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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0020
dagegen in der Ebene. Auch die badischen weiler-Orte befinden sich im Bergvorland
, wie etwa Rheinweiler, Wasenweiler, Röttelnweiler und Badenweiler
zeigen.

Daß es sich hierbei immer um kleinere Siedlungen gehandelt hat, beweist
schon die Tatsache, daß von den bis jetzt festgestellten 214 weiler-Orten Badens
nur noch 88 als selbständige Gemeinden bestehen, während 67 Gehöftgruppen
sind, 51 zu Wüstungen wurden und 8 in anderen Ortschaften aufgegangen sind.
Oft wurde die Endung auch zu -wil abgeschliffen, wie etwa in den Hotzenwälder
Ortsnamen Rüßwihl (1383 Rueswiler), Görwihl (1193 Gerswillare), Remetschwihl
(Anfang 14. Jhdt. Reymboltzwiler) und Nöggenschwil, das 1297 noch Nökers-
wiler hieß. Wie wir sehen, liegen auch alle diese Dörfer im Berg- oder Bergvorland
.

Danach kommen wir nun zu jener großen Namengruppe, die der Christianisierung
der Alemannen ihr Entstehen verdankt. Mit der Übernahme
des Christentums durch die Germanen im siebten, achten und neunten
Jahrhundert werden wieder ganz andere Möglichkeiten der Ortsnamenbildung
geschaffen. Sehr viele neue Dörfer wurden nun nach Kirchen, Heiligen, Mönchen
und Nonnen benannt. Aus der großen Anzahl dieser Namen sollen auch nur
wieder einige wenige hervorgehoben werden.

Auf -kirch: Waldkirch — Lenzkirch — Sitzenkirch — Kirchzarten — Oberkirch
— Tannenkirch — Kirchen — Altkirch und Dammerkirch
im Elsaß.

Auf cella = Zelle eines Heiligen: Zell im Wiesental (1321 Celle) — Marzell

(1275 Marticelle = Zelle des hl. Martin) — Radolfzell (1181
cella Ratolfi = Zelle des Ratolf) — Appenzell, das auf abbatis
cella = Zelle des Abts zurückgeht, und Bischofszell bei St. Gallen.

Auf Kapelle: Kappel bei Achern, Bühl, Freiburg, Neustadt und Villingen,

Kappelrodeck und Frauenkappelen.

Auf Münster, das aus lat. monasterium = Kloster entstanden ist: Ettenheim-

münster, Münster bei Staufen, Münster im Elsaß und Beromünster
in der Schweiz.

Nach Mönchen, Pfarrern und Nonnen: Mönchweiler, Münchhausen, Münchenstein,

Pfaffenweiler, Pfaffenberg bei Zell und Nonnenweier. Auch der
Name der Stadt München geht auf eine Mönchsniederlassung
zurück und ist entstanden aus der Lagebezeichnung „Ort bei den
München".

Nach Heiligen: St. Blasien wurde benannt nach dem hl. Blasius, St. Georgen nach

dem hl. Georg, St. Gallen geht auf den hl. Gallus zurück, und
St. Märgen, das 1118 noch Sancte Marie hieß, verdankt ebenso
wie auch Mergentheim der Jungfrau Maria sein Entstehen.

Eine andere wichtige Namengruppe fällt in die Zeit der großen
Rodungen des 11. bis 15. Jahrhunderts.

In dieser Zeit wurde das Siedlungsbild Alemanniens, wie wir es heute überblicken
, geschaffen. Mit der Vermehrung der Bevölkerung wurde diese gezwungen,
sich neuen Siedlungsboden zu roden. Man drang in die großen Urwälder und
ins Gebirge vor und legte dort neue Siedlungen an.

Damals entstanden die vielen Rodenamen des Schwarzwaldes und der
Gebirgsgegenden der Schweiz. Erinnert sei hier vor allem an die Ortsnamen
auf -reut, -rütti, -riet, -schlag, -brand und an die vielen schwand-Orte des
Schwarzwaldes. Dieses „Schwand" geht nämlich auf mittelhochdeutsch swenden =
schwinden machen, zum Verschwinden bringen, zurück.

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