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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0011
komplex B erbrachte „das typische, kleingerätige, buntfarbige Tardenoisien" und
Fundkomplex C schließlich Funde „der Grobgeräte führenden Jurakultur" K.
Gumpens (1935, 1938) (Vogelsang, 1948, S. 63, S. 69).

Leider bleibt, durch den Fundcharakter begründet, die zeitliche Einstufung dieser
Funde und des mit ihnen typologisch vergleichbaren Materials anderer Kulturen,
so etwa der „Lengfelder Kultur" K. Gumperts, unsicher. Eine Dreiteilung oder gar
relativchronologische Abfolge dieses veröffentlichten Materials erscheint zweifelhaft
. Wenn L. Zotz (1956, S. 333) Lengfeld als „ein paläo-meso-neolithisches
Kulturgemenge" betrachtet, so sieht man sich hier der gleichen Bewertung der
Funde gegenübergestellt. Man hat gelegentlich auch Funde aus dem Klettgau
(„Käppele" bei Baltersweil, Kreis Waldshut) diesen grobgeräteführenden Kulturen
zugewiesen. Auch diese Freilandfundstelle ist, ähnlich den anderen Fundstellen
des grobgerätigen Mesolithikums, durch ihren (natürlichen) Reichtum an Feuersteinen
ausgezeichnet. E. Gersbach (1950, S. 34) sieht in dieser Fundstelle am
Hochrhein „eine Schlagstelle, inmitten von Feuersteinen reich durchsetzter Felder"
und lehnt es ab, „zumindest für Südwestdeutschland", den Nachweis einer Jura-
Kultur als gültig zu betrachten, da die wenigen echten Geräte von dieser Fundstelle
dem Neolithikum anzugehören scheinen.

1947 hatte H.-G. Bandi eine zusammenfassende Übersicht des Jungpaläo-
lithikums der Schweiz veröffentlicht und dabei auch einige Azilien-Fundplätze
beschrieben, so etwa die Funde aus der Halbhöhle Birseck-Ermitage, Gemeinde
Arlesheim. Aus dieser Höhle stammen bemalte Kiesel, doch keine charakteristischen
mesolithischen Typen (H.-G. Bandi 1947, S. 177 ff.). Diese Kultur, die H.-G.
Bandi als „ein bereits völlig in Zersetzung begriffenes Magdalenien" bezeichnet
(H.-G. Bandi, 1947, S. 153), ist ferner bekannt vom Basler Rheinknie und der
oberen Donau. Im Hochrheintal wird diese Gruppe zahlreicher Kleinindustrien
durch eine zweireihige, flache Hirschhornharpune belegt (E. Gersbach, 1950, S. 32).
Die Herkunft des Aziliens ist noch ungeklärt, doch wird man wohl mit H. Schwabedissen
(1944, S. 219) annehmen dürfen, daß es aus dem „örtlichen Magdalenien"
erwuchs. Der Hochrhein kennt mesolithische Freilandstationen aus den Kreisen
Säckingen und Waldshut5). Da es sich bei diesen Funden jedoch ausschließlich
um Oberflächenfunde handelt und damit auch keine stratigraphischen Beobachtungen
vorliegen, wird man diesem Material nur einen beschränkten Aussagewert
zuerkennen dürfen. E. Gersbach (1950, S. 27) spricht deshalb auch allgemein von
„spätpaläolithischen Magdalenienjägern", die „sich bis in das Postglazial hinein
gehalten haben". Eine dieser spätpaläolithischen Regionalgruppen ist mit der
sogenannten „Stielspitzengruppe" vertreten. Ihr werden mehrere „Siedlungskomplexe
" (etwa Säckingen „Buchbrunnen-Sandäcker")6) zugeschrieben, die sich in
ihrem Fundmaterial an die endmagdalenienzeitliche Station „Röthekopf" (Säk-
kingen)7) anschließen lassen und neben den kennzeichnenden Stielspitzen auch
Chatelperronspitzen und Gravettemesser führen (E. Gersbach, 1950, S. 28). Zeigen
damit diese Stielspitzengruppen Gemeinsamkeiten mit den endmagdalenienzeit-
lichen Stationen („Röthekopf" und Kuckucksbad, L. Zotz, 1928), so bringt ein
Mikrostichel des „Lachengrabens" (Öflingen, Ortsteil Brennet)8) „eine Berührung
mit dem Tardenoisien" (E. Gersbach, 1950, S. 28). Die Herkunft auch dieser
Kultur ist noch ungeklärt. E. Gersbach (1950, S. 30) neigt dazu, dieses
Tardenoisien des Hochrheins einer Spätstufe zuzuordnen, die zeitlich „schon dem
Beginn der Jungsteinzeit entspricht". Frühe und späte Typen treten vermengt
auf und eine Gliederung ist nicht möglich, da wir keine Stratigraphie besitzen.
Neben dem „Buchbrunnen" (Säckingen) mit einer „schier unerschöpflichen Fülle
charakteristischer Geräte" (E. Gersbach, S. 31) ist das Tardenoisien des Hochrheins
ferner bekannt von Wallbach und vom „Heidenstein" ö). Mancherorts (Isteiner
Klotz 10) und Fundstellen der Schweiz, im Birstal (Augenstein, Birseck — Hohler

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