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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0073
Markgemeinschaft zwischen den Gemeinden Sulzburg, Döttingen, Seefelden-Betberg
und Heitersheim. Als es zu Uneinigkeit und Streitereien kam, wurden mehrere
Prozesse geführt. 1617 wurden durch Verhandlungen die Ansprüche geregelt,
der Waldbesitz geteilt und der Friede wieder hergestellt.

In Sorge um das Seelenheil der wachsenden Einwohnerschaft gründete Fürst
Johann Friedrich Hund von Saulheim im Jahre 1618 ein Franziskanerkloster und
übertrug den Patres die Seelsorge für die Gläubigen. Fürst Hund von Saulheim
zählt zu den markantesten Herren des Großpriorats. Zunächst erwarb er noch die
Nachbargemeinde Eschbach im Jahre 1613 hinzu. Die Patronatsrechte wurden den
Herren von Rappoldsstein abgekauft. Dann erließ der Fürst eine Herrschaftsordnung
, die ein vollständiges Bild über die innerstaatlichen Verhältnisse des Fürstentums
gibt. Sie enthält im ersten Teil das gesamte Polizeiwesen in 49 Titeln.
Im zweiten Teil mit 42 Titeln wird das Ämter- und Gerichtswesen geregelt. Auch
eine Feuerlöschordnung wurde erlassen, die so gut durchdacht war, daß sie bis
zum Weltkrieg 1914/18 in Kraft blieb.

Auch die Geselligkeit wurde in Heitersheim von jeher gepflegt. An Wirtshäusern
fehlte es nicht. Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es einen „Leven",
ein „Kreuz" und eine „Krone", nach dem großen Krieg kam das „Schiff" dazu.
Es gab 36 verschiedene Handwerker, die in sieben Zünfte zusammengefaßt waren
und in den Wirtshäusern ihre Zunftstuben hatten. Die Vorschriften wurden streng
gehandhabt. Der Zuzug wurde nach Möglichkeit eingeschränkt. Jeder Fremde
mußte ein Vermögen von wenigstens 60 Gulden nachweisen und acht Gulden Einstand
zahlen. Verschiedene Geschlechter sind aus Bayern und Österreich, aus der
Schweiz, aus Italien und aus dem Elsaß zugezogen.

Während des Dreißigjährigen Krieges wütete die Kriegsfurie vor allem in den
dreißiger Jahren in Heitersheim am schlimmsten. Der Ort wurde zur Hälfte verbrannt
und wiederholt geplündert. Ein Zeitgenosse, Kaplan Mallinger aus Freiburg
, schilderte die Zustände anschaulich. Bald plünderten die Schweden, bald die
Kaiserlichen. Das Schloß litt weniger. Der Fürstprior scheint mit den Schweden
eine Sicherheitswache vereinbart zu haben. Zwischen den Katholiken von Heitersheim
und den Protestanten in Sulzburg und Britzingen entstand damals eine echte,
christliche Verbrüderung. Rückten die Kaiserlichen an, so fanden die Sulzburger
und Britzinger in Heitersheim Unterkunft und Versorgung, näherten sich die
Schweden, so fanden die Heitersheimer in Sulzburg und Britzingen hilfsbereite
Aufnahme. Diese gegenseitigen Dienstleistungen finden auch heute noch in freundnachbarlicher
Zusammenarbeit ihren Niederschlag.

Ein weltbekannter Fürst und Großprior war Friedrich Landgaf von Hessen
(1647—1682). Obwohl er 35 Jahre regierte, war er die wenigste Zeit in Heitersheim
. Die hohe Politik hatte es ihm angetan. In Rom und in Wien war es für
diesen Lebemann kurzweiliger als in Heitersheim. Außerdem wurde er zum Erz-
bischof von Breslau gewählt, wurde später Fürsterzbischof und sogar Kardinal.
Schließlich fungierte er noch als Obersthauptmann in Schlesien. Obwohl der Kardinal
über riesige Einkünfte verfügte, litt er zeitlebens an Geldnot. Doch er war
auch ein Freund großer Feste und Gelage. An Maria Himmelfahrt veranstaltete er
ein großes Volksfest. Drei Tage floß der Wein jeweils stundenlang aus der Brunnenröhre
. Im Bericht wird erzählt, daß einige tausend Gäste von Freiburg sich
gütlich taten, ebenso die Domherren von Basel. Diejenigen, die zuviel des Guten
getan hatten, ließ der Fürst in den Garten legen und in Decken einhüllen. Der
Kardinal betätigte sich auch als Bauherr. In Weinstetten ließ er für seine Bedürfnisse
ein Jagdschlößchen errichten, in Wendlingen baute er ein neues Amtshaus
und in Heitersheim die Herrenmühle. Um die Bekämpfung der Pest in Neapel
soll sich dieser Fürst große Verdienste erworben haben. Wohl um sich zu verewigen
, ließ er Heitersheimer Taler mit seinem Bild prägen. Beim Goldmachen fiel

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