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adhaereo — ibi morior!" stand nicht nur auf ihrem Schild, er war ihnen stets zu
erfüllendes Lebensgebot.

Bevor ich einen kurzen Blick auf das Schloß werfe, will ich doch noch ein
Kuriosum in der Geschichte der Familie von Rotberg anführen. Acht Jahre lang
saß ein französischer General als Grundherr in Rheinweiler. Es war dies Graf
Johann Rapp, General im Dienste Napoleons. Im Jahre 1771 in Colmar als
Sohn eines Ratsdieners geboren, viermal in seiner Jugend aus der kaufmännischen
Lehre zum Militär ausgerissen, ein glühender Bewunderer Napoleons, unter dessen
Fahnen er mit Bravour kämpfte. In erstaunlich schneller Karriere brachte er es bis
zum General. Ein Zug an diesem Manne, der ihn uns sympathisch macht: Von
Jugend auf hatte er immer viel für die Bedrückten, Verfolgten und Leidenden übrig.
Wenn er später als Soldat etwas Derartiges auf dem Herzen hatte, scheute er sich
nicht, dies seinem Kaiser, der ihn hoch schätzte, zu unterbreiten, selbst auf die Gefahr
hin, dessen Unwillen hervorzurufen. Und der Kaiser ließ sich sehr oft von
seinem General etwas sagen! Leider ist hier nicht der Ort, ausführlich über die
Lebensgeschichte des Generals Rapp zu berichten. Als er nach der zweiten Gefangensetzung
Napoleons die Uniform auszog, geschah dies unter wahrhaft dramatischen
Umständen. Rapp zog in die Schweiz, wo er sich einen Hof erworben hatte. In
dieser Zeit lernte er im Hause eines elsäßischen Grafen die Albertine Charlotte
von Rotberg kennnen. Er heiratete sie, erwarb sich die Bamlach-Rhein-
weiler Grundherrschaft und lebt als einfacher Landedelmann auf dem Schlosse in
Rheinweiler. Er war gerne in dieser Gegend und hatte große Freude an den Reben.
Aber die 22 schweren und leichten Wunden, die er sich unter den Fahnen Napoleons
zugezogen hatte, hatten seine Gesundheit untergraben. Nur acht Jahre waren ihm
vergönnt, in der Ruhe des Schlosses von Rheinweiler ein Privatleben zu leben. Sein
Tod wurde von allen Bewohnern von Bamlach und Rheinweiler ehrlich bedauert.
In der evangelischen Kirche in Kolmar, wohin er von Rheinweiler überführt
worden war, hat er seine letzte Ruhestätte gefunden. Aus dieser Ehe sind keine
Nachkommen vorhanden, wohl aber aus Ehen vorher. In den Tagen, da ich diesen
kurzen Uberblick schreibe, ist ein Enkel jenes Generals Rapp, der als hochbetagter
Arzt in Amerika lebt, in der alten Heimat gewesen, um die Spuren seiner Ahnen
aufzusuchen. Leider war es mir nicht vergönnt, ihn zu treffen.

9. Die Gebäulichkeiten.

Das alte Schloß befand sich dort, wo jetzt die ehemalige Gastwirtschaft zum
„Sternen" steht. Es bestand aus Wohnraum, Kapelle, Wirtschaftsgebäude, Garten,
und war mit Mauern und Gräben umzogen. Es war das Schloß, das einst Jakob I.
von Rotberg bezogen hatte, als er im Jahre 1516 die Grundherrschaft Bamlach-
Rheinweiler antrat. Das Schloß muß sehr groß gewesen sein und soll 365 Fenster
gehabt haben, so daß man — wie man sich erzählt — jeden Tag im Jahr aus einem
anderen Fenster blicken konnte. Im Jahre 1676 wurde es von den Franzosen, wie
oben berichtet, vollständig zerstört. Johann Jakob Christoph von Rotberg
, der die Zerstörung miterlebte, soll darnach in den übriggebliebenen Kellerräumen
gehaust haben, wo er seinen Leuten aus der noch erhaltenen Familienbibel
in der damaligen Not vorlas, um ihnen Trost und Mut zu spenden.
Die Kapelle, die zum Schloß gehörte, war die St. Nikolauskapelle. Sie war
zerstört worden und ist heute wieder aufgebaut im Besitze der katholischen
Kirchengemeinde Rheinweiler. Ehedem gab es zwei St. Nikolauskapellen. Die ältere
befand sich im Besitze des Klosters St. Alban von Basel. Sie besteht heute nicht
mehr und soll auf dem Wege nach Kleinkems am „Kapellengrün" gestanden haben,
wo heute noch ein Kruzifixus steht. Rheinweiler war bis zum Jahre 1370 eine
selbständige Pfarrgemeinde und ist hernach nach Bamlach eingepfarrt worden.

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