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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0072
In jener Zeit spielte sich auch eine ergötzliche Szene ab, die dem Leser nicht
vorenthalten werden soll. Von 1482 bis 1504 war Rudolf von Werdenberg Großprior
. Bei einem Feldzug nach Holland gab es einmal einen Streit mit einem hohen
und angesehenen Adeligen, der dann in die Dienste der Stadt Basel trat. Auch
Bürgermeister Ritter von Berenfels mischte sich in die Auseinandersetzungen ein.
Als der Großprior nun seine Tochter mit einem stattlichen Gefolge zur Hochzeit
nach Schloß Landsberg bei Barr im Elsaß begleitete, ließ er den Zug bewachen.
Auf der Rückreise erfolgte bei Grißheim ein Überfall. Dabei gab es Verwundete
und Gefangene auf Seiten der Basler Herren. Zur Rache zog eine Heeresgruppe
von Basel, Solothurn und Bern mit einem Geschütz gen Heitersheim. Die Regierung
von Ensisheim wollte vermitteln und ließ das Schloß in Heitersheim besetzen
. Die Schweizer kamen zu spät. Nach einem jahrelangen Prozeß wurde Basel
verurteilt, zuvor aber doch ein Vergleich geschlossen. In einer alten Chronik steht
abschließend dazu der Satz: „Und Europa atmete auf!" So geschehen im Jahre
1489.

Mittlerweile war auch der Streit mit dem Freiburger Johanniterhaus geschlichtet
worden. Großprior Johannes Hegenzer von Wasserstelz zog 1505 in
Heitersheim auf. Ihm folgte Großprior Johann von Haustein im Jahre 1512, der
bis 1546 segensreich regierte. Da nun zur Erweiterung der Ordensgebäude der
Vorhof benötigt wurde, auf dem die Kirche stand, baute Großprior Johann von
Hattstein eine neue Kirche zwischen dem Nieder- und dem Oberdorf und verlegte
auch den Friedhof dorthin. Im Vorhof selbst erstand eine neue Zehntscheune und
ein Kornspeicher. Nach Osten hin wurde das mächtige Schloß gebaut mit Wohnungen
für den Großprior, für Ritter, für Priester, für Gäste, für die Verwaltung und
für die Dienerschaft. Dazu erstand eine eigene Kirche für etwa 100 Personen im
Barockstil. Auf Johann von Hattstein folgte Georg Schilling von Canstatt, der den
Ausbau des Schlosses weiterführte. Dieser Großprior wurde für seine Heldentaten
im afrikanischen Krieg in den Fürstenstand erhoben. Damit wurde die Kom-
turei Heitersheim ein Fürstentum, und alle folgenden Großpriore waren Fürsten
des alten deutschen Reiches. Der Schloßbau war mit dem Tode des Fürsten Georg
Schilling von Canstatt im allgemeinen abgeschlossen. Das Schloß wurde mit Wall
und Graben umgeben und macht nach dem Stich von Merian vom Jahre 1644
einen imposanten Eindruck. Feste Mauern mit Ecktürmen verstärkten die Festung.
Auch der Vorhof war durch einen Wassergraben vom Schloß getrennt. Der
Ort selbst konnte seiner beachtlichen Längsausdehnung wegen nicht befestigt
werden.

Im Bauernkrieg (1524/25) gab es auch in Heitersheim einige aufrührerische
Bauern. Die Stadt Freiburg beschwor zwar die Gemeinden Staufen, Krozingen
und Heitersheim, nicht mitzumachen, sondern Österreich die Treue zu halten. Doch
im Frühjahr des Jahres 1525 verstand es der Rädelsführer Hans Graf, der früher
im Schloß Schaffner — also Verwalter — war und sich darin auskannte, im
Ordenshaus die Meisterschaft an sich zu reißen und dem Markgräfler Bauernhaufen
die Tore zu öffnen. Das Schloß wurde geplündert. Hans Graf mußte seine Tat mit
dem Tode bezahlen: er wurde enthauptet. Seinem Helfer kostete es zwei Finger.
Was die Bauern und Hintersassen damals an Steuern zu entrichten hatten, geht aus
einer Schloßrechnung des Jahres 1585/86 hervor. Da gab es eine Art Grundsteuer,
dann die Weinsteuer, die Bannweinsteuer, die Leibsteuer (je Bürger und Hintersaß
zu Martini einen Sester Hafer sowie ein Fastnachtshuhn) und die Zehnten von den
Feldfrüchten in natura oder in Geld.

In der Reformationszeit blieben die Fürsten von Heitersheim der katholischen
Religion treu. Die Ordensbailei Brandenburg nahm die neue Lehre Martin Luthers
an, blieb aber mit dem hiesigen Großprior und Fürsten noch lange in Verbindung.

Die Wälder im hinteren Talgebiet des Sulzbaches bildeten von jeher eine

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