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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0075
eng miteinander verbunden. Zunächst wurden die Kassen versiegelt und die
Vorratsspeicher sowie das Archiv verschlossen. Lieferungen an die Ordenskassen
waren verboten. Die Verwaltung aller Einkünfte lag von nun an in der Hand des
Großherzogs. Das neue Land Baden konnte damit zufrieden sein!

Selbstverständlich hat der Malteserorden Anträge auf Rückgabe der verlorenen
Gebiete gestellt. Sie wurden jedoch auf dem Wiener Kongreß abgelehnt.
Das Fürstentum Heitersheim gehörte endgültig der Vergangenheit an. Der Orden
selbst aber lebt auch heute noch. Er fährt zwar nicht mehr mit seiner Flotte über
die Meere, sondern er fliegt mit seinen zahlreichen Flugzeugen. Wie früher pflegt
er Kranke und Hilfsbedürftige und übt Caritasarbeit aller Art aus. Auch heute
noch wird wie ehemals das feierliche Gelübde abgelegt. Die Mehrheit der Mitglieder
aber besteht aus Ehrenrittern, die kein Gelübde ablegen und in Deutschland
und vielen anderen Ländern Vereinigungen bilden.

Eines Edelmannes ist noch zu gedenken, der zwanzig Jahre in Heitersheim
wirkte: der letzte Kanzler des Malteserordens, Josef Albrecht von Inner. Dieser
Mann war ein Gelehrter, ein Dichter und ein Jurist von hervorragenden
Qualitäten, dazu noch ein beachtliches Sprachengenie. Er beherrschte nicht nur
die alten Sprachen, sondern auch das Französische, das Italienische und das
Englische. Nach seinem Studium war Ittner tätig auf dem Reichstag zu Regensburg
als Jurist, dann an der Reichshofratskanzlei in Wien und schließlich als
Archivar beim Fürsten von Hohenzollern-Hechingen. 1786 wurde er als Kanzler
des Malteserordens nach Heitersheim berufen. Neben seinen Amtsgeschäften fand
Ittner noch Zeit, sich auf allen Gebieten der Wissenschaft zu betätigen. Ihm war
es gegeben, mit einem Kreis der größten Köpfe seiner Zeit in Verbindung zu
treten, so mit dem Politiker vom und zum Stein und mit dem Theologen
Wessenberger. Dann sammelte er um sich einen Kreis von Gelehrten wie etwa
den Philologen Laßberg von Donaueschingen, den Dichter Jacobi von Freiburg,
den blinden Pfefferle von Kolmar, den Naturwissenschaftler Oken von Freiburg,
den Dichter Johann Peter Hebel und den Pfarrherrn von Betberg zu regelmäßigen
Zusammenkünften im sogenannten „Poetenwinkel", einem lauschigen
Plätzlein in seinem Parke. Hier wurde in alten und neuen Sprachen disputiert
über alle möglichen Gebiete der Wissenschaft. Die scharmante und geistreiche
Tochter Charlotte bewirtete die Gäste ihres Vaters und beteiligte sich selbst an
Gesprächen, da sie sich auch in den Wissenschaften auskannte und ein Sprachengenie
war. Diesen Poetenwinkel hat auch der Dichter Friedrich Lienhard in seinem
Roman „Oberlin" verherrlicht. Johann Peter Hebel verewigte Ittner durch ein
Gedicht aus Anlaß von dessen Abreise in die Schweiz als badischer Gesandter.
Er schreibt:

„Isch sei nit der Her Ittner, wo im Duft
dort an der Milchstroß got? Jez bukt er si
und bschaut e Blüemli, 's wird Dudaim sy."

Nachdem das Fürstentum Heitersheim dem badischen Staate einverleibt war,
wurde Ittner mit der Überführung der Fürstabtei St. Blasien in das Großherzogtum
betraut. Hierauf erfolgte seine Berufung zum Kurator der Universität Freiburg
, und gleichzeitig wurde er zum badischen Gesandten in der Schweiz bestellt.
Die letzte Wirkungsstätte war Konstanz, wo Ittner noch 12 Jahre als Kreisdirektor
amtete. Dort fand sein arbeitsreiches Leben einen gefeierten Abschluß als
getreuer Diener seines zweiten Landesherrn im Jahre 1827 im Alter von 76 Jahren.
Die Stadt Heitersheim wird vielleicht gut daran tun, das Andenken an diesen
ausgezeichneten und verdienstvollen Mann durch Benennung einer Straße in einem
der neuen Wohnviertel wachzuhalten und so die Brücke zu schlagen aus einer
großen, geschichtsträchtigen Vergangenheit in eine traditionsbewußte Gegenwart.

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