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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0041
Kriege eine Zeit lang die Folge unterbrochen haben. Aber da, wo sie noch lebendig
sind, lassen sich meistens die Schulkinder nichts davon abhandeln. Wohl haben
sich die ältesten Bräuche gewandelt und lassen verschiedene Einflüsse erkennen
oder vermuten. So sei von den noch bestehenden und ihrer Eigenart gesagt.

Manches Brauchtum wie auch die Winter-Sommerspiele, die hier noch zu finden
sind, und wie sie im ganzen alemannischen Raum, auch in der Schweiz, leider sehr
selten noch im nahen Elsaß bekannt sind, dürften aus frühester Zeit kommen.
Zwar gab es manche Verschiebungen in der Zeit ihres Auftretens durch die Verschiebung
des Jahresanfanges. Denn vor bald 2000 Jahren fing das Jahr am
1. März an, bis Julius Cäsar im Jahre 46 v. Chr. den alten Julianischen Kalender,
der auf das Mondjahr berechnet war, auf das Sonnenjahr umstellte. Doch die
ganz alten Kalender hielten bei uns noch lange am 1. März fest, auch einer von
1700, in welchem über die zu erwartende Ernte usw. unter den einzelnen Planeten
von März zu März vorausgesagt wird. Spuren mancher alter Bräuche aus
keltischer, germanischer und römischer Zeit, wie aus den Anfangszeiten des Christentums
lassen sich erkennen, gerade um Weihnachten und Neujahr, zu Ostern,
Himmelfahrt und Pfingsten. Letzteres sind Maibräuche. Früher glaubte man die
Winterdomänen und Hexen hätten in den ersten Mainächten ausgespielt. Namhafte
Volkskundige suchten schon lange nach dem Ursprung und Sinn solcher
Winter - Sommerspiele und anderer Sitten und Gebräuche, um sie den heutigen
Menschen verständlich zu machen.

In allen Gebräuchen, die bei allen Völkern ähnlich bekannt waren und manchmal
noch sind, steht das Ei an erster Stelle als der Ursprung alles Lebens, einst
auch an erster Stelle der heidnischen Opfergaben. Es tritt auf vielfache Art in
Erscheinung, bei den Heischegängen, dem Festschmaus, beim Eierspringen und
Hasjagen an Ostern, und an Pfingsten oft bunt bemalt oder bunt beklebt wie
auch am Sommertagsstecken.

Hutzeln, gedörrte Birnenschnitze, sind heute noch in den Sprüchen vielerorts
genannt. Sie wurden besonders in den winterlichen Spielen verschenkt und geheischen
und waren für die Kinder einst das, was heute Orangen oder Bonbons
sind. Hutzeln ließen sich den Winter über halten seit Jahrhunderten und waren
deshalb so beliebt zum essen und zum Festkuchen, der mit Hutzeln und Honig
bereitet wurde.

Grünen Stecken, Gerten und Ruten, vor allem vom Haselnußstrauch — heute
hat man auch solche von Buchen und anderen — schrieb man einst große Zauberkraft
zu und man glaubte damit böse Dämonen austreiben oder verjagen zu
können. Auch immergrüne Tannenzweige, Buchs und Stechpalmen, die zum Ausschmücken
gebraucht werden, sollen das ewige Leben versinnbildlichen wie im
Hochzeits- und Totenkranz, im Maibaum und Weihnachtsbaum. Auch dem neugewählten
Bürgermeister stellt man eine Tanne, wohl um dem Wunsche einer
langen Amtszeit Ausdruck zu geben. Die Wiesenblumen wurden bei manchen
Gebräuchen ihres Heilwertes wegen benutzt. Ausgenommen von den Gartenblumen
ist die Pfingstrose, bei uns noch manchmal „Gichterrose" genannt, weil sie
gegen die Gicht angewendet wurde. Heute werden anstatt der lebenden Blumen
oft Papierrosen und Fähnchen verwendet.

Auf dem Kopf tragen die Gestalten gewöhnlich einen grünen Busch, manchmal
einen Helm und an der Seite einen Säbel. Letzteres könnte auf die altgermanische
Heeresversammlung, später die Landsgemeinde, die bis vor 400 Jahren noch einberufen
wurde, und zu welchen die Freien Waffen tragen durften wie zum Kirchgang
, zurückzuführen sein. Gaben zu verschenken hatte wohl einst den Sinn nicht
allein Freude zu machen oder um helfen zu können, sondern wie es aus dem
frühen Mittelalter bekannt ist, verschenkte man Geld und Gut für sein eigenes
Seelenheil, wie heute manchmal mit dem gleichen Gedanken an die Kirche ge-

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