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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0053
Faller und das Hotel „Löwen" befindet. Die ersten Amtmänner entstammen dem
Geschlecht der Weber aus dem nahegelegenen Lörrach-Stetten. Eines der Kinder
war Konstanze Weber, die 1763 in Zell geboren wurde. So darf sich Zell rühmen,
der Geburtsort der Gemahlin Mozarts zu sein. Ebenso ist in Zell der Vater des
Komponisten Carl Maria von Weber geboren.

Eine grundlegende Veränderung brachte für Zell das Jahr 1806, nachdem das
Kloster in Säckingen aufgehoben und der Ort aus dem vorderösterreichischen Verband
entlassen wurde. Die Rechte der Grundherren von Schönau wurden erheblich
eingeschränkt; sie erloschen im Jahre 1835 endgültig.

In seiner langen Geschichte gab es für Zell nur wenige Jahrzehnte, in denen
die Bevölkerung von kriegerischen Ereignissen verschont geblieben war. Als
Grenzort zwischen Vorderösterreich und der Markgrafenschaft befand sich der
Ort stets in einer prekären Lage. Es kam immer wieder zu Truppendurchmärschen
von Kaiserlichen, Franzosen, Schweden, zu Einquartierungen, Kontributionen,
Schanzarbeiten und sonstigen Frondiensten. So wird berichtet, daß am Ostermontag
des Jahres 1446 Söldlinge aus Basel nach Zell vorstießen und den Vogt
Schühlin gefangen genommen hatten. Im Jahre 1634 legten Schweden Feuer an
den 1515 neu erbauten Kirchturm. Anno 1796 marschierten 400 Mann Kavallerie,
von der Sirnitz kommend, über Schönau in Zell ein. Dabei kam es zu einem heftigen
Gefecht im Gewann „Schwarznau", worauf die Franzosen die Flucht ergriffen
. Noch zeugen heute auf dem Zeller Blauen, dem Schänzle, auf dem ein
Wachtturm gestanden hatte, sowie im Gebiet der Hohen Möhr zahlreiche Uberreste
von Schanzgräben aus dieser turbulenten Zeit. Der Bau der Schanzen und
Wälle geht noch auf Pläne des Grafen Carl Egon von Fürstenberg, des Seiner Kaiserlichen
Gnaden Generalwachtmeister, sowie — später — des Markgrafen Ludwig
Wilhelm von Baden, der als „Türkenlouis" bekannt war, zurück. Die erste Linie
des „Westwalls" verlief über den Hotzenwald nach Todtmoos-Au, Gersbach bis
nach Zell, und von hier über den Hau zur Krinne weiter bis in den nördlichen
Schwarzwald; Zell als Grenzort spielte in dem Verteidigungssystem eine besonders
wichtige Rolle. Sicher aber waren in Zell bereits in früheren Zeiten ausgedehnte
Grenzbefestigungen angelegt worden.

Ansonsten wurde die Bevölkerung des öfteren von Hungersnot und schweren
Seuchen heimgesucht. Eine Votivkapelle, die gegenüber der jetzigen Wiese-Brücke
gestanden hatte und Anfang dieses Jahrhunderts abgetragen wurde, erinnerte noch
an die Zeit, da die Pest in unserer Heimat ihre Opfer forderte.

Mit der Verleihung der Stadtrechte am 19. Juli 1810 durch den Großherzog
Karl Friedrich begann für Zell ein neuer Abschnitt seiner Geschichte. Zugleich fand
das System der Großvogtei ihr Ende. Der größte Schicksalsschlag für die junge
Stadt und die Bevölkerung war der 23. Juli 1818 — vor nunmehr knapp 150
Jahren —, als die ganze Ortschaft mit Ausnahme weniger Häuser, die am anderen
Ufer des Wiese-Flusses gestanden haben, in wenigen Stunden ein Raub der Flammen
wurde. Das Feuer brach um die Mittagsstunde in der mit Stroh bedeckten
Scheuer des Gasthauses „Drei König" in der Nähe der katholischen Kirche aus und
vernichtete 64 Häuser. Die Existenz der Bauern und Handwerker sowie des einst
blühenden textilen Gewerbes war damit vernichtet. Trotz großer Not nicht mutlos
geworden, gingen Stadtväter und Einwohner daran, die Stadt wieder aufzubauen,
und zwar nach völlig neuen Plänen.

III. Landwirtschaft und Industrie

Schon kurze Zeit nach der Errichtung einer Expositur durch die Säckinger
Fridolinsmönche wurde Zell ein Dorf mit wenigen Hofgütern. „Auf der Au"
— dem Gelände, auf dem heute Weberei und Verwaltung der Irisette-Werke

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