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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0061
Forschungen zur oberrheinisen Landesgeschichte Band XIX. Kurt Hils: Die Grafen von
Nellenburg im 11. Jahrhundert. Ihre Stellung zum Adel, zum Reich und zur Kirche.
Eberhard Albert Verlag, Freiburg im Breisgau. Preis DM 18,—

Der Verlag Eberhard Albert, Freiburg/Br., hat in seiner dankenswerten Schriftenreihe
der „Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte" seinen 19. Band erscheinen
lassen. Der Verfasser Kurt Hils widmet ihn den Grafen von Nellenburg, ihrer Stellung
zum Adel, zum Reich und zur Kirche im 11. Jahrhundert. Professor Dr. Teilenbach, Dr.
Klaar und Oberarchivrat Dr. Berner standen dem Werk Pate und bürgen für seine wissenschaftliche
Qualität.

Nur zum geringeren Teil als Familiengeschichte aufzufassen, widmet sich diese Dissertation
vor allem dem Gedanken, wie eine bedeutende Adelsfamilie des süddeutschen Raumes
zwischen Rhein und Donau (Hegau) sich dem Problem ihrer Zeit stellt, von ihnen erfaßt
wird und sich darin bewährt. Diese Stellung der Grafen von Nellenburg zu den geistigen
Strömungen des 11. Jahrhunderts, zu ihren unmittelbaren Nachbarn wie Kaiser, Papst und
Klöstern bildet daher das Hauptthema. Auch der Adel am Hoch- und Oberrhein und
zumal ein so bedeutendes Geschlecht wie die Nellenburger, das zu dem wohlhabendsten
und angesehensten im alemannischen Bereich zählte, konnte sich einer Parteinahme im
Rahmen des damaligen Investiturstreites nicht entziehen.

Das zwangsläufig daraus entstehende Zeitbild steht beispielhaft auch für andere Herrschaften
am Oberrhein, die zwischen Tradition und der jeweiligen politischen Notwendigkeit
sich zu immer neuen Entscheidungen gefordert sahen.

Nach einleitenden Bemerkungen über den Namen und die Herkunft der Grafen von
Nellenburg, die vor allem durch die Gründung des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen
1050 ins Licht der Geschichte traten, erfahren wir hauptsächlich von den Beziehungen
zum Kloster Hirsau. Auch das Kloster St. Blasien, das Kloster St. Georgen und nicht zuletzt
die Abtei Reichenau spielen immer wieder in die Geschichte und Geschicke der Grafen
von Nellenburg. Auf der Reichenau fanden auch viele Familienmitglieder ihre Grablege,
nachdem Ekkehard von Nellenburg dort 1072—1088 Abt war. Auch zahlreiche Klostergründung
gehen auf die Grafen von Nellenburg und ihre Familie zurück. So u. a. auch die
des Klosters Pfaffenschwabenheim bei Bingen.

All diese Klostergründungen oder der Bau von Kirchen zeugen von einem stets guten
Verhältnis zur Kirche. Dies wurde noch unterstützt durch ein entferntes Verwandtschaftsverhältnis
des Grafen Eberhard zu Papst Leo IX., des Elsässer Papstes. Sein Sohn Udo
war außerdem Erzbischof von Trier, ein weiterer Sohn, Ekkehard, wie schon erwähnt, Abt
des Klosters Reichenau.

Aber auch zum Kaiser pflegten die Grafen von Nellenburg immer gute Beziehungen.
Auch hier zeigt der Verfasser z. T. enge verwandtschaftliche Bindungen zu Heinrich II.
Von Konrad II. erhalten die Nellenburger die Vogtei Reichenau und die Grafschaft
Zürichgau. Durch Heinrich III. bekommt Graf Eberhard das Münzrecht für Schaffhausen,
der den Kaiser auch auf seinem Italienzug begleitete.

Im Investiturstreit, der 1076 seinen Höhepunkt erreichte, ergab sich aus diesen vielseitigen
Beziehungen zu Kaiser und Papst für die Nellenburger eine schwierige Lage.
Häufig sehen wir sie daher auch als Mittler der streitenden Parteien. Nach und nach ging
aber die anfangs überwiegend kaisertreue Haltung auf ein deutliches Überschwenken zum
Papst über. Das hatte seinen Grund nicht zuletzt in dem zufälligen Ableben des einen
oder andern Familienmitgliedes der Nellenburger, je nach der Seite, auf die sie sich im
Verlauf des Streites gestellt hatten.

Die quer durch die Familien, die Klöster, die Fürsten und das ganze Land verlaufende
Parteinahme für oder gegen den Papst bzw. den Kaiser wird hier am Beispiel der Grafen
von Nellenburg mit bewundernswerter Sorgfalt aufgezeigt. So entsteht gerade für diese
politisch so verworrene Zeit ein aufschlußreiches Bild eines Teiles unserer oberrheinischen
Geschichte. Ein reiches Literatur- und Quellenverzeichnis gibt reichlich Anregung für jeden
Freund der Heimatgeschichte.

Gerhard Moehring

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