende November 1918 aus dem Felde heimkam und die Arbeit im
Betriebe Köchlin, Baumgartner & Cie wieder aufnahm, schickte mich der 1. Direktor
, Herr Kommerzienrat Garnier, zu Bürgermeister Dr. Gugelmeier. Als ich bei
ihm vorsprach, sagte er zu mir: „Wir wünschen, daß Sie sich uns zur Verfügung
stellen, kommen Sie doch heute nachmittag in das Nebenzimmer im ,Storchen*."
Das war am 30. November 1918, ohne daß ich eigentlich wußte, um was es geht.
In dieser Sitzung waren die Herren Horn/Fahrnau, Köchlin/Steinen und Herr
Garnier von den Arbeitgebern, von den Gewerkschaften die Herren Kieslich,
Rümmele und Kindle vertreten unter dem Vorsitz von Bmstr. Dr. Gugelmeier.
Besprochen wurde die neue Situation, die sich durch die Verordnung über Erwerbslosenfürsorge
von Minister Scheidemann ergab. Die Durchführung derselben hatte
grundsätzlich in den Gemeinden zu erfolgen, und die Kosten hierfür hatten zu
je einem Drittel die Gemeinden, Länder und Reich zu tragen. Um Schwierigkeiten
durch die Rückkehr der Kriegsteilnehmer zu vermeiden, soll sofort eine Zentralstelle
zum Aufbau und Organisation der Erwerbslosenfürsorge in den Gemeinden
der beiden Kreise Lörrach und Waldshut geschaffen werden, die die Gemeinden
unterweist und ihnen an die Hand geht, sowie die Verrechnung vornimmt. Es wurde
dann mir der Auftrag erteilt, die Sache in die Hand zu nehmen und die Organisation
sofort durchzuführen. Am 2. Dezember 1918 nahm ich den Dienst auf und
hatte als erstes ein Rundschreiben an die über 300 Gemeinden in den beiden
Kreisen losgelassen und hatte gleichzeitig einige Leute auf der Schnellbleiche ausgebildet
, die notfalls die Gemeinden über die neuen Aufgaben zu unterrichten
hatten. An der Sitzung selbst wurde mir die Scheidemann'sche Verordnung in die
Hand gedrückt, und ich mußte sehen, wie ich zum Aufbau der Organisation weiterkam
. Mit der Rückkehr der Kriegsteilnehmer wuchs die Arbeitslosenzahl sehr rasch
und wir hatten Mitte Februar 1919 über 16 500 Erwerbslose zu betreuen. Man
mußte sr. Zt. sehr gute Nerven haben, um sich gegen alle aufgetretenen Widerstände
durchzusetzen. Aber es wurde geschafft und nach und nach mit den Gemeinden ein
sehr gutes Verhältnis erreicht. Auf Episoden, die sich im Lauf der Jahre zugetragen
haben, muß ich leider verzichten, obschon sie es wert wären, daß sie wieder wachgerufen
und der Allgemeinheit bekannt würden. — Im Juli 1921 wurde mir nach
Freiwerden die Verwalter st eile des Arbeitsnachweises Lörrach übertragen, die ich
dann, nach Abgang des Vorgängers, am 1. 10. 21 übernahm. Nachdem die kleinen
Arbeitsnachweise Schopfheim, Säckingen, Waldshut (mit Ausnahme von Müllheim,
dessen Nachweis noch in privaten Händen war) mit den Aufgaben über die Erwerbslosenfürsorge
betraut waren, hatte ich mich mit dem Gedanken vertraut
gemacht, ein Bezirksarbeitsamt zu schaffen, mit Lörrach als Hauptstelle und die
Arbeitsnachweise Müllheim, Schopfheim, Säckingen und Waldshut als Nebenstellen.
Nach Ausarbeitung der Grundlagen hierfür fand dann im „Storchensaal" in
Lörrach unter dem Vorsitz von Landeskommissär Schwörer eine Versammlung
statt, an der Vertreter aus allen Gemeinden der beiden Kreise Lörrach und Waldshut
teilnahmen.

Nach Erläuterung durch den Vorsitzenden wurde dann einstimmig beschlossen,
die neue Organisation durchzuführen. Die Stadt Lörrach wurde zur Verwaltungsgemeinde
und die übrigen zu Mitgliedsgemeinden bestimmt. Unter dem Vorsitz von

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