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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-02/0046
Bücher- und Zeitschriftenschau

Konstantin Schäfer: Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen Stadt. 1963.
Herausgeber: Stadtverwaltung Neuenburg. 531 S.

Es ist ein stattlicher Band von 531 Seiten mit 120 Bildern, mit 8 Karten und
7 Stammbäumen, diese Geschichte der Stadt Neuenburg, die Konstantin Schäfer vorlegt.
Professor Dr. Friedrich Metz in Freiburg bestätigt dem Verfasser im Geleitwort, daß
seine Geschichte von Neuenburg „das Ergebnis jahrelanger Forschung und mühseliger
Archivstudien darstellt". Konstantin Schäfer ist einem größeren Kreise dadurch bekannt,
daß er seit etwa einem Jahrzehnt „Die Markgrafschaft", Monatszeitschrift des Hebelbundes
Müllheim, redigiert. Dort hat er auch schon Ausschnitte aus seiner Arbeit veröffentlicht
. Das Buch will nach den Worten aus der Einleitung Rechenschaft geben von
dem Leidensweg einer Stadt in der Vergangenheit. Es will aber auch aus der Forderung
an die Zukunft die Verantwortung der Gegenwart sichtbar machen. Die Stadtverwaltung
Neuenburg, welche die Drucklegung des Buches ermöglichte, hat in den vergangenen
Jahren wieder einmal die schwere Aufgabe gemeistert, eine neue Stadt aus den Trümmern
zu bauen. Diese Grenzstadt am Rhein will, wie Bürgermeister Gaulrapp schreibt, Brücke
sein zwischen den Völkern und nicht Sperriegel, wie sie es zu Beginn ihrer Geschichte war.

Der Zähringerherzog Bertold IV. hatte dem Kloster Tennenbach den Grund und
Boden für 30 Reichsmark abgetreten. Als Heinrich der Löwe, dessen erste Gemahlin
die Herrschaft Badenweiler mit in die Ehe gebracht hatte, diese Herrschaft dem Staufer
Barbarossa gegen Besitzungen im Harz gab, nahm der Zähringer Neuenburg wieder an
sich, weil er fürchtete, der Staufer könne hier einen Sperriegel für die Zähringer errichten
, die für sich den Weg über den Rhein beanspruchten. So kam es zur Gründung
der Stadt, in der wir „früh schon einen wehrhaften Ritteradel versammelt finden". Als
die Zähringer in der männlichen Linie ausgestorben waren, kam Rudolf von Habsburg
durch Erbe und Kauf in den Besitz der linksrheinischen Güter dieser Herren. Aus den
Erbstreitigkeiten ist hier erwähnenswert, daß Neuenburg am 6. September 1219 bei
Beendigung derselben zur Freien Reichsstadt erhoben wurde.

Schäfer faßt die wirtschaftliche Lage der Stadt in folgende Sätze zusammen: „Vor
den Toren der Stadt strömte der Rhein vorbei. Er war von jeher die Quelle des Reichtums
für die Stadt gewesen. Er hatte den Grund geschaffen, auf dem die Stadt stand.
Er hatte die Waren herangetragen, die ihren Handelsreichtum förderten. Auf seinem
Rücken fuhren die zahlreichen Schiffe an der hochragenden Stadt vorbei und brachten
reiche Einnahmen an Zöllen. Er hatte mit seinem Fischreichtum die Bürger ernährt und
ihre Beutel gefüllt. Er hatte willig die Schiffe getragen, die von den Schiffsbauern der
Stadt sicher und fest gefügt worden waren. Er hatte die Stadt mit seinen breiten Fluten
nach Westen hin geschützt. Er war ein sicherer Freund der Stadt gewesen." 1496 schrieb
die Stadt aber an Kaiser Maximilian, daß sie durch den Rheinstrom zum großen
Teil „zerrissen und hingefurt" sei. Der Kaiser wünschte, daß eine neue Stadt gegen
den Reggenhag zu erbaut werde. Aber die Bürger wollten nicht. 1525 riß der Rhein
Stück für Stück weg, so daß von dem gotischen Münster nur Chor und Sakristei stehen
blieben.

Stehen blieben, bis sie 1704 mit der ganzen Stadt von den Franzosen niedergerissen
wurden. Die Bürger mußten die Trümmer verlassen und zogen nach Steinenstadt. „Nach
dem Friedensschluß von Rastatt 1714 war endlich der Zeitpunkt gekommen, daß die
den Kriegswirren entronnenen 46 Neuenburger Bürger an die Heimkehr denken konnten."

Wer diese Geschichte der Stadt Neuenburg aufmerksam liest, findet in dem Abschnitt
„Vom Alltag der merkwürdigen Stadt" die Bedeutung der Jahrmärkte für die
Stadt und die weitere Umgebung ausführlich dargestellt. Das war nun nach der völligen
Zerstörung vorbei. Eine neue Einwohnerschaft entstand. Aber bis in unsere Tage litt
die Stadt durch ihre Lage dasselbe Schicksal. Jedesmal machten sich die Bürger an den
Wiederaufbau, der für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg ausführlich für die Zukunft festgehalten
wird. „Es wäre falsch zu sagen: hier endet die Geschichte der Stadt; wohl
aber die Geschichte der preisgegebenen Stadt. Ihre Preisgegebenheit ergab sich aus ihrer
Lage am Strom, die zwei Wege ermöglichte: Sperriegel oder Brücke zu sein. Ihre Grün-

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