Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0006
Großfürsten Peter III. von Rußland, dessen Vater Karl Friedrich von Holstein-
Gottorp der Gemahl Annas, Tochter des Zaren Peter I. (1689—1725) und der
Zarin Katharina I. (1725—1727) sowie Schwester der Zarin Elisabeth (1741 —
1762), war. Von der Zarin Elisabeth als zukünftige Gemahlin ihres Neffen Peter
(III.) ausersehen, reiste die deutsche Prinzessin mit ihrer Mutter nach Rußland.
Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst trat bald nach ihrer Ankunft in
Petersburg zum griechisch-orthodoxen Glauben über (28. 6. 1744) und nahm dabei
den Namen Katharina an. Am 29. 6. 1744 erfolgte die Verlobung mit Großfürst
Peter III., am 21. 8. 1745 die Eheschließung. Als die Zarin Elisabeth 1762 die
Augen schloß, bestieg ihr Neffe Peter III. für wenige Monate den Thron, wurde
aber durch eine Militärrevolte abgesetzt und ohne Mitwissen seiner Frau ermordet.
So wurde Katharina II. Zarin von Rußland (1762—1796). Sie setzte das von
Peter dem Großen begonnene Werk der Europäisierung Rußlands fort.

Die „200 Familien aus Deutschland", von denen der Brief spricht, kamen also
nicht im Jahre 1700 nach Rußland, sondern erst nach der Thronbesteigung Katharinas
II. (1762). Außerdem wurden sie ihr nicht von ihrem Vater zur Erleichterung
ihrer Einsamkeit mitgegeben, sondern die Einwanderung nach Rußland erfolgte
auf Grund eines Manifestes vom 22. 7. 1763, nachdem ein vorausgegangenes
Manifest keinen nennenswerten Erfolg gehabt hatte.

Hatte Zar Peter I. vor allem die Einwanderung deutscher Handwerker, Kaufleute
und Gelehrter gefördert, so faßte Katharina — angeregt durch die systematische
Siedlungspolitik Preußens und Österreichs und beeinflußt durch die Lehre
der Physiokraten von der Bedeutung der Landwirtschaft für den Staatsorganismus
— von vornherein die Werbung von bäuerlichen Bevölkerungskreisen ins
Auge, obwohl das Manifest vom Jahre 1763 keinerlei Beschränkungen hinsichtlich
der Berufe der Einwanderer aussprach. Durch eine Reihe beachtlicher Privilegien
wurde der Entschluß zur Ortsveränderung erleichtert: freie Religionsausübung;
Steuerfreiheit (für ländliche Kolonisten auf zehn, für Kolonisten in Moskau und
Petersburg auf fünf Jahre); Unterstützung mit Darlehen durch die Regierung;
Freiheit vom Militär- und Zivildienst; Unterstützung für Fabriken, die Waren
herstellten, welche es in Rußland noch nicht gab; volle Bewegungsfreiheit innerhalb
Rußlands.

Während der Brief von Beideck an Beidek für die Auswanderer ins Wolgagebiet
die Herkunftsländer Hessen und Bayern angibt, zeigt die Übersichtskarte,
die Dr. Karl Stumpp in seinem Buche „Die deutsche Auswanderung nach Rußland
1763—1862" 2) veröffentlicht, daß nur aus Hessen Auswanderer ins Wolgagebiet
gezogen seien. Die im gleichen Buch von Dr. K. Stumpp veröffentlichte „Übersicht
über die Auswanderungszeiten, Herkunftsländer und Ansiedlungsgebiete" bringt
für die Jahre 1763—1768 und das Zielgebiet Wolga die Herkunftsländer Hessen,
die Rheinlande, Pfalz und Württemberg, Friedrich-Karl Hüttig dagegen erwähnt
in seinem Buch „Die pfälzische Auswanderung nach Ost-Mitteleuropa im Zeitalter
der Aufklärung, Napoleons und der Restauration" 3) als Herkunftsländer der
Wolgakolonisten innerhalb Deutschlands die Pfalz, Hessen, das Rheinland, Baden,
Bayern, Ostpreußen, Schlesien, Sachsen-Anhalt, dann an deutschsprachigen Gebieten
Elsaß-Lothringen und Tirol, schließlich aber auch nichtdeutsche Länder wie
Dänemark, England, Frankreich u. a. Faßt F. K. Hüttig also einerseits den Raum
der abgebenden Länder sehr weit, so wird er andererseits durch die Ausführungen
von Dr. K. Stumpp und anderer Forscher vor allem auch von der vergleichenden
Sprachwissenschaft her auf die Gebiete der Kurpfalz und Hessens eingeengt.

Die Träger des Familiennamens Beideck, die sich im südbadischen Raum finden
(s.u.), lassen sich alle auf Johann Michael Beideck zurückführen, der 1760 als
Schulprovisor von Staffort bei Karlsruhe nach Schweighof/Kreis Müllheim kam.

4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0006