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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0010
möddinger") bekannte Ertebölle-Kultur, die das Mesolithikum vertreten. Doch
wird der Beginn der mesolithischen Magiemosekultur und des Tardenoisien erst
in die Yoldiazeit und damit in den ersten Abschnitt der Nacheiszeit (Präboreal)
gesetzt, während die Ertebölle-Kultur mit dem dritten Abschnitt der Nacheiszeit
(älterer Teil des Atlantikums) beginnt und noch weit in die Postglazialzeit
(jüngerer Teil des Atlantikums) hinein lebte, ja sogar noch in das
Subboreal und damit bis in die bereits spätneolithische und bronzezeitliche
Epoche hineinreichte (F. Firbas, 1949, S. 49 ff.). In Nord- und Nordwestdeutschland
und im Südwesten lebte noch bis in die Allerödzeit hinein und
in Holstein etwas länger westliches Spät-Magdalenien (Grahmann, 1952, S. 254).
In Frankreich folgten dem Magdalenien das auch in Südwestdeutschland vertretene
Azilien und das Tardenoisien, das sich mancherorts bis in die Litorina-
zeit hinein hält, und die Kultur von Campigny (Campignien) (Grahmann, 1952,
S. 256; L. Zotz, 1956). Letztere Kultur wird nach E. Werth (1954, S. 321 f.) durch
den geochronologisch, stratigraphisch und prähistorisch festgelegten Horizont des
Höchststandes des postglazialen Litorinameeres stratigraphisch von neolithischen
Kulturen getrennt. Nach einem Vorschlag L. Zotz' (1956, S. 334) betrachten wir
in Anlehnung an Nougier (1950) „die Gesamtheit aller, vorwiegend groben, neolithischen
, äneolithischen und möglicherweise und zum geringsten Teil auch mesolithischen
Silexindustrien Süddeutschlands in Ubereinstimmung mit den Gepflogenheiten
in west- und südeuropäischen Ländern" als Campignien und verstehen
darunter „das Substrat einer im wesentlichen auf Silexgewinnung und Silex-
bearbeitung ausgerichteten Menschengruppe". L. Zotz (1956, S. 331) schreibt: „Im
Laufe ihrer Ausbreitung traten die Campignienleute mit den kulturell so vielgestaltigen
eigentlichen vollneolithischen Kulturen in Berührung. Es hat aber
zugleich den Anschein, als ob sich die Träger des Campigniens vielfach weitgehend
isoliert und als ob sie bis ins Äneolithikum hinein nicht nur mit, sondern auch
neben den Viehzüchterkulturen gelebt hätten . . . Campignien wird dort gefunden,
wo Silex massenhaft auftritt. Die Campignienleute waren also zur Zeit des
Neolithikums innerhalb der Gesamtbevölkerung eine sichtlich schon ,von Berufs
wegen* weitgehend in sich geschlossene Menschengruppe, die einen an natürliche
Lagerstätten gebundenen wichtigen Rohstoff, den geeigneten und erwünschten
Stein, zu beschaffen die Aufgabe hatte. Das geht so weit, daß Campignienleute
die ältesten Bergwerke eröffneten ..." (vgl. M. Jahn, i960). Wenn L. Zotz (1956,
S. 331) hervorhebt: „Niemals ist ein ... in situ erforschter, nach naturwissenschaftlichen
(geologischen, stratigraphischen, zoologischen, botanischen) Ergebnissen
als mesolithisch zu erweisender Kulturniederschlag beobachtet worden, in dem
neben den groben, zum Teil an Altpaläolithikum erinnernden Formen nicht auch
feinere Silices, die jungpaläolithische Abstammung verraten, aufgetreten wären" —
so trifft diese Bemerkung gerade auf das Freilandmesolithikum des südlichen
Breisgaus zu. 1948 publizierte Vogelsang Oberflächenfunde aus dem südlichen
Breisgau (Bollschweil), in denen er ein Freilandmesolithikum zu erkennen glaubte.
Aus dem gesammelten Material sonderte Vogelsang drei „Fundkomplexe" (A—C)
aus. Auf Grund rein typologischer Betrachtungsweise gliederte er diesen Gerätebestand
in eine „Stielspitzengruppe" (Fundplatz A), die er als epipaläolithisch
betrachtete, eine „Grobgerätekultur" (Jurakultur) (Fundplatz C) und in einen
dritten Fundkomplex, den er als „Tardenoisien I—III" beschrieb (Fundplatz B).
Das Uberwiegen der Pfeilspitzen mit herausgearbeiteter Schaftzunge (Stielspitzen)
erklärte Vogelsang durch „eine Verbindung unserer Siedler mit dem östlichen
Entstehungsherd dieses Gerätetypus — entweder direkt oder auf einem Umweg
über die Ahrensburg-Remouchamps-Gruppe", wobei Vogelsang seinen Fundkomplex
A mit dem „Prätardenoisien" von Remouchamps parallelisierte bzw. ihn
„etwas früher als Remouchamps" ansetzte (Vogelsang, 1948, S. 56 ff.). Fund-

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