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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0019
gebildet worden. Auch in der Schweiz gibt es eine Anzahl von ingen-Namen, welche
eindeutig als spätere Analogiebildungen anzusehen sind. Bruno Bosch vermutet,
daß diese Siedlungen nach den inghoven-Orten entstanden sind, also etwa im
sechsten Jahrhundert.

Ebenfalls noch in die früheste Zeit der Landnahme gehören die Orte auf
-heim = Dorf Gehöft. Auch sie liegen auf waldfreiem Löß- und Lehmboden
in den Flußniederungen und Seitentälern, also ebenfalls in der alten
Siedlungslandschaft. Die ingen- und heim-Orte gehen sich am Oberrhein seltsamerweise
im allgemeinen aus dem Wege. Rechts des Rheines herrschen die
ingen-Orte vor, während die elsässische Rheinebene geradezu von heim-Sied-
lungen übersät ist, was auf fränkischen Einfluß zurückgeht. Den 195 heim-Orten
stehen dort nur 29 ingen-Siedlungen gegenüber. Bei dieser Namengruppe handelt
es sich im allgemeinen um große grundherrliche Siedlungen. Erwähnt seien hier
auch nur wieder einige stellvertretende Beispiele: Müllheim (758 Mulinheimo) —
Hügelheim (1113 Hugelheim) — Schopfheim (807 Scofheim) — Heitersheim
(832 Heitresheim); im Elsaß dann Markolsheim, Hegenheim, Otmarsheim und
viele andere. Oft ist in diesen Ortsnamen die Endung so abgeschliffen, daß sie
heute nicht mehr erkennbar ist. So geht Binzen auf das 767 erstmals erwähnte
Binusheim zurück, Eggenen auf Eckenheim (773), Beuggen auf Biuchheim (1247),
Kirchen auf Chirihheim (815) und Hertingen auf Hertincheim (1064). Arlesheim
bei Basel ist der südlichste Ausläufer dieser heim-Orte.

Auf die Zeit der Landnahme folgt dann nach der Niederlage gegen die
Franken im Jahre 496 und nach dem Verlust der äußeren Selbständigkeit die
Zeit des inneren Ausbaus. Dieser beginnt im sechsten Jahrhundert, gewinnt
verstärkte Bedeutung im neunten und erreicht seinen Höhepunkt im elften Jahrhundert
. Die in diese Ausbauzeit gehörenden Orte haben meist bescheideneren
Umfang, liegen auch schon auf schlechterem Boden oder lehnen sich an die
größeren ingen- und heim-Siedlungen an. Zum Teil stoßen sie auch schon in die
Gebirgslagen vor. Hierher gehören zeitlich zuerst die sogenannten inghoven-
Orte. Diese enden also nicht nur auf -ingen, sondern haben noch ein „hoven",
die alte Form von „Höfen", angehängt. Sie liegen im alemannischen Süden
zumeist in Landstrichen, die von den Alemannen erst am Ende des fünften
Jahrhunderts besetzt worden sind. In Baden klingen diese Namen heute im
allgemeinen genauso wie die auf -ingen und werden fälschlicherweise auch so
geschrieben. So gehen z.B. Bellingen auf Pallinchoven (1064), öflingen auf
Ovelinkon (1265) und Rümmingen auf Romaninchova (767) zurück. Auch dem
ehemaligen Bertlingen auf der Grenzacher Gemarkung liegt ein Bertilinghoven
zugrunde. Zu dieser Namengruppe gehören etwa noch Riedlingen (1147 Ruede-
linghoven), Tumringen (767 Tontarinchova), Wittlingen (874 Witringhove),
Tüllingen (1179 Tullincoovin) und Hüsingen, das auf Husinghoven zurückgeht
(1242 Husinchon).

In der Schweiz wimmelt es geradezu von diesen Ortsnamen, wobei die
Endung -inghoven meistens zu -ikon zusammengezogen worden ist, wie etwa in
Bubikon, Zollikon, Rüschlikon und Büttikon. Alle diese Orte haben zumeist viel
bescheideneren Umfang als die ingen- und heim-Siedlungen.

In die Zeit des Ausbaues nach dem siebten Jahrhundert — also in die
fränkische Zeit — gehören die weiler-Orte. Das Wort selbst geht auf das spätlateinische
villare = Gehöft zurück. Dieses villare war einst die neutrale Form
des Eigenschaftswortes villaris = zur Villa gehörig und bezeichnete also eine
Nebenanlage, die zum größeren Gutshof gehörte. Mit Weiler werden dann später
die grundherrlichen Kleingruppendörfer in den Randgebieten des Berg- und
Waldlandes benannt. Im Elsaß liegen sie deshalb am Vogesenrand, die heim-Orte

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