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rheinisches Tiefland u. a.) von Süden her nur über kältere Schwellen zu erreichen
waren" (F. Firbas, 1949, S. 288). Eine Ausnahme machte allerdings die Weißbirke
(Betula pendula), die bis Dänemark vordrang.
Neben diesen mehr vegetations- und klimageschichtlich bedeutungsvollen Ergebnissen
gelang es mit der Feststellung der Allerödzeit, erstmals eine „ausgesprochene
Zeitmarke" (P. Woldstedt, 1948, S. 395) zu finden, die eine
Parallelisierung des späteiszeitlichen Klimaablaufs der nordischen und süddeutschen
Gebiete ermöglichte. Die Allerödzeit ist von Schonen bis Westschleswig in
einer typischen stratigraphischen Lagerung vertreten: Eine teilweise tonfreie
(Alleröd-) Gyttja (Faulschlamm, abgelagert in Mooren und Seen) lagert zwischen
einer unteren und oberen, oft sandigen Tonstrate. Auf eine arktisch-alpine
Pflanzen- und Tierwelt (u. a. auch das Ren) folgten in den Ablagerungen des
allerödzeitlichen Faulschlammes nach den Untersuchungen der dänischen Forscher
(Nathorst) unter den fossilen Tierformen Biber, Braunbär und Elch, unter den
Pflanzenfunden die Moorbirke (Betula pubescens) und die Zitterpappel (Papulus
tremula) und damit — wie man daraus entnahm — arktische Birkengehölze
anstelle der früheren Tundra (mit dem Silberwurz [Dryas octopetala], der Polarweide
[Salix polaris] u. a.), die jedoch noch während der Allerödzeit vorherrschte.
Spätere Untersuchungen, die auf diese ersten Beobachtungen folgten, stellten teilweise
abweichende stratigraphische Abfolgen fest, aus denen man eine klimatische
Untergliederung des Alleröds abzuleiten versuchte. Man unterschied eine noch
kältere erste Phase der Allerödzeit und eine wärmere zweite Phase. Innerhalb der
pollenanalytisch untersuchten mittel- und süddeutschen Moorablagerungen dieses
„vorzeitigen Frühlings" (W. Wundt, 1958/59, S. 25) fanden sich nun Schichten
feinen Bimsstaubes, den der Wind nach Vulkanausbrüchen in der Eifel (Laacher
See) weithin verfrachtet hatte. Dieser Bimsstaub konnte auch im Erlenbruckmoor
(930 m) und im Dreherhofmoor (880 m) bei Hinterzarten nachgewiesen werden.
In beiden Fällen liegt diese 8 mm mächtige Bimsstaubschicht in kiefern- bzw.
kiefernbirkenzeitlichen Ablagerungen der heute toten Schwarzwaldmoore (vgl.
G. Lang, 1952, Profil 4, Abb. 5, S. 253 und Profil 5, Abb. 6, S. 254). A. Ahrens
und J. Frechen (1952) konnten feststellen, daß es sich bei diesem in den beiden
Mooren eingelagerten Bimsstaub um Bimsglas des Laacher Trachyt handelte
(M. Hopmann, 1959, S. 23). Der Laacher Bimsausbruch brachte somit durch seine
Bimsstaublagen einen charakteristischen Horizont in die allerödzeitlichen Ablagerungen
nord- und süddeutscher Moore. Er war zu einem Zeitpunkt erfolgt,
der durch die Verknüpfung mit der schwedischen Zeitberechnung der eiszeitlichen
Bändertone ins 10.—9. Jahrhundert v. Chr. gesetzt werden kann 3), ein zeitlicher
Ansatz, der auch durch C14-Daten bestätigt wird (M.Welten, 1952, S.76). Entgegen
K. Bertschs (1953, S. 24) skeptischen Äußerungen wird man heute in der Allerödzeit
eine allgemeine Erscheinung, die auch für den südwestdeutschen Raum nachgewiesen
ist, sehen dürfen.3a)
Auf die relativ warme Allerödzeit (II) — M. Welten (1952, S. 75) spricht von
einer ersten ozeanischeren und einer späteren kontinentaleren Klimaphase der
Allerödzeit — folgte ohne größere Temperatursprünge bei allmählichem Ubergang
die jüngere Tundren- oder Dryaszeit (III). F. Firbas (1949, S. 285 ff.) ist der
Auffassung, daß diese Phase der Späteiszeit (III) mit einem kühlen, „subarktischen
" Klima keine Wälder kannte. Während in den nördlichen und extrem
ozeanischen Gebieten in der jüngeren Dryas- oder Tundrenzeit (III) eine „reine
Tundra" (M. Welten, 1952, S. 66) vorherrschte, nimmt man an, daß in dieser
Phase der Späteiszeit im Schwarzwald und in den Alpen (gegen Ende der
jüngeren Dryas- oder Tundrenzeit) lichtere Waldgebiete bestanden. „Es macht den
Anschein, als ob die Klimaverschlechterung der jüngeren Spätglazialzeit (wenigstens
bei uns) nicht das Ausmaß erreicht hätte, das man ihr, von Norden aus
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