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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0007
Damit rücken die Ursprungsgebiete der Wolgadeutschen Beideck und des amerikanischen
Beideck, der von Müllheim nach Chicago auswanderte, eng zusammen in
den nordbadischen-hessischen Raum. Es lag also zunächst die Vermutung nahe,
daß durch Verzweigung der Familie in dieser Gegend eine Beziehung zueinander
gefunden werden konnte. Anfragen bei den hessischen Archiven in Wiesbaden,
Darmstadt, Marburg und Braunfels 4) ergaben, daß der Name Beideck im hessischen
Raum völlig ungewöhnlich sei. Weder in den Hessenbänden des Deutschen
Geschlechterbuches noch in den Namenregistern der „Mitteilungen der Hessischen
Familienkunde" sei er genannt. Auch das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München
konnte keine positive Antwort geben 4). Somit blieb der nordbadische Raum
übrig. Vom Bad. Generallandesarchiv Karlsruhe wurde die Auskunft erteilt, daß
Akten über Auswanderungen nach Rußland nicht festzustellen seien. Auch die
Durchsicht des Aktenbestandes Staffort 5), von wo Johann Michael Beideck
stammt (s. o.) sowie der Stammtafel Beideck 5) sei ergebnislos verlaufen. Als
einziger greifbarer Anhaltspunkt ergab sich die Feststellung, daß ein Michael
Beideck aus Staffort die Auswanderung nach Jütland im Jahre 1761 beantragt
habe 6). Das war insofern ein Lichtblick, als F.-K. Hüttig einmal unter den Gebieten
, aus denen Auswanderungen ins Wolgagebiet nachzuweisen sind, auch Dänemark
aufzählt, zum anderen als Reiseweg der südwestdeutschen Auswanderer die
Strecke Worms — Hannover — Lübeck — Kronstadt — Saratow angibt. Es erschien
also durchaus denkbar, daß ein 1761 nach Jütland ausgewanderter Beideck
sich in Lübeck dem Strom der Rußland-Wanderer angeschlossen haben könnte,
auf diesem Wege an die Wolga gelangt wäre und dort dem Dorf Beideck den
Namen gegeben hätte. Dieser Vorgang der Namensgebung ist in dem eingangs
zitierten Brief ganz richtig wiedergegeben. Allerdings war es nur eine geringe Zahl
von Dörfern, die ihren Namen von Gemeindevorständen bekamen; die weitaus
größere Anzahl an Namensgebungen erfolgte nach anderen Grundsätzen. — Der
Vermutung, daß die Auswanderung einer Beideck-Familie aus Baden direkt an die
Wolga erfolgt sein könnte, steht die Tatsache entgegen, daß der Aufruf zur Ostkolonisation
durch Katharina II. erst im Juli 1763 erfolgte. Bis man sich zur
Reise entschlossen und diese vorbereitet hatte, vergingen sicherlich Wochen. Vor
allem die lange Fahrt selbst dürfte Monate gedauert haben. Es ist also kaum
damit zu rechnen, daß die große Masse der Auswanderer (man schätzt die
Zahl mit 27 000!) vor 1765 ihr Ziel erreichte. Das Dorf Beideck aber gehört zu
den fünf Dörfern, die bereits 1764 gegründet worden sind (Anton, Beideck,
Dobrinka, Galka und Schilling). Das Jahr 1765 ist für 10 Dörfer der Wolgadeutschen
als Gründungsjahr angegeben, das Jahr 1766 für 21 Dörfer und das
Jahr 1767 für 68 Dörfer. Schon aus diesen Zahlen läßt sich ablesen, wie der
Siedlerstrom von 1765 bis 1767 angeschwollen ist, 1764 aber kaum schon geflossen
sein dürfte. Insgesamt wrurden 104 Dörfer gegründet und nicht nur 60, wie in
dem Brief (vgl. Abschn. 1) erwähnt wurde.

In diesem Zusammenhang ist nun ein Beitrag wichtig, den Hellmut Berg
1937 unter Überschrift „Südwestdeutsche Kolonisten in Schleswig und Jütland" 7)
veröffentlicht hat. Er schildert darin, wie die Könige Friedrich IV. (1699—1730)
und Friedrich V. (1746—1766) von Dänemark zuerst vergeblich, dann mit größerem
Erfolg versucht hätten, ausländische Siedler zur Bebauung der weiten
Heideflächen Jütlands und Schleswigs zu gewinnen. Mit der Werbung in Deutschland
wurde der Legationsrat Moritz in Frankfurt a. M. beauftragt. So kam es,
daß der südwestdeutsche Raum die meisten Siedler stellte. Unter den Heimatorten
zählt Hellmut Berg auch das Dorf Spöck auf, das mit Staffort zusammen eine
Pfarrgemeinde bildet. Somit scheint der oben erwähnte Michael Beideck, der
1761 die Auswanderung nach Jütland beantragte, zu dem Kreis der Kolonisten

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