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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0018
kraft hingestürzt ist an der Marke seiner Tage, hingerafft durch — durch raschen,
jähen Tod." Man beachte — kein Wort von „meuchlings erschossen".

Die übrigen Gefallenen setzte man in Kandern bei. Dort war noch anfangs
der 70er Jahre das Grab auf dem Friedhof zu sehen. Und dann war jede Erinnerung
verwischt. Hecker hatte in Konstanz begonnen und war über Donaueschingen
nach Kandern gezogen. Es gab wohl keine Liste der Teilnehmer an dem
Zuge. Manche kamen unterwegs dazu, andere entfernten sich. So hatte zwar der
Kanderner Pfarrer eine Reihe Namen; aber er mußte im Kirchenbuch bemerken:
Von den übrigen vier weiß man jetzt noch nicht die Namen und ihre Heimat
anzugeben. Alle elf aber wurden am 22. April, abends vier Uhr, auf dem hiesigen
Gottesacker in elf Särgen unter geistlicher Functionierung und großer Anzahl
Anwesender beerdigt."

Eine Anzahl der Gefallenen konnte einwandfrei identifiziert werden. So vor
allem der Leibgrenadier Philipp Roll von Weisenbach im Murgtal. Der Truppenteil
forderte bald über das Bezirksamt die Montur zurück. Im Kirchenbuch seiner
Heimatgemeinde steht, daß er als Soldat in einem Gefecht bei Kandern am 20. 4.
1848 fiel. Das Kanderner Kirchenbuch weiß auch von einem Schreiner aus Schönau
mit Namen Benedict; das Pfarramt Schönau teilte aber mit, daß der Name dort
nicht bekannt sei. Vielleicht sei er vorübergehend in Schönau gewesen. Dagegen
treten auf dem Bezirksamt Donaueschingen zwei Zeugen auf, die den Namen
eines der Gefallenen wissen. So klärten sich manche Dinge schon damals, als die
Gemeinde Kandern den Heimatgemeinden die Rechnungen für die Beisetzungskosten
schickte.

Die Namen sind seither vergessen gewesen. Nur der Name von Gagern hielt
die Erinnerung an seinen Tod fest, weil die Familie im Jahre 1890 einen Findling
mit der Inschrift „General-Lieutenant Friedrich Freiherr von Gagern gefallen den
20. April 1848" auf der Scheideck aufstellte. Unter diesem Findling liegt nun eine
Granitplatte mit der Inschrift: „In diesem Gefecht fiel von den Regierungstruppen
der Führer Freiherr von Gagern und vom Karlsruher Leibregiment der Grenadier
Philipp Roll. Von den Aufständischen unter Friedrich Hecker fielen: . . .". Dort
auf dem Stein folgen die Namen in alphabetischer Folge. Hier aber folgen wir
Heckers Zug, der in Konstanz begann und über Donaueschingen hierher führte.
Es sind gefallen: aus Konstanz Albert Sulzer; aus Dettingen, Kreis Konstanz
Jakob Nägele und aus Allensbach, ebenfalls Kreis Konstanz, Fidel Schwerter.
Aus dem Kreis Radolfzell war Friedrich Ritter, nämlich von Möggingen, und
Thaddäus Weißenberger kam aus Weißweil im Amt Waldshut. Josef Bauer war
in Donaueschingen daheim, und Matthias Holzhauser aus dem benachbarten Riedböhringen
. Nur Johann Philipp Heinberger stammte aus dem Unterland, aus
Widdern im Kreis Adelsheim. Das sind die neun bekannten Namen; zwei der
Toten sind dem Namen nach nicht bekannt.

Abschließend nochmals Veit Valentin: „Ein merkwürdiger Anblick: der General
im patrizischen Bürgerrock gegenüber dem Bürger in Uniform des Sozialrevolutionärs
, der welterfahrene, weitgereiste politische Denker gegenüber dem
Träumer, dem eine ferne Zukunft näher war als der Rhythmus seiner Gegenwart
— aber beides deutsche Männer von Eigenwuchs und quellender Eigenart, die sich
als Kollegen etwa im Parlament stundenlang festgesprochen und womöglich doch
zu patriotischer Zusammenarbeit gefunden hätten." Und Karl Schurz, der spätere
amerikanische Feldherr und Staatsmann, in seinen Erinnerungen: „Es wird mir
warm ums Herz, so oft ich mich in jene Tage zurückversetze . . Man respektierte
den, der bereit war, sich für eine gute und große Idee totschlagen zu lassen. Und
wer immer, sei es Individuum oder Volk, Momente solch opferwilliger Begeisterung
in seinem Leben gehabt hat, der halte die Erinnerung in Ehren."

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