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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0007
Sollten die oben angeführten Gewann-Bezeichnungen wirklich keltischen Ursprungs
sein, würde unzweifelhaft feststehen, daß das Hebeldörfchen Hertingen
eine uralte keltische Siedlung darstellt. Mit dem Land übernahmen die späteren
Eroberer, die Alamannen, gewisse Fluß-, Gewann- und Gerätschaftsnamen wie
Chander, Belchen, Blauen, Kandel, Briglirain; Zaine, Benne usw.

Als die Alamannen etwa ums Jahr 280 n. Chr. in das bisher durch die Römer
besetzte Gebiet zwischen Alpen, Rhein und Main einbrachen und um 350 n. Chr.
auch das linksrheinische Ufer, das Elsaß, eroberten, gingen sie gegen die keltisch-
römische Bevölkerung nicht rücksichtslos vor. Sie schätzten die meist friedlichen
und fleißigen Handwerker und Bauern. Ihrer Zerstörungswut fielen nur die
festen Plätze, Festungen usw. zum Opfer. Sie verabscheuten die geschlossenen
Ortschaften und bevorzugten das Wohnen in einzeln stehenden Gehöften inmitten
von Feld, Wald und Wiesen. Die keltisch-römischen Ansiedler, die bereits eine
Mischrasse zweier verschiedener Völker darstellten, wurden nach dem Kriegsrecht
jener Zeit zu Leibeigenen gemacht. In kultureller Beziehung wirkten sie auf die
Alamannen vorteilhaft ein, indem sie sie mit Handwerk und Ackerbau und mit
dem damals schon an geeigneten Orten betriebenen Weinbau bekannt machten.

Das durch die Römer ins Land gebrachte Christentum mußte den heidnischen
Gottheiten der Eroberer vorerst weichen. In sittlich-kultureller Beziehung waren
die Alamannen der keltisch-römischen Bevölkerung indessen weit überlegen. Sie
hatten reinere Sitten, ein reineres eheliches Zusammenleben, hielten sich streng
an Treu und Glauben, an den Handschlag.

Im Verlaufe der Zeit fand eine Vermischung der verbliebenen keltisch-römischen
Bevölkerung mit den Alamannen statt, so daß sich die Bevölkerung des
engeren badischen Landes, vornehmlich auch des Markgräflerlandes als Grenzgebiet
, aus drei verschiedenen Elementen zusammensetzt, keltischen, römischen
und germanisch-alamannischen.

Uber die Sittenreinheit und das Christentum schreibt Prof. Fecht: „Sein, des
Markgräflers Christentum, ist ein praktisches, weniger um Form und Wort, weniger
um Außendinge sich kümmernd, sondern vielmehr das tiefinnerste Wesen
erfassend und bestätigend. Die Sittenreinheit hat sich vielleicht in keinem Teile
des Landes bis in die neuere Zeit so sehr erhalten wie bei den Markgräflern!"

Herr Dekan Schäfer äußerte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
über Hertingen: „Die Hertinger sind beim Amt in Lörrach sehr wohl angeschrieben
und in hohem Ansehen. Es sind äußerst fleißige und solide Leute, mit
denen Amt und Gericht wenig zu schaffen haben."

Nach den Ausführungen von Prof. Fecht über die „Großherzoglich-Badischen
Amtsbezirke Waldshut, Säckingen, Lörrach und Schopfheim von 1850" stammt
der Name Hertingen von Hertikeim, Hertichon oder Hertichen ab. Er bezeichnete
es damals als ein „Pfarrdorf mit Schule und 465 evangelischen und 15 katholischen
Einwohnern." Es liege „1136 Fuß (ca. 350 m) hoch in einer Vertiefung der
Hochebene, auf dem westlichen Ausläufer des Sausenharts, einige Minuten zur
Rechten der Basel—Schliengenstraße, 9V2 Std. von Freiburg, 3V2 Std. von Lörrach,
1 Stunde oberhalb Schliengen." Die Gegend wird als fruchtbar geschildert und „die
ziemlich bemittelten Einwohner ernähren sich von Feld- und Weinbau (30 Morgen,
90 Ohm zu 15 fl.), Erzgraben, Viehzucht (217 Stück Rindvieh) und etwas Bienenzucht
(31 Stöcke). Das Grund-, Häuser- und Steuerkapital beträgt 381 000 fl.,
das Gewerbesteuerkapital 54 000 fl., der Almosen- und Schullegatenfonds 102 fl.
(fl = Gulden, 1873 = 1,73 M.)."

Hertingen, ein ziemlich alter Ort der Landgrafschaft Sausenberg, bestand im
13. und 14. Jahrhundert aus einzelnen Höfen wie Meierhof, Münchweiler Hof,

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