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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0016
26. Juni 1856 folgt, so scheint die landwirtschaftliche Nutzung der Sirnitzweiden,
wie sie der neue Senn treibt, nicht ganz dem zu entsprechen, was man erwartet
hat. Er bewirtschaftet das Gut „ganz auf die in seiner Heimat übliche Weise.
Er benützt das Wasser zur Bewässerung der Wiesen nicht, sondern läßt dasselbe
ungenutzt laufen, dagegen düngt er die Wässerwiesen, gleich wie die trockenen
Matten und sogar die Waidfelder, indem er behauptet, daß das durch Wässerung
erzeugte Futter für seine Zwecke nicht geeignet und nur trocken gewachsene
Gräser ihm dienlich seien." Trotz aller Skepsis aber legt der berichtende Beamte
eine gewisse Großzügigkeit an den Tag: „Man wird wohl abwarten können,
zu welchen Erfolgen die Wirtschaftsweise des Pächters führt, und insbesondere,
ob sie dem Bestand des Gutes irgend von Nachteil sein wird. Ich hege keine
Befürchtungen deshalb." Trotzdem mahnt er besorgt: „Jedenfalls dürfte aber
die Domänenverwaltung zur Vorsicht besonders anzuweisen sein, den Umtrieb
des Gutes durch den Pächter genau zu überwachen und sich zu verlässigen,
ob er nicht dasselbe, namentlich durch das Beweiden der Wässerwiesen mit
Großvieh und Ziegen schädigt."

Achtgeben muß aber auch die Forstverwaltung. Denn bald treten die ersten
Weidfrevel auf. Senn Stauffacher ist einer Vertragsbedingung nicht nachgekommen
: er hat seine Weidfelder nicht mit Wall und Graben gegen den Wald abgegrenzt
. Erst 1861 wird die Vollendung des Grabens gemeldet. Inzwischen aber
hat sich Stauffacher bei der Forstbehörde durch Beanspruchung verschiedener
Nebenberechtigungen (Lesholz, Stockholz, Streu und Farnkraut) unbeliebt gemacht
. Man bezeichnet ihn als einen Mann, „welcher mittelst Unterstützung alle
Verträge, sei es durch Bitten, sei es durch Unwahrheiten, zu umgehen weiß." Nach
Äußerungen von Landwirten habe er das Hofgut verdorben. Kein Wassergraben
bestehe mehr, kein Maulwurf sei gefangen worden und die Grasnarbe sei zerstampft
, „öffentlich halten sich die angesehensten Bauern des Vorwaldes, welche
die Straße der Sirnitz passieren, über diesen Zustand des Feldes auf." Man schiebt
die Schuld an Stauffachers Verhalten auch zum Teil dem Badarzt Dr. Wever und
dem Bezirksamt zu, die dem Senn Unterstützung gewähren würden. 1860 scheint
das aufgehört zu haben, denn da schreibt die Bezirksforstei, „daß von der Zeit an,
als die Unterstützung des Amtes für den Gesuchsteller aufgehört hat und der
Badarzt Wever ruhet, die Hut des Weidviehs von Stauffacher über alles Lob
besorgt wird."

1861 wird auf Martini ein neuer Pachtvertrag abgeschlossen. Es ist nicht klar
ersichtlich, warum, denn 1856 hat man sich auf zwölf Jahre Pachtzeit geeinigt.
Aus dem vorliegenden Aktenmaterial geht nicht hervor, wie lange die Sennerei
auf der Sirnitz geblieben ist. Dr. Wever schreibt 1869 in seiner „Chronik der
Vogtei Badenweiler", daß sich die Sennerei der Molkenanstalt nun auf Bürgeln
befände. 1878 aber berichtet Dr. Thomas in seinem Büchlein „Badenweiler und
seine Heilmittel", der Senn bringe jeden Morgen um sechs Uhr die frische Molken
von der Sirnitz herunter. Ums Jahr 1900 liest man in den Führern des Kurortes
Badenweiler noch von Molkenkuren. 1905 aber werden sie nicht mehr erwähnt.
Die Molkenanstalt ist eingegangen und damit auch dieses Kapitel in der Geschichte
der Sirnitz abgeschlossen.

VI. Der Übergang der Sirnitz an Müllheim

Von den sieben oberen Vogteien der Herrschaft Badenweiler haben (seit dem
Mittelalter nachweisbar) die Vogteien Badenweiler, Müllheim und Hügelheim
Nutzungsrechte an den Waldungen des West- und Nordhanges des Blauen sowie
des Klemmbachtales. Die mündliche Überlieferung dieser Einzelberechtigungen

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