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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
26.1964, Heft 1.1964
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-01/0012
Wenn ich die Orgel spiele voll göttlicher Gefühle
und die Gemeinde singt, daß mir's im Herzen klingt,

Wenn Gottes Huld mir lächelt und Himmels Lust mich fächelt
rinnt von der Stirne heiß herunter mir der Schweiß,

So fühl ich süßen Frieden; und will ich mich ermüden,

so denk ich — welcher Lohn wird uns vor Gottes Thron!'"")

*) Zusatz des Verfassers: Was braucht man den auf Erden schon!?

c) Sittenzustände betr.

Als im Jahre 1805 bei Stein ein Raubmord vorkam, und dies dem Großherzog
Karl Friedrich berichtet wurde, hörte er, wie bekannt, stumm und mit gefalteten
Händen dem Vortragenden zu und sprach dann mit Thränen in den Augen die
ebenfalls bekannten Worte: O Gott, haben wir denn keine Schulen und Kirchen,
daß solche Gräuel in meinem Lande vielleicht von meinen eigenen Unterthanen
begangen werden? Das beweist doch wohl, daß Raub und andere Thaten wohl
damals seltener als in unserer Zeit vorgekommen sind.

Ebenso kann man aus folgendem Schreiben des Specials Sievert von Schopfheim
vom 6. August 1808 schließen, daß Vergehungen, von welchen in demselben
die Rede ist, damals seltener als jetzt unter den Lehrern stattfanden. Dieses Schreiben
lautet:

Liebe Freunde und Schul lehrer!

Mit blutendem Herzen muß ich Euch die traurige Nachricht mitteilen, daß
einer Eurer ehemaligen Collegen nicht nur Euren Stand entehrt, sondern die ganze
Menschheit geschändet hat, — Müller von Endenburg, ein Ungeheuer und Auswurf
der Natur, konnte zarte, unschuldige Geschöpfe, welche seiner Pflege anvertraut
waren, mit satanischer Lust moralisch und physisch morden. Wäre er doch nicht
geboren oder im tiefsten Meere ersäuft worden, ehe er solche That wagen konnte.
Ich bin zwar von Euch allen überzeugt, daß Ihr vor solchen Verbrechen zurückschaudert
und das Andenken an dasselbe gerne mit Euerm Blute auslöschen würdet.
Aber, liebe Freunde, fluchet nicht dem Gefallenen, sondern suchet die fürchterlichen
Folgen seiner Missethat mit möglichster Anstrengung und Gewissenhaftigkeit
zu heben. Wie leicht ist es möglich, daß Euch die durch die Unthaten des Müllers
gereizten Eltern als unnütze Mitglieder des Staates ansehen, Euer Amt lästern und
selbst unsere heilige Religion verspotten.

Brüder, sammelt Euch vor Gott und bedenket im Stillen die Folgen einer
solchen Thorheit. Von nun an müsse ein heiliger Eifer fürs Gute, zarte Gewissenhaftigkeit
, unermüdlicher Diensteifer und möglichste Vorsicht in Euerm ganzen
Betragen das einzige Mittel werden, dieses Brandmahl Eueres Standes zu heilen.
Die so gräßliche Geschichte hat meine Gefühle so sehr empört, daß mir mein Vorsteheramt
zur Centnerlast geworden ist. Fürchtet zwar nicht, daß meine Liebe und
Treue gegen Euch erkalten werde, aber das gelobe ich bei dem höchsten Richter,
vor dem wir uns dereinst alle versammeln müssen, daß keine Nachsicht und
Schonung von meiner Seite mehr stattfinden könne gegen solche, welche mit sträflicher
Leichtsinnigkeit ihr Geschäft behandeln, ihren Stand durch Sittenlosigkeit
herabwürdigen und folglich mehr schaden als nützen.

Schopfheim, 6. August 1808

Specialat Sievert

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