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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0026
Eine vergessene Brückenstelle am Hochrhein

Von Friedrich Disch, Lörrach

Eindrückliche Geschichts- und Kulturdenkmäler einer Stromlandschaft sind ihre
Brückenbauten. Was vermögen sie aus dem wechselnden Geschehen der Jahrhunderte
zu erzählen!

Die festen Überbrückungen des Rheinstroms in unserer Heimat am westlichen
Hochrhein lassen sich in ihrer ersten Erbauung festlegen. Die ältesten historischen
Brücken waren jene von Laufenburg und Basel, die in den Jahren 1207 und
1225 errichtet wurden, während für die Brücken von Rheinfelden und Säckingen
keine genauen Daten ihrer Erbauung zu ermitteln sind. Die Rheinfeldener Brücke
bestand jedenfalls bereits im Jahre 1275, und die Rheinbrücke von Säckingen
wird 1343 urkundlich erstmals belegt (ältere Belege und Hinweise sind wohl bei
dem Klosterbrand von 1272 vernichtet worden).

Die malerisch-heimeligen Holzbrücken des späten Mittelalters mußten in
unserem Jahrhundert dem technischen Fortschritt weichen; einzig in Säckingen ist
es uns noch gegönnt, in überdachter Geborgenheit, auf knarrenden Dielen und
Balken den Hochrhein zu überschreiten. Möge uns dieses Meisterwerk des
Zimmererhandwerks erhalten bleiben!

Unsere kleine Betrachtung gilt jedoch einer anderen Brückenstelle, die, so mag
es scheinen, müde ihrer Geschichte, wieder in trauten Schlummer versunken ist
und heute als Vogelschutzgebiet ihren idyllischen Zauber den Freunden der Natur
und der Stille anbietet und schenkt.

„Do, wo de Rhy go Norde zieht", umklammert das zweitausendjährige Basel
den jungen Oberrhein — natürliches geographisches Zentrum der Landschaften
um Hoch- und Oberrhein — und wirkt mit seiner kulturellen und wirtschaftlichen
Bedeutungssubstanz weit über die politischen Grenzen am „Dreiländereck
" hinaus. Aber nicht die Ursiedlung Basels, das Kastell Basilea, gab zu
römischer Zeit dem oberrheinischen Raum das Gepräge; die unmittelbar nach
Cäsars Tod, wohl schon 44 v. Chr. gegründete Bürgerkolonie „Augusta Raurica"
war durch Jahrhunderte hindurch politischer, wirtschaftlicher und religiöser Mittelpunkt
des Landschaftsgefüges zwischen Jura, Schwarzwald und Vogesen. Etwa
zehn Kilometer oberhalb des großen Rheinknies gelegen, konnte von hier die
wichtige Verbindung nach Süden, nach Rom, über die Jurapässe Bözberg und
Hauenstein beherrscht werden. Die römische Stadtsiedlung war sowohl westliche
Ausgangsstellung für die militärische Eroberung des Schwarzwaldes und seiner
Randgebiete als auch der bedeutende Umschlagplatz am Nordende der großen
Handelsstraße. Von all der kulturellen Blüte und der städtischen Zentralität
künden die reichen und mannigfaltigen Ruinen und Fragmente, welche die
heutigen beiden Dörfer Äugst bergen (das Baselbieter Baselaugst und das
Aargauer, bis 1803 zum kaiserlichen Österreich gehörende Kaiseraugst).

Dem römischen Äugst gegenüber liegt auf der rechtsrheinischen Niederterrasse
am Saume des Dinkelberges das badische Dorf Wyhlen. Läßt schon der Ortsname
die Verbindung mit römischer Kolonisation deutlich werden, so zeugen bedeutsame
Funde im älteren Löß für die Anwesenheit von Menschen schon während der
Altsteinzeit. Auch die benachbarten Dörfer Grenzach und Herten besitzen in
ihren Ortsnamen vorgermanische Wurzeln, was für ein hohes Alter spricht.

Bevor der Hochrhein zwischen Äugst und Wyhlen sein heutiges Strombett
gefräst hatte, wechselte er mitunter seinen Lauf, und in steter Folge von
Abtragung und Anschwemmung modellierte der Rheinstrom hier etliche kleine
Inseln, wozu wohl auch das Juraflüßchen Ergolz seinen Beitrag leistete. Solch eine

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