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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0054
Der Spruch ist bei den Buben derselbe wie bei den Mädchen, nur heißt der
Anfang: Der Hisgir isch e brave Maa! Und sie erhalten Gaben, wie die Mädchen.
Beim „Kampf", wenn sich beide begegnen, vertreiben auch hier gewöhnlich die
Buben die Mädchen.

Der Name „Hisgir" kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit erklärt werden.
Wie schon gesagt, weiß man von den am frühesten bekannten Gebräuchen, daß
Hutzeln verschenkt wurden von dem einst weißgekleideten „Schnabelgiri", wie
er noch bis in die jüngste Zeit auch mit Eselskopf und ähnlichem auftritt bis zum
Bodensee. Dieser hatte einen langen Schnabel zum Auf- und Zuklappen, und wenn
das „Ungeheuer" diesen zum Fenster her eingesteckt hat, mag das den Kindern
einst trotz der begehrten Hutzeln nicht ganz geheuer gewesen sein. Es könnte
möglich sein, daß das „Unghür", das „Hutzeln" verschenkte, das man im Laufe
der Jahrhunderte in verschiedener Abwandlung Hutzghür, Hotzghür und Huz-
gür, Ghutzgür, selbst Götz- und Hotzgür oder -gyri, Hitzgiri, Hutzgiri, Hutz-
gira genannt und geschrieben hat, eben das Hutzelungeheuer, das „Hutzelunghür"
ist, aus dem schließlich Hisgir wurde. Denn in den Sprüchen werden Hutzeln und
„dürri Schnitz un Bire" in allen Gegenden genannt. Auch in der Umgebung von
Basel weiß man von einer fasnächtlichen Heischefigur, dem „Hutz-gür", bei dessen
früherem Auftreten folgender Spruch gesagt wurde: Hutz güri geri, / Stockfisch
un Eri! / Gent mer au en Eierinanke, / i will euch tusig Mole danke! / Gänd
mer Mehl un Brot! / Lueg, wie's (das!) Hutz-gür stoht! / Wenn der is aber nit
weit ge, / so wei mer ech Chüeh un Chalber ne, / mer wei echs Hus abdecke, / mer
wei ech uferwecke!

Es ist auch eigenartig, daß sich „das Hisgir" in einem kleinen Kreis so festgehalten
hat. Dort waren im Mittelalter die Herren von Neuenfels Grundeigentümer
, von diesen kauften das Land die Johanniter von Freiburg, die nach Heiters-
heim kamen, und man weiß von beiden von einem guten Verhältnis zur Bevölkerung
zu sagen.

Nun, auch in Zunzingen veranstalten die Mütter von den gesammelten Gaben
den Festschmaus mit Speckeier, Rühreier und Pudding, nebst dem Wein, und dann
gehts hinaus auf die Wiesen zu fröhlichem Spiel. In Laufen sind es zwei
Bräute, wie man auch im Kanton Bern von zwei Bräuten weiß. Es werden in
Laufen vorher Gaben zu einer der Mütter getragen, und vor dem Schmaus singen
die Kinder von Haus zu Haus den Frühling ein.

Auch in Vögisheim sind es zwei Bräute, ebenfalls mit bunten Bändern an
den Röcken abwärts, und mit schönen Blumensträußen; die andern Schulmädchen
ziehen mit und sagen von Haus zu Haus: Gueten Obe, gän is au öbis z'Obe! /
Mer hän scho sider acht Tage / nüt me gha im Mage! / Jez müen mer halt go
bettle / vu Huus zue Huus mit Chrätte! — Sie gehen in die Häuser und bekommen
Eier, Mehl,Butter,Zucker und Kopfsalat zum Schmaus. Vor dem Haus
sagen sie den Dank: Jez müemer is bedanke / für Eier, Mehl un Anke!

In A u g g e n sind die sieben alten Dorfbrunnen prächtig geschmückt. Von
jedem Brunnenkreis gehen die Kinder für sich, gewöhnlich zu Himmelfahrt in
vier Gruppen, drei von Auggen und eine von dem dazugehörenden Hach. Braut
und Bräutigam gehen Arm in Arm und hinter ihnen geht die Brautjungfer mit
dem Eierkorb und demselben Spruch wie in Vögisheim. Den Festschmaus hält
jede Gruppe für sich.

An Pfingsten treffen wir in Schweighof bei Badenweiler noch das
„Pfingstpflüdderli" an. Pfingstpflüdderi oder Pfingstchlüdderi wird bei uns noch
manchmal derjenige genannt, der zuletzt am Pfingstsonntagmorgen aus dem Bett
kommt, obwohl sonst kaum irgendwo ein Brauch damit verbunden sein dürfte,
wie das früher in manchen Orten der Fall gewesen sein mag. Man weiß bei uns
auch noch von einem Pfingstkalb oder einem Pfingstochsen.

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